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Ist das Deutschlandticket die Zukunft für den ÖPNV oder wird es zum Milliardengrab?

Verkehr

Milliardenzuschüsse reichen kaum: Wie sinnvoll ist das Deutschlandticket?

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    Sollte man die Milliardensubventionen für das Deutschlandticket besser in den Ausbau des Nahverkehrs im ländlichen Raum investieren?
    Sollte man die Milliardensubventionen für das Deutschlandticket besser in den Ausbau des Nahverkehrs im ländlichen Raum investieren? Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Das Deutschland-Ticket lohnt sich für Millionen Bahn- und Buskunden. Für viele Berufstätige, die auf weiteren Strecken zur Arbeit mit der Bahn unterwegs sind, können sich die 700 Euro Jahreskosten für ein Deutschlandticket sogar beim Absetzen von der Steuer über die Pendlerpauschale fast von selbst finanzieren. Und in großen Verkehrsverbünden wie in München kosten viele auf die Regionen beschränkte Monatskarten mehr als das bundesweit gültige Deutschlandticket. Das günstige Angebot funktioniert nur, weil es üppig vom Staat subventioniert wird: Jeweils 1,5 Milliarden Euro zahlen Bund und Länder als Zuschuss für das Angebot. Zum einen versprach man sich davon Nutzen für den Klimaschutz, zum anderen werden Berufspendler angesichts der stark gestiegenen Energiepreise entlastet.

    Das Deutschlandticket hat in der Politik nicht überall Freunde

    Doch das Geld reicht nicht, um die gestiegenen Kosten für die Verkehrsunternehmen und gleichzeitig gesunkenen Einnahmen durch weniger verkaufte, teurere Zeitkarten zu decken. Inzwischen wurde aus dem 49‑Euro-Ticket ein 58‑Euro-Ticket. Doch Millionen Pendler müssen bangen, ob die Preise auch in den nächsten Jahren steigen und ob es das Angebot langfristig überhaupt noch geben wird. Denn jedes Jahr streiten Bund und Länder über die Finanzierung des Tickets, so auch diese Woche ergebnislos bei einer Sonderkonferenz der Verkehrsminister in Berlin. Die Länder wollen vom Bund mehr Geld. Der Bund verweist darauf, dass der Nahverkehr Ländersache ist und er mit eineinhalb Milliarden Euro schon an die Grenze des für ihn Möglichen gegangen sei.

    Zudem hat das Deutschlandticket in der Politik nicht überall Freunde. Einige Landräte murren, dass sie aus dem Topf des Deutschlandtickets kaum Geld bekämen und angesichts sinkender Einnahmen aus dem Zeitkartenverkauf noch weniger Geld hätten, um das oft klägliche Angebot in der Fläche zu verbessern. Im Osten drohten wiederholt Landkreise, ganz aus dem Angebot auszusteigen.

    Bayern will, dass der Bund die Kosten für das Deutschlanticket übernimmt

    Auch für Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter ist das Deutschlandticket kein Herzensprojekt. Mehrfach hat der CSU‑Politiker mit einem Ausstieg des Freistaats aus dem Projekt gedroht. Derzeit ist der Niederbayer turnusgemäß Chef der Verkehrsministerkonferenz und wollte mit dem Sondertreffen am Freitag den Druck auf den Bund erhöhen, den Ländern mehr Geld zu überweisen, damit sie den Nahverkehr zum Billigpreis stemmen können.

    „Aus bayerischer Sicht muss der Bund die Kosten künftig ganz übernehmen, schließlich war das Deutschlandticket – wie der Name schon sagt – ein Wunsch des Bundes“, sagte Bernreiter sogar noch vor dem Treffen. Doch die meisten anderen Länder wollen am bisherigen Modell festhalten.

    Bernreiter betont stets, dass aus bayerischer Sicht eine Verbesserung des Nahverkehrsangebots und der Infrastruktur Vorrang vor subventionierten Tickets haben müsse. Und tatsächlich kann man die Frage stellen, ob die drei Milliarden Euro, die Bund und Länder jährlich für das Deutschlandticket ausgeben, gut angelegt sind. Die Steuerzahler bezuschussen damit jedes der 13,5 Millionen verkauften Jahresabos mit 222 Euro – ohne dass dafür ein Bus oder ein Zug mehr fahren kann. Denn viele kommunale Verkehrsunternehmen klagen, dass weder ihre Erlöse aus dem Deutschlandticketverkauf noch die Zuschüsse ausreichen, um Einnahmeverluste aus dem früheren Fahrkartenverkauf auszugleichen. Oft landet zudem ein Großteil der Einnahmen aus dem Deutschlandticketverkauf bei der Bahn, da viele Kunden deren App nutzen und nicht bei regionalen Verkehrsunternehmen einkaufen.

    Mit den Kosten des Deutschlandtickets ließe sich der Nahverkehr auf dem Land ausbauen

    Vor allem aber wird das Ticket am häufigsten in Städten und Ballungsräumen genutzt und nicht im ländlichen Raum, wo das Nahverkehrsangebot deutlich schlechter ausgebaut ist. Laut einem diese Woche vorgestellten Gutachten des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen sind außerhalb der Großstädte und mancher S-Bahn-Verbünde fast alle Landkreise in Deutschland schlecht erschlossen.

    Um sie ähnlich gut anzubinden wie die Ballungsräume, bräuchte es dem Gutachten zufolge jährlich 3,36 Milliarden Euro. Dann könnte bis zum Jahr 2040 fast überall in ganz Deutschland auch in der Fläche ein verlässlicher dichter Taktverkehr angeboten werden, der deutlich mehr Menschen auf Bus und Bahn umsteigen ließe. Und so stellt sich tatsächlich die Frage, ob es nicht besser wäre, die drei Milliarden Euro, die Bund und Länder jährlich in die Subventionierung des Deutschlandtickets stecken, künftig in den regionalen Ausbau des Nahverkehrs zu investieren.

    Doch Bund und Länder bekannten sich am Freitag zur Fortführung des Deutschlandtickets. Der Abopreis dürfte 2027 erneut steigen. Ob es aber je mehr Geld für den Ausbau des Nahverkehrs auf dem Land gibt, bleibt unsicher.

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    14 Kommentare
    Franz Xanter

    Es ist immer wieder schön zu lesen, was so manche als angeblich fehlende Leistung des Staates für seine Bürger auflisten. Wenn im Wahlkampf versprochen und dann nicht umgesetzt, so ist dies ein gebrochenes Wahlversprechen; sind wir das nicht gewöhnt? Jedoch ändert dies nichts an dieser bestehenden Versorgungsmentalität in DEU. Was der Staat nicht alles für seine Bürger tun sollte? Und dies meist ohne irgendeine Gegenleistung. Manchmal hilft es, einen Blick auf andere soziale Staaten zu werden, um zu erkenne, was alles wofür und mit welchen Gegenleistungen verbunden ist. Deutsche umfassende Erwartungshaltung ist definitiv nicht dabei.

    Jochen Hoeflein

    Es stellt sich die grundsätzliche Frage inwieweit eine flächendeckende Versorgung auf dem flache mit Öffis übrhaupt darstellbar ist allein vom Personalaufwand her. Leere Busse ausserhalb der Verkehrsspitzen am Morgen und Abends und zu Schulzeiten. Was in Städten und Ballungsräumen funktioniert ist nicht so einfach aufs Land zu übertragen. Das ist vergleichbar mit dem Ausbau der Radwegstruktur auf dem Land - am Wochenende und bei Schönwetter genutzt- ansonsten gähnende Leere. Am Land wird man den KFZ Individualverkehr nur sehr eingeschränkt reduzieren können.

    Werner Schwarz

    Eine Kalkulation ist in dieser Sache überhaupt nicht möglich, so wie ich es auf der Fachschule gelernt habe, man müsste für 1 Jahr zusammen rechnen, was der ÖPVN gekostet hat und dieser Betrag müsste dann dafür vom Bund gezahlt werden, zzl die Kostensteigerungen. In anderen Ländern bzw, anderen Städten gibt es sogar kostenlosen ÖPVN, weil der Staat für seine Bürger dafür aufkommt. Und unser Staat verpulvert unser Geld, wie schon erwähnt, lieber für Panzer etc. ins Ausland.

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    Franz Xanter

    Natürlich kann dies kalkuliert werden. Und wenn Sie die Ausgaben für Verteidigung, Verteidigungsbereitschaft nicht mögen, können Sie ja gerne den Staat wechseln, wo öffentlicher Nahverkehr kostenlos zur Verfügung steht. Nur dürften dann die sonstigen sozialen Umstände andere sein. Ich wundere mich immer wieder, was nach Ansicht der Bürger so alles kostenlos vom Staat zur Verfügung gestellt werden sollte; bis hin zu einer monetären Vollversorgung des Einzelnen.

    Gerold Rainer

    Ich verstehe es nicht, das Deutschlandticket ist ein voller Erfolg, Busse und Bahnen sind brechend voll. Viele wollen den ökologischen und ökonomischen Nutzen des Tickets nicht sehen, im politischen Opportunismus will "Bayern" die Kosten komplett auf den Bund abwälzen. Lobbyismus für die deutsche Autoindustrie? Dem Steuerzahler kann es egal sein, aus welchem Topf subventioniert wird. Die Forderung nach mehr öffentlichen Nahverkehr in ländlichen Gebieten ist absurd. Fast leere Busse durch die Landschaft fahren zu lassen, wäre gegenüber dem Individualverkehr sogar umweltschädlicher. Die Bewohner auf dem Land sind aber nicht vollständig abgehängt, zum ÖPNV gehören auch großzügige P+R Anlagen.

    Marianne Böhm

    Jetzt ist da Ticket etwas über ein Jahr alt und seit Winter letzten Jahre wird nur noch darüber gestritten.. Alles was Erfolg hat oder den Bürgern zu Nutze kommt muss umgeändert werden.. der Steuerzahler, die armen Bürger dürfen nichts haben was kostengünstig ist.. Für viele Bürger sind die 58,00€ noch zu teuer.. Wir haben Millionen Menschen die an oder unter der Armutsgrenze leben.. und die wird mit Zuschüssen, Sozialleistungen die man beantragen muss unterstützt, damit sie das vom Staat festgelegte Grundeinkommen haben.. Es kann schlimmer nicht mehr sein.. was der Deutschen Bevölkerung zugemutet wird.. Herr Schwarz hat ja recht.. es geht viel zu viel in Kriegsländer von unseren Steuergeldern.. Grundgesetz Artikel 1 sagt alles.. und die Eidesformel zu Wohle des Volkes.. usw.. schützt uns deutsche Bürger vor der Willkür unserer Politiker.. ???? leider achtet keiner mehr darauf.. Helfen ja aber nicht um jeden Preis.. !

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    Franz Wagner

    Ich seh aber irgendwie gar nicht ein dass ich mit meinen Steuern den Städtern ihr Nahverkehrsticket finanzier von dem ich aber nichts habe da ich mir trotzdem ein Auto leisten muss um von außerhalb mit vernünftigen Zeitaufwand in die Arbeit zu kommen! Und zu den Millionen von Menschen unter der Armutsgrenze: Geht arbeiten! Von alleine kommen die gebratenen Hähnchen halt nicht angeflogen.... irgendwann is Geld alle.... Und das Grundeinkommen kann nur für die sein die wirklich nicht arbeiten können, nicht für die die nicht wollen weil es nicht in Ihren Tagesablauf pass!

    Richard Merk

    Es wundert nicht, dass sie auf den Mythos "Sozialschmarotzer" reinfallen. Sozialneid statt Asyltourismus scheint nun der große Renner zu sein.

    Werner Schwarz

    Ein paar Panzer an die Ukraine weniger und das Deutschland-Ticket wäre gesichert und gar keine Lieferungen ins Ausland und der ganze ÖPVN wäre für alle kostenlos.....

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    Felix Strobel

    Ach, wir müssen da niemanden im Stich lassen. Einfach nur eine faire Besteuerung von Vermögen wäre schon gut

    Maria Tkacuk

    Die Ukrainer kämpfen um ihre Freiheit und ihr Überleben und für die Freiheit der Europäer vor der Dominierung durch die Moskauer Politmafia und Diktatur - und Ihnen fällt nicht Besseres ein als dies? Na, vielleicht bekommen Sie ja dann ein Rußland-Ticket - im wahrsten Sinne des Wortes?!

    Marianne Böhm

    Die Ukrainer kämpfen um ihr Land, ihre Existenz und da haben sie viel zu tun.. aber nicht um unsere Existenz.. sondern durch unsere und der Welt Hilfe, Unterstützung können die Ukrainer sich eigentlich selbst verteidigen.. Nicht immer alles so verdrehen oder hindrehen, wenn die uns verteidigen ..wer verteidigt dann ihr Land und mit was.. Und seit über drei Jahren mit immer noch den selben Soldaten/Innen.. ??? Selenskyj sagte nachdem er beim Papst Franziskus war, der sogar als Vermittler vorgeschlagen wurde.... unsere Soldaten werden Sterben aber wieder Auferstehen..

    Martin Mederle

    >> Der Preisvergleich bzw. eine objektive Kalkulation reicht doch schon aus, um zu erkennen, dass das Ticket zum derzeitigen Preis vollkommen daneben liegt. << Herr Xanter: Was verstehen Sie unter objektiver Kalkulation? Für mich sind leere Busse genauso teuer wie volle! Ich gebe dem Bericht allerdings insofern Recht, dass Pendlerpauschale nicht höher als die tatsächlichen Kosten sein sollten - und genau hier liegt das Problem! 58 €/Monat entspricht ca. 190 Entfernungskilometer/Monat. Gegenfinanzierung: - Das versprochene und nicht ausbezahlte Klimageld der AMPEL - Aufteilung der Kilometerpauschale in Ticket und KFZ (zurück zu den realen Kosten)

    Franz Xanter

    Der Preisvergleich bzw. eine objektive Kalkulation reicht doch schon aus, um zu erkennen, dass das Ticket zum derzeitigen Preis vollkommen daneben liegt. Nur durch gewaltige Zuschüsse wird es am Leben gehalten. Wirtschaftlich gesehen vollkommener Humbug. Von der Nutzbarkeit in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit der öffentlichen Verkehrsmittel ganz zu schweigen.

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