Die Fehler des Hansi Flick bei der Japan-Niederlage
Dass sich die deutsche Nationalmannschaft von Japan überrumpeln ließ, lag auch an fragwürdigen Entscheidungen des Bundestrainers. Welche Fehler Flick machte.
Den Dortmunder Fans dürfte die Szene in der 83. Minute bekannt vorgekommen sein. Sie haben sie in verschiedenen Versionen in dieser Spielzeit gesehen. Unachtsamkeiten von Niklas Süle und Nico Schlotterbeck ermöglichten es dem Japaner Takuma Asano, sich dem Tor zu nähern und den Ball am schlecht positionierten Keeper vorbei ins Netz zu schießen. Asano spielt in der Bundesliga für den VfL Bochum, hat in sechs Liga-Spielen in dieser Saison kein Tor erzielt und fiel zuletzt wegen einer Knieverletzung aus. Um gegen die besten deutschen Abwehrspieler zu treffen, hat es aber gereicht.
Niederlage gegen Japan: Flick hätte nicht Süle und Schlotterbeck aufstellen müssen
Auch in Dortmund spielen Süle und Schlotterbeck zusammen, oftmals gemeinsam mit Mats Hummels. Die Dortmunder haben die fünftbeste Abwehr der Liga. Unter anderem die Defensivreihen von Freiburg, Union Berlin und dem VfL Wolfsburg stehen sicherer. Mit Süle und Schlotterbeck hat sich Hansi Flick zwei hoch veranlagte Spieler in den Kader geholt, die aber ganz offensichtlich derzeit weit von ihrer Leistungsgrenze entfernt sind. Flicks Problem: Es gibt kaum bessere deutschen Innenverteidiger mit einem deutschen Pass.
Allerdings hätte der Bundestrainer nicht beide Dortmunder aufstellen müssen. Es ist ja nur eine Stelle neben Antonio Rüdiger vakant. Süle als Rechtsverteidiger aufzustellen, war aus Flicks Sicht verlockend, da er ihn da in seiner Zeit als Bayern-Trainer schon positioniert hatte - der Kniff aber misslang. Bisher hatten unter Flick Thilo Kehrer und Jonas Hofmann auf der rechten Außenbahn gespielt. Möglicherweise wäre ihnen ein derart plumper Stellungsfehler wie der Süles vor dem 1:2 nicht passiert. Für individuelle Fehler Flick verantwortlich zu machen, ist schwierig, allerdings begünstigten auch einige Entscheidungen des 57-Jährigen den unglücklichen Spielverlauf.
Mangelnde Chancenverwertung wurde gegen Japan zum Problem
Er reagierte in der zweiten Halbzeit nicht auf die Umstellungen der Japaner, die statt einer Viererkette nur noch mit drei Mann hinten verteidigten und so mehr Anspielmöglichkeiten im Mittelfeld schufen. Thomas Müller sagte nach dem Spiel, dass der Gegner nach der Pause mehr Risiko gegangen sei, die deutsche Mannschaft dadurch aber auch gute Chancen hatte. Tatsächlich bot sich dem Team eine Reihe guter Möglichkeiten und hätten Serge Gnabry, Jamal Musiala oder Ilkay Gündogan eine ihrer hervorragenden Chancen genutzt, würde nicht über Flicks unterlassene Hilfeleistung geredet werden.
Hansi Flick reagierte nicht auf Japans Umstellungen
Der Trainer aber ließ sein Team weiterhin vorne pressen, allerdings ergab sich durch die taktische Umstellung der Japaner nun im Mittelfeld ein neues Kräfteverhältnis. Mehrfach konnte das Team auch schon vor dem Ausgleich relativ ungehindert auf Deutschlands Viererkette zulaufen. Statt kompakter zu stehen und den Japanern die für ihr Spiel nötigen Räume zu verkleinern, boten die Deutschen einen Schlagabtausch an.
Den wiederum entschieden die Japaner möglicherweise auch aufgrund einiger nur schwer verständlicher Wechsel für sich. So nahm Flick in der 67. Minute mit Thomas Müller und Gündogan zwei Teile der deutschen Achse gleichzeitig aus dem Spiel. Der Münchner war zuvor weitgehend wirkungslos geblieben, Gündogan aber war sowohl gefälliger Gestalter wie auch gefährlicher Schütze. Acht Minuten später fiel der Ausgleich. Anschließend nahm Flick mit Musiala jenen Spieler vom Feld, der durch seine Dribblings auch im Alleingang immer wieder Chancen provozieren konnte. Die Japaner boten den Deutschen in der Schlussphase auch ihrerseits Räume an, allerdings fehlte es an Kreativität, sie zu nutzen.
So mündete eine überlegen geführte Partie in eine Szene, in der die besten deutschen Innenverteidiger zeigten, warum sie nicht zu den besten im internationalen Vergleich gehören. Diesen Standortnachteil bis zum Spiel gegen Spanien auszugleichen, dürfte eine der schwierigeren Aufgaben in Flicks Karriere sein. Dass dem Spiel nun aber vorentscheidende Bedeutung in der Gruppenphase zukommt, hat sich der Bundestrainer zu Teilen auch selbst zuzuschreiben.
Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar steht in der Kritik, auch in der Redaktion haben wir ausführlich darüber diskutiert. Eine Einordnung, warum wir das Sportevent dennoch ausführlich journalistisch begleiten, lesen Sie in diesem Text.
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Das ist sehr treffend analysiert. Es ist ja aber leider mittlerweile traurige Regel, dass sich die deutsche Trainer nicht nur, aber vor allem bei wichtigen Spielen, vercoachen und wie Anfänger agieren. Das war ja schon unter dem "Jogi" immer wieder so. So schaffte er es ja unter anderem beinahe, eine 4:0 - Halbzeitführung gegen Schweden durch falsche Auswechslungen und Umstellungen in eine Niederlage zu verwandeln. Da passt sich der "Hansi" leider langsam aber sicher an. Aber man sollte auch mal, den jedes Mal mehr als unauffälligen, Co-Trainer Sorg in Frage stellen, was der eigentlich so "sieht", analysiert, einstellt und assistiert. Seit sich "unsere Bundestrainer" mit diesem Assistenztrainer /-Team umgeben, hat "die Mannschaft" die Seuche am Fuß.
Vielleicht hat der europäische Profifußball endlich sein Zenit überschritten. Diese aufgeblasene Massenunterhaltung hat doch mit Chancengleichheit, Fairness und Wettkampf nichts zu tun. Ich mag Fußball, habe auch eine Dauerkarte beim FCA, aber sind wir doch ehrlich so wie es aktuell ist, darf es nicht bleiben.
Das hat jetzt nur am Rand mit der Leistung der Nationalmannschaft zu tun, aber sind wir doch mal ehrlich, hier geht es nur um Kohle. Und für die Kohle wird in diesem Sport alles gemacht. Da stilisiert man sich für irgendwelche Werte hoch - ja für welche steht denn der DFB, der Profifußball außer Kohle? Dieses scheinheilige Mist nervt nur noch.
Mit der Binden-Diskussion ging das DFB -Team ebenso auf den "Leim", wie vor 4 Jahren mit der Erdogan-Debatte. Jeder Profi weiß doch, dass solche Ablenkungen gegen das Erfolgsprinzip stehen. Deshalb ist auch kein Weltmeistertitel in Sicht.
Da hat Flick monatelang Zeit eine sichere Defensive zu formen und was mach er ? Er lässt Hummels zu Hause und improvisiert rechts mit Süle ....da fehlen einem die Worte. Aber Flicks Defensive war noch nie sattelfest, das fiel mir schon damals beim FCB auf. Er will immer nur Spektakel. Na ja , Spektakel hat er ja jetzt bekommen ....
Das Rückflugticket ist zum Greifen nahe. Auch - aber nicht nur - dank Herrn Flick. Das beginnt beim Kader, geht über die Aufstellung (personell und taktisch) hin zu den Aus/Einwechslungen. Dazu kommen individuelle Fehler und desaströse Standards.
Schäbig, aber zumindest unsportlich das Verhalten von Antonio Rüdiger; vorher plakative Aktionen, dann unsportliches Verhalten - das führt so manch gute Aktion ad absurdum.
Ohne vorzugreifen, aber das Szenario riecht nach Hinterfragen des trägen, üppig aufgepumpten Funktionärsapparat in Frankfurt. Bleibt zu hoffen, dass der jetzt medial angeschossene (warum wohl - da lassen Seilschaften grüssen) neue Präsident, der erfrischend auftritt, entsprechend durchgreift.
Habe mich daran gehalten das Spiel nicht anzuschauen. Jetzt lese ich in der AZ, im Spiegel, in der Welt, alles, was zu diesem Spiel
zu sagen ist. Unsere Fußball-Millionäre mit dem "kleinen Hansi Flick" als neuem Trainer haben sich blamiert. haben offen-
bar gewusst, warum sie Trainer Flick aussortiert haben zum DFB.
Danke an die AZ und Tilmann Mehl, dass wieder mal sachlich berichtet und kommentiert wurde.
Eine sehr gute und sachliche Analyse die ich teile und gerne auch mal so in Interviews mit dem Trainer besprochen sehen würde!