
Der 200-Millionen-Euro-Aufstieg: Nottingham Forest und das große Geld


Nottingham Forest steht nun als Aufsteiger in die Premier League fest – und strotzt jetzt nur so vor Geld. Der Vergleich mit deutschen Kennzahlen fällt deutlich aus.
Nottingham Forest war im Weltfußball mal das, was man als große Nummer bezeichnet: Zweimal gewann der Klub aus der zwei Autostunden von Manchester entfernten Stadt den Europapokal der Landesmeister, den Vorläuferwettbewerb der Champions League. Das ist allerdings über 40 Jahre her, in den jüngsten 23 Jahren spielte der einst stolze Klub in Englands unteren Ligen.
Dass Nottingham nun doch wieder vor einer verheißungsvollen Zukunft steht, liegt an dem, was sich am Sonntag im Londoner Wembleystadion zutrug: Durch einen 1:0-Sieg im Play-off-Finale gegen Huddersfield löste das Team als letzte Mannschaft das Ticket für die Teilnahme an der englischen Premier League. Zuvor hatten der FC Fulham und der AFC Bournemouth den Weg nach oben angetreten. Das ist nicht nur ein sportlicher Erfolg, sondern hebt den Klub auch finanziell in völlig neue Dimensionen: Umgerechnet mindestens 200 Millionen Euro bringt der Aufstieg dem Verein nach Angaben der Deloitte Sports Business Group.
Englands Fußball erhält vier Milliarden Euro pro Jahr
Es ist ein Betrag, der sich aus dem TV-Deal speist, den die englische Premier League mit den Übertragungspartnern BT Sports, Sky Sports, Amazon Prime und NBC vor einem Jahr abgeschlossen hat. Demnach erhalten die Klubs in Englands Oberhaus innerhalb von drei Spielzeiten mehr als zwölf Milliarden Euro, durchschnittlich also vier Milliarden Euro. Für Nottingham bedeutet das nach Angaben von Deloitte, dass sich die Einnahmen im Fall eines Klassenerhaltes auf bis zu 320 Millionen Euro erhöhen könnten. Und selbst, wenn in einem Jahr der direkte Wiederabstieg feststehen würde, würde der Klub weich fallen: In diesem Fall öffnet sich ein "Fallschirm", der eine Zahlung von umgerechnet 95 Millionen Euro garantiert. Die BBC hatte das Finale gegen Huddersfield deswegen als "Spiel um den Fußball-Reichtum" bezeichnet.
Der englische Überfluss wird deutlich, wenn die Zahlen in Bezug zu den Bilanzsummen gesetzt werden, die in der deutschen Bundesliga gelten. Die für die Vermarktung zuständige Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat im Juni 2020 einen TV-Vertrag abgeschlossen, der den 36 Klubs der ersten beiden Profiligen über vier Jahre durchschnittlich 1,1 Milliarden Euro garantiert. Das ist immer noch viel, womit die deutsche Liga europaweit sogar noch knapp vor Spaniens La Liga rangiert. Dennoch sind die Verhältnisse kaum miteinander zu vergleichen. Die Spielvereinigung Greuther Fürth, der Tabellenletzte der eben zu Ende gegangenen Saison, erhielt in der Spielzeit 2021/22 rund 29 Millionen Euro an Einnahmen aus dem TV-Topf.
Selbst der FC Bayern erhält "nur" 107 Millionen Euro aus dem nationalen Topf
Beim FC Augsburg machten die TV-Gelder in der Spielzeit 2020/21, dem letzten Jahr, in dem noch der finanziell lukrativere alte TV-Vertrag galt, 52,6 Millionen Euro aus. Zur Einordnung: Die Gesamteinnahmen der Augsburger lagen in diese Spielzeit bei knapp 81 Millionen Euro. Mehr als die Hälfte der gesamten Einnahmen sind in Augsburg in aller Regel auf den TV-Vertrag zurückzuführen, in der nun abgelaufenen Spielzeit kamen 44 TV-Millionen in Augsburg an. Zahlen, über die man neuerdings in Nottingham nur milde lächeln kann. Selbst der FC Bayern als deutscher Branchenprimus kommt auf "nur" 107,41 Millionen Euro, die in der Spielzeit 2020/21 aus dem nationalen TV-Topf nach München flossen. Dadurch, dass der Rekordmeister in der lukrativen Champions League ein Stammgast ist, wird die Bilanz aber entscheidend aufgebessert.
Dass Geld alleine noch nichts bewirkt – dafür gibt es auch auf der Insel Beispiele. Wer in England nach dem schnellen Geld zu viel Geld in die falschen Leute investiert, hat "einen Fulham" hingelegt. Nach dem Aufstieg 2018 gaben die Londoner über 120 Millionen Euro für neue Spieler aus, um danach Vorletzter zu werden und abzusteigen. Noch härter als der Aufstieg für Nottingham dürfte nun die neue Aufgabe werden: im Klub der Großen mitzuschwimmen und die Klasse zu halten.
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