Es war einer der bittersten Auftritte in der Geschichte der deutschen Fußball-Nationalmannschaft: Am 20. Juni 2000 in Rotterdam stand das letzte Gruppenspiel der EM 2000 an. Gegner waren an diesem Abend die von Erich Ribbeck trainierte DFB-Auswahl und Portugal. Weil sich die Iberer bereits fürs Viertelfinale qualifiziert hatten, trat die Selecao mit einer B-Elf an. Deutschland, das als Titelverteidiger ins Turnier gestartet war, lieferte eine bodenlose Vorstellung ab, ging mit 0:3 unter und schied als Gruppenletzter aus. Alle drei Treffer gingen auf das Konto von Stürmer von Sergio Conceicao. Es war der Tiefpunkt des deutschen Rumpelfußballs. Was damals niemand ahnte: Es sollte für ein Vierteljahrhundert die letzte Niederlage einer deutschen Elf gegen Portugal gewesen sein. Immer wieder nahmen die Iberer Anlauf – und verloren fünf Spiele in Folge. Auch am Mittwochabend deutete der Spielstand auf eine erneute Pleite hin. Erst ein Conceicao sollte den Bann wieder brechen.
Dabei stand Francisco Conceicao nicht einmal in der Startelf. Erst nach 58 Minuten betrat der Sohn von Sergio beim Stand von 0:1 den Rasen. Der 22-Jährige brauchte nicht lange, um erstmals auffällig zu werden. Zuerst ein Wackler gegen Robin Gosens, dann ein traumhafter Distanzschuss in den deutschen Kasten – fünf Minuten brauchte der Profi von Juventus Turin für den Ausgleich. In der Folge brachte er die deutsche Defensive mit seiner Schnelligkeit immer wieder zum Wackeln und hatte sogar noch Chancen auf zwei weitere Treffer. Vor allem in der Schlussminute hätte er gegen ter Stegen treffen müssen, der deutsche Keeper bewahrte sein Team mit einer Weltklasseparade aber vor dem 1:3.
Vor dem Spiel gab es Tipps von Vater Sergio: „Wir telefonieren jeden Tag“
Nach dem 2:1-Sieg der Portugiesen geht es für das Team nun am Sonntag um den Sieg in der Nations League. Francisco Conceicao geht schon mit einem Pokal aus diesem Wettbewerb nach Hause: Die Beobachter der Uefa kürten ihn zum „Spieler des Spiels“. Auch für Bundestrainer Nagelsmann war der Einfluss des Rechtsaußen am Sieg unbestritten gewesen, zusammen mit dem ebenfalls eingewechselten Vitinha habe Conceicao „maßgeblichen Anteil“ an der deutschen Niederlage gehabt. Was er sich gedacht habe, als er den Ball ins deutsche Tor zauberte? Das sei pures Gefühl gewesen: „Ich wusste, als ich den Ball getroffen habe, dass er gut kommt.“ Einen gewissen Anteil hat übrigens auch sein Vater, der bis Saisonende den AC Milan trainiert hatte, an dem Treffer. Conceicao junior, der der jüngste von vier Brüdern ist, sagte dazu: „Ich spreche jeden Tag mit meinem Vater und vor jedem Spiel. Das ist ein Ritual. Er hat mir Glück gewünscht und gesagt, ich soll das Beste tun, was ich kann.“ Das aus dem Mund eines Conceicao verheißt nichts Gutes für eine deutsche Nationalmannschaft.
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