Mit dem Eiskanal gibt es in der Stadt Augsburg eine herausragende Sportstätte, die bereits einen Olympia-Einsatz hinter sich hat. 1972 bei den Spielen in München wurde die Premiere der Kanuslalomwettkämpfe auf der künstlich angelegten Wildwasserstrecke am Lech im Stadtteil Hochzoll ausgetragen. Die Geschichte könnte sich nun wiederholen, sollte sich die Stadt München zu einer weiteren Olympia-Bewerbung für die Jahre 2036 oder 2040 durchringen und den Zuschlag bekommen. Dann nämlich wäre die Chance groß, dass in Augsburg erneut die Kanuslalom- und Kajak Cross-Wettkämpfe ausgetragen werden.
Damit der Augsburger Wunsch, sich an Olympia zu beteiligen, auch in der Landeshauptstadt offiziell hinterlegt ist, will die Stadt Augsburg am Dienstag in der Sitzung des Sportausschusses (14.30 Uhr) eine Interessensbekundung verabschieden. Im Rahmen des Regionalkonzepts München+ für die Olympischen und Paralympischen Spiele soll Augsburg als Mit-Gastgeber aufgenommen werden. Was aufhorchen lässt: Augsburg bringt dabei nicht nur den Eiskanal ins Spiel, sondern drei weitere Sportstätten – die Erhard-Wunderlich-Halle für Sportarten wie Boxen, Ringen, Hand- oder Basketball, die WWK-Arena für Fußball oder Hockey und das DAV Kletterzentrum für Sportklettern.
Schon im Juli 2024 hatte der Augsburger Stadtrat beschlossen, sich im Rahmen der Olympiabewerbung als „Nebencluster“ für Kanuslalom zu beteiligen. Seit der 2022 abgeschlossenen Komplettsanierung des Eiskanals und seiner Gebäude bietet die Sportstätte ideale Bedingungen für internationale Spitzenwettkämpfe. Im Rahmen der Prüfung ihres Regionalkonzepts sei die Stadt München dann aber auf Augsburg zugekommen, um nachzufragen, ob noch weitere Sportarten in der Fuggerstadt darstellbar wären. Olympische Spiele nur innerhalb des Münchner Stadtgebiets seien wegen der großen Anzahl an Sportarten und der hohen Anforderungen nicht möglich, lautete die Begründung aus der Landeshauptstadt.
DAV Kletterzentrum in Augsburg könnte Olympia-Standort werden
Von sich aus hat die Stadt Augsburg das Landesleistungszentrum Klettern vorgeschlagen, da dort die Infrastruktur prädestiniert sei für die Ausrichtung von Wettkämpfen auf internationalem Niveau. Außerdem werden weitere Freiflächen geprüft, und sogar die Errichtung eines kleinen olympischen Dorfes mit 1000 bis 2000 Athletinnen und Athleten erwogen. „Sämtliche der seitens der Stadt Augsburg angebotenen Sportstätten wären ein Paradebeispiel dafür, wie die nachhaltige Nutzung der Infrastruktur auch nach den Olympischen Spielen zur Umsetzung kommt. Sowohl der Eiskanal als auch die Erhard-Wunderlich-Sporthalle haben dies auch nach den Spielen von 1972 eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Beide Anlagen werden durch den Vereinssport, aber auch von den nicht organisierten Sporttreibenden vielfach genutzt und erfreuen sich großer Beliebtheit“, schreibt die Sportverwaltung in ihrer Begründung.

Genügt die Erhard-Wunderlich-Halle olympischen Ansprüchen?
Nicht erwähnt wird dabei allerdings, dass die Erhard-Wunderlich-Halle, in der 1972 das olympische Qualifikationsturnier im Basketball ausgetragen wurde, aufgrund ihrer besonderen Hängedach-Konstruktion aus Spannbeton seit 2003 unter Denkmalschutz steht, was deren Sanierung und Modernisierung erheblich verkompliziert. Mehrere Millionen (mittlerweile bereits im dritten Bauabschnitt) wurden schon in die Ertüchtigung der Halle gesteckt, doch weiterhin gibt es bei der Nutzung hohe Auflagen. Mehr als 600 Zuschauerinnen und Zuschauer dürfen derzeit nicht hinein. Die angestrebten 2600 Menschen sind bisher nicht erlaubt. So ist unklar, ob sich die Halle mit Blick auf ihre begrenzten räumlichen und technischen Kapazitäten überhaupt für einen Wettkampf von olympischem Ausmaß eignen würde.
Bis 31. Mai 2025 will die Stadt München im Rahmen ihrer Olympiabewerbung ein entsprechendes Regionalkonzept erstellen. Dann wird sich zeigen, mit welchen Sportstätten sich Augsburg wiederfindet. Im Dezember 2025 wird das bayerische Konzept dann der Mitgliederversammlung des DOSB (Deutschen Olympischen Sport Bund) zur Entscheidung vorgelegt.
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