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Misshandlung
27.02.2009

Ehemalige Heimkinder durchlitten Martyrium

Heimkinder
Foto: Michael-Peter Schiltsky

Heimkinder in Deutschland haben in den 1950er und 1960er Jahren oft Schläge sowie Demütigungen ertragen müssen. Jetzt brechen sie ihr Schweigen. Von Karin Seibold

Augsburg - Die Nachbarn dürfen es nicht erfahren, auch nicht die ehemaligen Arbeitskollegen. Die Scham ist zu groß, immer noch, Jahrzehnte danach. "Dass ich in so einer Anstalt war", sagt der heute in Augsburg lebende 74-Jährige. Dann bricht die Stimme, die Augen füllen sich mit Tränen. Seinen Namen will er nicht nennen, nur die Familie weiß über seine Vergangenheit Bescheid. "Das wird er nicht los, bis heute nicht", erklärt seine Frau und legt ihre Hand auf seine.

Die Schläge und die Demütigungen hat er nie vergessen. Genau 60 Jahre ist es her, dass das Jugendamt ihn holte und in das Jugenderziehungsheim Auhof-Hilpoltstein der Rummelsberger Anstalten brachte. Die Mutter hatte sich aus Angst vor ihrem neuen Mann von dem unehelichen Kind getrennt, die Wohnung der Großmutter in Memmingen befand das Jugendamt als zu klein. "Also haben sie mich abgeholt."

60 Buben, zwei Schlafsäle, vier Diakone. Mit Stöcken wurden die "Züchtlinge" erzogen, mit Hieben auf den Kopf oder die Hände. Wer dann noch immer nicht spurte, bekam Einzelhaft im Dachboden oder Keller verordnet, erzählt der Rentner. Jetzt, einen gescheiterten Selbstmordversuch und über ein halbes Jahrhundert später, sitzt er weinend am Küchentisch.

Andere, die Ähnliches erlebten, machen sich unterdessen in aller Öffentlichkeit auf die Suche nach den Verantwortlichen. Schon vor zwei Jahren traten einige ehemalige Heimkinder vor den Petitionsausschuss des Bundestages und erzählten dort, wie ihnen ihre Kindheit gestohlen wurde. Von Zwangsarbeit war da die Rede, von Hunger, Misshandlungen und teils auch von sexuellen Übergriffen.

"Prügel, Essensentzug und Schlafentzug" waren "an der Tagesordnung", berichtete etwa Wolfgang Rosenkötter, der seine Jugend im Heim "Eckardtsheim" bei Bielefeld verbrachte. Mit gebrochener Schulter und schreiend vor Schmerzen habe er tagelang in einer "Dunkelzelle" verbringen müssen, erzählte Dietmar Krone, der 1954 zur "Fürsorgeerziehung" in ein Heim im nordrhein-westfälischen Viersen gebracht wurde. "Das waren keine Menschen, das waren Tiere", sagt auch Richard Sucker heute über die "Brüder" in den einstigen Heimen. 17 Jahre, seine ganze Kindheit und Jugend, verbrachte der Nürnberger in Heimen der Rummelsberger Anstalten.

In den 50er, 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts lebten nach Schätzungen des Vereins ehemaliger Heimkinder zwischen 550 000 und 1,5 Millionen Kinder in deutschen Heimen. Das Unrecht, das vielen von ihnen dort zuteilwurde, soll jetzt ein "runder Tisch" des Bundestages aufarbeiten. Alle zwei Monate treffen sich dazu Betroffene, Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und aus den beiden großen Kirchen.

"Wir erhoffen uns eine Art von Anerkennung", sagt Hans-Siegfried Wiegand, der Vorsitzende des Vereins ehemaliger Heimkinder. Damit, erklärt er, seien sowohl materielle Entschädigungen als auch "aufrichtiges Bedauern" gemeint. Eben dieses Bedauern haben Vertreter der katholischen und evangelischen Kirchen beim ersten Treffen des "runden Tisches" vergangene Woche schon ausgesprochen.

"Es tut uns unendlich leid", sagte Hans Ulrich Anke von der Evangelischen Kirche in Deutschland. Auch die katholische Kirche fühlt sich nach den Worten von Johannes Stücker-Brüning, der stellvertretend für die Deutsche Bischofskonferenz sprach, "in der Verantwortung für Menschen, die ihren Einrichtungen anvertraut werden". 80 Prozent der Kinderheime waren in der betreffenden Zeit unter der Trägerschaft der beiden Kirchen, der Rest der damals bundesweit rund 3000 Heime war in staatlicher Hand.

"Die Geschichte der Heimerziehung in den 50er und 60er Jahren darf sich nicht wiederholen", heißt es in einer Erklärung des Bundesverbands Evangelischer Einrichtungen. Dieser Erklärung schließen sich nach den Worten eines Sprechers auch die "Rummelsberger Anstalten" an - die Einrichtung ist heute eines der größten diakonischen Unternehmen Deutschlands.

"Ich traue denen nicht mehr", sagt Richard Sucker aus Nürnberg. "Solche Aussagen ändern nichts an dem, was ich erleben musste", sagt auch der 74-jährige Augsburger. Die Karriere des Diakons, der ihm am meisten Leid zufügte, hat er bis zu dessen Tod vor ein paar Jahren verfolgt. Zur Rede gestellt hat er den Mann aber nie.

Der runde Tisch soll auch über Entschädigungszahlen für die Zwangsarbeit verhandeln, die die Kinder leisten mussten. Die frühere Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer, Moderatorin der Gespräche, will auch die Möglichkeit materieller Entschädigungen in Erwägung ziehen.

Für "nichts oder ein Spottgeld" mussten die Kinder den Berichten nach harte Arbeit leisten: In Fabriken, auf dem Feld oder in heimeigenen Betrieben. "Manchmal habe ich mich selbst verletzt, damit ich ins Krankenlager durfte", sagt Richard Sucker. "Das ging jeden Tag, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang", erinnert sich der 74-jährige Augsburger.

Zwei Monate nach seiner Unterbringung im "Jugenderziehungsheim" will der damals 14-Jährige fliehen. Es ist der 6. Dezember 1948. Zu Fuß läuft der Bub durch den Schnee zum Bahnhof, steigt in einen Zug, der ihn zu seiner Mutter bringen soll - wohlwissend, dass die Familie ihn nicht haben will. Doch der Schaffner stoppt die Flucht. Festgebunden an die Hand des verhassten Diakons wird er zurück ins Heim eskortiert, Schuhe, Socken und Jacke werden ihm abgenommen, damit er nicht wieder zu fliehen versucht. Eine Woche lang sperren ihn die Erzieher im kalten Dachboden in Einzelhaft. Nach fünf Jahren wird er aus dem Heim in die Freiheit entlassen.

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