Ein harter Kampf
Dass die Arbeitsweise der britischen Zeitungs-Redaktionen so verlottern konnte, ist der puren Verzweiflung geschuldet.
Es ist das ethische Selbstverständnis der deutschen Journalisten, das die hiesige Medienbranche vor den Exzessen des britischen Boulevards schützt. Wer Telefone belauschen und Halunken beschatten will, bewirbt sich bei der Kriminalpolizei, nicht bei einem Verlag. Sicher, selbst in Deutschland zahlen Medien Geld für Geschichten – aber seltener und weniger als im Königreich.
Doch hier wird abgewogen zwischen dem Interesse der Öffentlichkeit einerseits und dem Schutz der Privatsphäre andererseits. Journalisten in Deutschland wissen oft sehr viel mehr als sie schreiben – in Großbritannien ist das Gegenteil die Regel.
Doch wie passen kriminelle Schnüffeljournalisten mit dem Gentleman-Image der Briten zusammen? Dass die Arbeitsweise der Insel-Redaktionen so verlottern konnte, ist der puren Verzweiflung geschuldet. Auf der Insel kennt man keine Abonnenten – tagtäglich müssen die Leser am Kiosk neu zum Kauf verführt werden. Da ist der Druck, knallige Schlagzeilen zu produzieren, enorm – nicht nur bei Boulevardblättern. Ob die News of the World, über Nacht wegen ihrer Methoden untragbar geworden, nun am Sonntag den Markt verlässt, ist leider fast egal – der Kampf um schwindende Leser wird in Zukunft nicht anders, nur noch härter geführt werden.
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