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Vom Serienmeister zum Insolvenzfall: Wie ein Ahnungsloser Olympique Lyon in den Ruin trieb

Kommentar

Vom Serienmeister zum Insolvenzfall: Wie ein Ahnungsloser Olympique Lyon in den Ruin trieb

Tilmann Mehl
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     John Textor hat den Absturz von Olympique Lyon zu verantworten.
    John Textor hat den Absturz von Olympique Lyon zu verantworten. Foto: Laurent Cipriani/AP, dpa

    Was ging voran, was ist passiert? Was hat Lyon bloß so ruiniert? Einfach zu beantwortende Fragen. Der Einstieg eines Investors, Schulden in Höhe von einer halben Milliarde Euro und nun der Zwangsabstieg des Traditionsvereins Olympique Lyon. Den hat die französische Fußball-Finanzaufsicht beschlossen. Das muss man weder gut noch schlecht finden. Den FC Barcelona drücken ganz ähnliche Schulden, allerdings befindet sich Barcelona eben nicht auf französischem Hoheitsgebiet. Dass der Einstieg eines Investors nicht gleichbedeutend mit erblühenden Vitrinenschränken ist, wissen in Deutschland beispielsweise die Anhänger des TSV 1860 München. Ein Traditionsverein, wie auch Olympique Lyon.

    Wie an Paris St. Germain zu sehen ist, können Investitionen allerdings auch einen Erfolg wahrscheinlicher machen. Der Hauptstadtklub dominiert den französischen Fußball, seitdem die Katarer 2011 den Fußballverein als kostspieliges Spielzeug für sich entdeckt hatten. Wenige Jahre zuvor war es das Team Lyons, das die einheimische Liga nach Belieben kontrollierte. Siebenmal in Folge gewann die Mannschaft die Meisterschaft. Angeführt vom wunderbaren Juninho, der es wie kein Zweiter vermochte, ruhende Bälle rund um den Strafraum zielgenau in den Winkel zu heben.

    Olympique Lyon spielte wunderbaren Fußball

    Die möglicherweise schönste französische Stadt beheimatete die Mannschaft, die den schönsten Fußball in Frankreich spielte. Nichts aber ist so vergänglich wie Erfolg. Der Pariser Geldadel überholte Olympique. Die nicht aufzuhaltende Entwicklung sollte mittels Schulden aufgehalten werden. Alfons Schuhbeck dürfte dieses Vorgehen bekannt sein. In Lyon kennt niemand Schuhbeck. Lyon ist die Stadt des Jahrhundert-Kochs Paul Bocuse, Schöpfer der Nouvelle Cuisine. Leicht und frisch kommt die daher. So wie Lyon. Die Stadt und der Fußballklub. Für den geht es nun in die Zweitklassigkeit, so denn die Berufung nicht erfolgreich verläuft.

    Zu verantworten hat das Desaster der US-Investor John Textor. Der stieg mit seiner Gesellschaft Eagle Football Limited Holdings neben Olympique Lyon bei Botafogo in Brasilien, dem englischen Klub Crystal Palace und Molenbeek in Belgien ein. Die Klubs tauschten untereinander Spieler zu nicht zwingend marktüblichen Preisen und nun hat es eben einen davon zerrissen. Geschäftsrisiko für John Textor, bitte für die Fans Lyons. Olympique ist ruiniert, weil ein ahnungsloser Geschäftsmann Geschäfte machen wollte – und ihn niemand gestoppt hat. Moderner Fußball. Muss man weder gut noch schlecht finden.

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