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Audi-Beschäftigten droht ein weiterer Personalabbau: Auch Einschnitte beim Entgelt sind möglich.

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Gewerkschaft IG Metall prangert „Liste des Grauens“ bei Audi an

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    Bei der Marke mit den vier Ringen kommt es zur Konfrontation zwischen IG Metall und der Audi-Führung.
    Bei der Marke mit den vier Ringen kommt es zur Konfrontation zwischen IG Metall und der Audi-Führung. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Nach der Einigung bei Volkswagen über den Abbau von mehr als 35.000 Arbeitsplätzen und einen möglichen Ausstieg des Autobauers aus den Werken in Osnabrück und Dresden spitzt sich die Lage bei Audi zu. Im Volkswagen-Konzern, zu dem Audi wie die Marke VW gehören, herrscht damit weiter große Unruhe. So verteilten Vertreterinnen und Vertreter der IG Metall bei Audi am Dienstag in den Werken Ingolstadt und Neckarsulm Flugblätter an die Belegschaft, die es in sich haben. In dem unserer Redaktion vorliegenden Schriftstück prangern Gewerkschafter und Betriebsräte die Pläne des Audi-Vorstandes an: „Das Unternehmen hat eine regelrecht schonungslose Liste des Grauens von Einsparungen, Verlagerungen und Kürzungen erarbeitet.“ Die VW-Anteilseigner machten nun Druck. Audi und Volkswagen müssten mehr Dividende liefern – „und das auf Kosten der Belegschaft“.

    Die Beschäftigten-Vertreter kritisierten in dem Schreiben weiter: „Die Botschaften der Unternehmensführung an die Audianerinnen und Audianer auf den Betriebsversammlungen im Dezember waren eindeutig: Wir würden zu wenig arbeiten. Wir seien zu teuer. Die Erfolgsbeteiligungen seien zu hoch.“ Damit geht die IG Metall wie zuvor schon bei der Marke VW in die Offensive und enthüllt, was die Unternehmensführung im Detail beabsichtigt.

    Stellenabbau bei Audi in Ingolstadt? So wollen die Audi-Chefs sparen

    Doch der Audi-Führung sind die Hände gebunden, schließlich wurde für das Unternehmen bis Ende 2029  eine Beschäftigungssicherung vereinbart. Demnach sind bis dahin betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. An der Regelung rüttelt der Audi-Vorstand nach Informationen unserer Redaktion nicht. Anders als die Marke VW hat Audi bereits ein tiefgreifendes Umbau-Programm mit dem sozialverträglichen Abbau von knapp 10.000 Arbeitsplätzen und der Absenkung der Produktions-Kapazität von rund 25 Prozent in den Werken Ingolstadt und Neckarsulm hinter sich. Auch stellt Audi in Brüssel Ende Februar die Fahrzeugproduktion ein. Nach heftigen Protesten der belgischen Arbeitnehmerseite wurde jetzt für die rund 3000 Beschäftigten ein Sozialplan vereinbart. Demnach zahlt Audi zusätzlich zum gesetzlichen Kündigungsgeld eine eigene, freiwillige Unternehmensprämie. Insgesamt gibt das Unternehmen nach eigener Darstellung mehr als das Doppelte des gesetzlich Erforderlichen für die Abfindungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus.

    Obwohl sich Audi von einem Werk verabschiedet, die Personalzahl deutlich verringert hat und die Menge der zu produzierenden Autos heruntergefahren wurde, macht der Vorstand Druck, um weitere Einschnitte zu erreichen. Dabei führt die IG Metall in der „Audi-Liste des Grauens“ Pläne der Firmen-Spitze auf, die zu massiven finanziellen Einbußen der Beschäftigten führen würden. Darunter fallen, wie in dem Flugblatt steht, eine deutliche Beschneidung der Audi-Erfolgsbeteiligung, die Streichung von Jubiläumszahlungen, die Absenkung des Tarifentgelts, eine Verschiebung der aktuellen Tariferhöhungen, der Wegfall tariflicher wie Audi-interner Zulagen sowie Zuschläge in der Dauernachtschicht.

    IG-Metall-Flugblatt enthüllt Auslagerungspläne von Audi: Diese Bereiche sind betroffen

    Nach Kenntnisstand der IG Metall will die Unternehmensleitung auch die Arbeitsbedingungen zulasten der Beschäftigten verschlechtern: Demnach soll die Firmen-Führung „die absolute Verfügungsgewalt über Zeitkonten“ bekommen, also bestimmen, wann Mitarbeitende Überstunden ausgleichen können oder müssen. Zudem versuche Audi durchzusetzen, dass „Beschäftigte ohne Mitsprache der Betroffenen und des Betriebsrates versetzt werden können“. Damit nicht genug: In dem Flugblatt enthüllt die Gewerkschaft weitreichende Auslagerungspläne des Autobauers. Audi hätte hier etwa die Gastronomie, den Werkschutz, das Kundendienst-Center, den Bereich „Weiterbildung und Qualifizierung“, die Logistik und sogar die Unternehmenskommunikation im Visier.

    Noch finden Gespräche, aber keine konkreten Verhandlungen zwischen Geschäftsleitung und Arbeitnehmer-Vertretern statt. Bisher ist offen, wie viele weitere Arbeitsplätze bei Audi wegfallen könnten und was die von der Arbeitgeberseite angestrebten Entgeltkürzungen in der Summe für Beschäftigte ausmachen würden. Die IG Metall geht jetzt in die Offensive und fordert eine Verlängerung der Beschäftigungssicherung über 2029 hinaus und setzt sich für mehr Investitionen in die heimischen Standorte ein. Karola Frank, Vorsitzende der Gewerkschaft bei Audi, sagte: „Das Unternehmen verlangt tiefe Einschnitte, eine massive Senkung der Personalkosten und damit auch einen umfangreichen Personalabbau.“ Das treffe Angestellte und Arbeiter. Die IG-Metall-Vertreterin ist entsetzt: „Der Audi-Vorstand greift frontal die bestehenden Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen an. Das ist ein brachialer Angriff gegen die Belegschaft und die Mitbestimmung.“

    Auch Jörg Schlagbauer, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Audi AG, ist alarmiert. Er übte massive Kritik an dem Vorhaben des Audi-Vorstands, der brachiale Sparmaßnahmen fordere und Pläne für einen „massiven Personalabbau“ habe.  Der Gewerkschafter kündigte entschiedenen Widerstand an: „Wir werden um jeden Arbeitsplatz, um die Stammwerke und die Zukunft der vier Ringe kämpfen.“

    Audi verweist auf stärkere Konkurrenz aus China

    Audi ging auf Anfrage nicht auf die konkreten Vorhaltungen der IG Metall ein. Eine Unternehmens-Sprecherin teilte mit, Deutschland falle, was die Wettbewerbsfähigkeit betrifft, zurück. Hinzu komme verschärfte Konkurrenz, vor allem aus China, sowie eine schwache wirtschaftliche Entwicklung in Europa. Das betreffe auch Audi. So sagte sie: „Um trotz dieser massiven Herausforderungen in Zukunft weiterhin wirtschaftlich erfolgreich zu sein, will sich Audi effizienter aufstellen und an Schnelligkeit gewinnen.“ Über diese Themen befänden sich der Audi-Vorstand und der Betriebsrat „in vertrauensvollen und geordneten Gesprächen im Sinne des Unternehmens und der Beschäftigten“. Audi halte an dem vereinbarten Grundsatz fest, diese Diskussionen intern mit den Verhandlungspartnern zu führen. Die IG Metall hat die Pläne des Vorstandes indes öffentlich gemacht und schlägt damit im Konflikt mit der Geschäftsführung eine härtere Gangart ein.

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