Sekte bringt Kinder nach Tschechien
An einem Standort der "Zwölf Stämme" in Sachsen-Anhalt sollen zehn Sektenkinder verschwunden sein.
Die umstrittene Glaubensgemeinschaft „Zwölf Stämme“ hat offenbar mehr Standorte in Deutschland als bisher bekannt. Nach Informationen des Magazins Spiegel lebt ein Teil der Sekte seit Juli in dem Ort Dolchau in Sachsen-Anhalt. Und genau dort sollen seit vorvergangener Woche etwa zehn schulpflichtige Kinder verschwunden sein. Das berichten Nachbarn und ehemalige Sektenmitglieder.
Mutmaßlich sind die Buben und Mädchen im Alter von etwa 7 bis 16 Jahren auf einen Hof der „Zwölf Stämme“ nach Tschechien gebracht worden. Wahrscheinlich, um sie dem Zugriff der deutschen Jugendämter zu entziehen. Der Standort in Tschechien ist relativ neu. Auch Aussteiger Benjamin (Name geändert), mit dem unsere Zeitung seit mehr als einem Jahr in Kontakt steht, hatte immer wieder Befürchtungen geäußert, die Sekte könnte ihre Kinder außer Landes bringen.
Deutscher Hauptsitz ist Gut Klosterzimmern im Ries
Der Hauptsitz der „Zwölf Stämme“ in Deutschland ist Gut Klosterzimmern im Ries. Dort und in Wörnitz (Mittelfranken) hatten die Behörden insgesamt 40 minderjährige Kinder in ihre Obhut gebracht. Hintergrund sind Vorwürfe, dass die Sekte ihre Kinder systematisch misshandelt. Der Reporter Wolfram Kuhnigk hat dies mit heimlichen Filmaufnahmen auch belegt.
Am Freitag hatten am Amtsgericht Ansbach die Anhörungen begonnen. Eine Entscheidung gab es nicht. Das Familiengericht will am Montag über das weitere Vorgehen informieren. In Nördlingen beginnen die Anhörungen am Mittwoch.
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