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Heimvorteil im Fußball schwindet: Warum Bundesliga-Heimteams kaum noch gewinnen

Fußball

Es war einmal ein Heimvorteil: Warum die Bundesliga zuhause nicht mehr gewinnt

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    Nicht zu fassen: Selbst die Bayern mit Thomas Müller setzten ihr Heimspiel gegen Bochum in den Sand. Zuletzt hatte es an zwei Spieltagen in Folge keinen Heimsieg gegegen.
    Nicht zu fassen: Selbst die Bayern mit Thomas Müller setzten ihr Heimspiel gegen Bochum in den Sand. Zuletzt hatte es an zwei Spieltagen in Folge keinen Heimsieg gegegen. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Natürlich gibt es sie, die statistischen Gewissheiten. Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben zu kommen, liegt zum Beispiel bei eins zu elf Millionen. Das macht das Flugzeug zwar zu einem der sichersten Verkehrsmittel der Welt – hilft jenen, die sich mit einer Flugangst herumplagen, aber recht wenig. Auch im Fußball gibt es eigentlich die Gewissheit, wonach es ein Vorteil ist, ein Spiel im eigenen Stadion auszutragen. In 51,2 Prozent aller Spiele seit Start der Bundesliga im Juli August hat das Heimteam gewonnen, während in nur 27,8 Prozent der Fälle am Ende die Gastmannschaft jubelte. Umso erstaunlicher ist es, was sich zuletzt auf den Plätzen der Bundesliga zutrug: Gleich zweimal in Folge gab es keinen einzigen Heimsieg.

    Ein Spieltag ohne einen Erfolg für ein Heimteam ist allgemein recht selten und kam bislang erst elfmal überhaupt vor – und nun eben gleich zweimal in Folge. In der Vorwoche wäre sogar beinahe das Kuriosum aufgetreten, wonach alle neun Spiele mit Siegen der Gästeteams geendet wären – wenn nicht der FC Augsburg in der letzten Partie des Spieltags am Sonntagabend 0:0 gegen Freiburg gespielt hätte. Am vergangenen Wochenende schienen gleich mehrere Heimsiege vorprogrammiert zu sein: Tabellenführer Bayern empfing das Kellerkind aus Bochum, der BVB wollte sich gegen den FCA wieder an die Spitzengruppe heranpirschen – wie das alles ausging, ist mittlerweile bekannt.

    Der Heimvorteil nimmt seit Jahren stetig ab

    Ist das nun ein Zufall – oder doch ein Trend? Fakt ist, dass der Heimvorteil seit Jahren stetig sinkt. Während der Corona-Pandemie, in der ohnehin keine Fans im Stadion erlaubt waren, war der ohnehin nahezu ausgehebelt. Aber auch in den Spielzeiten danach war es immer weniger wert, vor heimischen Publikum spielen zu dürfen. Reisestrapazen sind eben auch ein großes Wort für Anreisen, die selbst innerhalb der Bundesrepublik mit dem Flugzeug zurückgelegt werden, während vor dem Kicken in teuren Sternehotels genächtigt wird. In der vergangenen Saison etwa endeten nur 46,7 Prozent aller Partien mit einem Heimsieg. Also deutlich weniger als der allgemeine Mittelwert, wonach bei jedem zweiten Spiel die drei Punkte zu Hause bleiben.

    Dass es mit dem Heimvorteil nicht weit her ist, hat der europäische Fußball-Verband Uefa schon vor einer Weile erkannt und die Auswärtstor-Regel zur Saison 2021/22 abgeschafft. Diese besagte im Grunde, dass in der Fremde erzielte Tore etwas mehr wert sind als Heimtreffer – nämlich dann, wenn es nach Hin- und Rückspiel keinen klaren Sieger gibt und die Anzahl der erzielten Treffer gleich ist. In diesem Fall war das Team eine Runde weiter, das mehr Auswärtstore erzielt hatte. Die Begründung der Uefa, die Regel abzuschaffen: Die Grenzen zwischen Heim- und Auswärtsspielen seien immer mehr vermischt worden. Der Unterschied zwischen einem Kick in Berlin oder in Baku sei doch kein so großer mehr – schließlich gebe es immer bessere Platzqualität und standardisierte Spielfeldgrößen, verbesserte Stadioninfrastruktur, höhere Sicherheitsvorkehrungen und so weiter. Ohnehin ging es noch in den 90er-Jahren viel rauer zu, wie sich der langjährige Leverkusen-Stürmer Ulf Kirsten erinnert: „Wenn bei einem Auswärtsspiel keiner ruft: ‚Kirsten, du Arschloch!‘, dann weiß ich genau, dass ich schlecht bin.“

    In der zweiten Liga pfeift Magdeburg erfolgreich auf den Heimvorteil

    Wie überschätzt der Heimvorteil ist, hat zuletzt übrigens der 1. FC Magdeburg in der zweiten Liga bewiesen. Der Verein mischt in dieser Spielzeit heftig im Aufstiegsrennen mit und hat als aktuell Vierter der Tabelle gute Chancen. Das Besondere: Bis Mitte Februar hatte der Klub kein einziges Heimspiel gewonnen und stand trotzdem oben. Erst die vergangenen beiden Heimspiele gewann der FCM wieder – um in der Zwischenzeit auf einmal wieder auswärts zu verlieren, wo zeitweise alles für Magdeburg lief. Sollte Magdeburg tatsächlich aufsteigen, wäre das aus statistischer Sicht etwas alarmierend.

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