Die Fehler der Deutschen Bank
Die Bankinstitute müssen sich daran gewöhnen, stärker als früher für ihr Tun verantwortlich gemacht zu werden.
Deutschlands große Privatbanken stecken in einer tiefen Krise. Sie haben viel Vertrauen und Glaubwürdigkeit bei den Kunden verspielt. Zum Wandel fehlt ihnen aber teilweise der Mut. Das zeigt sich – stellvertretend für viele große Institute der Branche – an der Geschichte der Deutschen Bank. Und daran, wie das Unternehmen mit der Lebensmittelspekulation umgeht.
Kritiker halten der Deutschen Bank seit langem vor, sie heize mit ihren Finanzprodukten auf Mais, Reis oder Hirse die Preisspirale an und treibe Menschen in der Dritten Welt in Not und Hunger. Bei Hauptversammlungen stehen regelmäßig Demonstranten mit Plakaten vor der Tür.
Jetzt, auf der Grünen Woche in Berlin, der großen Agrarmesse, hat Konzern-Chef Fitschen aber trotz allem angekündigt, dass die Deutsche Bank im Agrar-Bereich weiter Finanzinstrumente auflegt. Das begründet die Bank in einem kurzen, dreiseitigen Papier. Da können Warentermingeschäfte noch so lange etabliert sein, da können Studien noch so oft die Unbedenklichkeit der Geschäfte belegen, Fitschens Vorgehen ist alles andere als sensibel. Denn in den Köpfen bleibt die Vorstellung haften, es gehe dem Institut nur um das Geld. Und die Menschen, die Ärmsten zumal, die sich nicht wehren können, interessierten nicht, denken wohl die meisten.
Wenn die Chefs der Deutschen Bank, Fitschen und Anshu Jain, heute zum ersten Mal als Nachfolger von Josef Ackermann die Jahreszahlen des Instituts vorlegen, werden sicherlich keine Rekorde vermeldet. Viele Geschäftsmodelle sind seit der Finanzkrise weggebrochen, das Privatkundengeschäft macht Sorgen. Das trifft die Deutsche Bank genauso wie andere Institute: Die Commerzbank will 4000 bis 6000 Stellen abbauen, auch die HypoVereinsbank streicht Jobs. Die Allianz schließt sogar ihre ganze Allianz-Bank. Zum Teil leiden die Finanzhäuser unter widrigen Umständen. Die Zinsen sind niedrig. Viele Leute stecken ihr Kapital in Wohnungen, Häuser, einen Bausparvertrag. Wer Geld anlegt, bedient sich häufiger der Dienste einer Online-Bank. Dann macht sich auch die schärfere Banken-Regulierung bemerkbar: Einige riskante Geschäfte rentieren sich für die Institute nicht mehr.
Zum großen Teil haben die Banken ihren jetzigen Zustand aber selbst verschuldet: Wenn die Konzerne in der Finanzkrise mit Milliarden an Steuergeldern gerettet werden mussten, wenn einzelne Händler der Deutschen Bank offenbar Anspruch auf 40 Millionen Euro an Boni hatten, zugleich aber in die Manipulation internationaler Zinssätze verwickelt gewesen sein sollen, dann schütteln manche Leute nur den Kopf.
Irgendetwas läuft hier schief. Selten zuvor ist der Vertrauensverlust in die früher stolzen Institute deutlicher geworden als im Dezember, als 500 Polizisten vor der Zentrale der Deutschen Bank anrückten. Sie durchsuchten die gläsernen Doppeltürme, und ein Beamter las Fitschen in dessen Büro vor, dass gegen ihn im Zusammenhang mit dem Betrug im CO2-Zertifikate-Handel ermittelt wird.
Jetzt müssen die Institute reagieren. Auch die Deutsche Bank hat erkannt, dass es so nicht weitergeht. Die Boni fallen magerer aus. Fitschen und Jain haben ihrem Haus einen „Kulturwandel“ verordnet. Kein Geschäft solle es wert sein, dass man den Ruf aufs Spiel setzt.
Gleichzeitig aber spekuliert die Bank im Agrar-Bereich munter weiter. Ein Kulturwandel sieht anders aus. Die Fehler der Deutschen Bank sollten die Konkurrenten aufhorchen lassen: Die Institute müssen sich daran gewöhnen, stärker als früher für ihr Tun verantwortlich gemacht zu werden.
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