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Webcams für Hunde: Trennungsangst erkennen und erfolgreich überwinden

Tierkolumne

Der überwachte Hund: Wie sinnvoll ist die Webcam für den Vierbeiner?

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    Über eine Webcam kann der Hund aus der Ferne im Blick behalten werden.
    Über eine Webcam kann der Hund aus der Ferne im Blick behalten werden. Foto: Pixel-Shot, Adobe Stock

    Explizit bemerkt habe ich es zum ersten Mal im vergangenen Herbst. In meinem Sachkundekurs für Hundehaltung hatte die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer daheim eine Webcam installiert, um nachschauen zu können, was der Hund so macht, wenn sie selber im Büro oder unterwegs sind. Bei einigen weiteren war der Kamerakauf in Planung. Ich hätte seitdem eine Statistik anfertigen sollen.

    Manchmal ist einfach Neugier der Grund für die Überwachung. Aha, er schaut zur Terrassentür hinaus. So so, er macht sich sofort über die Knabberstange her. Spannend, er schläft schon seit einer Stunde in Rückenlage und streckt die Pfoten in die Höhe. Das Observieren aus dem Hinterhalt ist definitiv spannend und bestimmt oft erkenntnisreich.

    Viele Hundehalterinnen und -halter haben aber einen triftigen Grund für die Webcam-Kontrolle. Immer öfter, zumindest in meiner Wahrnehmung, leiden Hunde unter Trennungsangst. Erst gestern berichtete mir eine junge Dame, sie könne die Wohnung nicht verlassen, ohne dass der Hund ausflippe. Günter, so heißt der Vierbeiner, zeigt beim Alleinsein alle klassischen Symptome von Trennungsangst: Er bellt und jault über Stunden hinweg, er zerstört Polster und Vorhänge und manchmal pinkelt er sogar ins Wohnzimmer. Deswegen schaut die Frau von der Arbeit aus regelmäßig nach, was daheim gerade abgeht.

    Für die genaue Analyse ist das tatsächlich hilfreich. Gibt es Muster beim Hund, die sich beispielsweise zu bestimmten Zeiten wiederholen? Oder wiederkehrende Geräusche, auf die er heftig reagiert? All diese Informationen können für ein Entspannungstraining hilfreich sein. Und weil viele Webcams auch über ein Mikrofon verfügen, lassen sich einige Hunde sogar beruhigen, wenn der Mensch ein paar freundliche Worte in die Wohnung sendet. Aber Vorsicht: Es gibt auch Vierbeiner, die dann noch nervöser werden als vorher.

    Hier einige Tipps, wie Sie den Hund langsam ans angstfreie Alleinbleiben gewöhnen können:

    1. Kleine Schritte:

    Am besten klappt es mit sehr häufigen und vor allem sehr kurzen Wiederholungen. Zum Beispiel, wenn der Hund müde und satt auf seiner Decke liegt. Ohne viel Tamtam aus dem Raum gehen, die Türe hinter sich schließen, bis zehn zählen und die Tür wieder öffnen. So gelingt der Einstieg. Kein Lob, wenn der Kleine auf der Decke geblieben ist und kein Tadel, sollte er bereits zur Tür gestürmt sein. Allein in einem Raum zu bleiben sollte emotional als „neutral“ gespeichert sein. Die Zeiten des Alleinseins werden während des Trainings langsam gesteigert. Wenn auch zehn Minuten kein Problem sind, kann man damit beginnen, das Haus zu verlassen.

    2. Routinen etablieren:

    Wenn schon der Griff nach der Jacke oder dem Schlüssel den Hund in Panik versetzt, üben Sie genau diese Handgriffe öfter am Tag. Anziehen, Schlüssel nehmen, wieder ausziehen, Schlüssel weglegen. So lang üben, bis der Hund nicht mehr in Alarmbereitschaft verfällt.

    3. Für Auslastung und sichere Rückzugsorte sorgen:

    Ein Hund, der gerade einen ausgiebigen Spaziergang mit Spiel und Spaß hinter sich hat, ist wesentlich gechillter als ein Artgenosse, der nur schnell zum Gassigehen draußen war und schon wieder Ruhe geben soll. Für ängstliche Hunde bieten sich Höhlen oder kuschelige Boxen an, um wirklich gut entspannen zu können.

    Mit Geduld und Ruhe können die meisten Hunde das Alleinsein lernen. Jene, die mehrere Vorbesitzer hatten, tun sich aber schwerer. Eine Trainerin oder ein Trainer kann dabei helfen. Muss der Vierbeiner regelmäßig täglich mehr als fünf Stunden allein sein, organisieren Sie sich einen Hundesitter und eine Tagesstätte (ja, so etwas gibt es). Hunde sind extrem sozial und nur dann dauerhaft glücklich, wenn sie viel Kontakt zu Bezugspersonen und Artgenossen haben. Eine Webcam, so interessant sie sein mag, kann das nicht kompensieren.

    Zur Person: Tanja Warter ist Tierärztin und verknüpft seit Jahren die Leidenschaft für die Tiermedizin mit dem Spaß am Schreiben.

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