Nicht Fitschen, nicht Jain
Die Deutsche Bank ist mit dem Versuch gescheitert, eine überzeugende Lösung für die Spitze des Finanzhauses zu finden.
Anstatt einen neuen Vorstandsvorsitzenden zu präsentieren, werden sich drei Männer die Macht teilen. Neben der Doppelspitze aus dem Inder Jain und dem Deutschen Fitschen bleibt Ackermann wohl als Übervater dem Konzern erhalten.
Wenn die Aktionäre mitspielen, wechselt der Schweizer direkt auf den Posten des Chef-Kontrolleurs. Ein derart rasch vollzogener Ämtertausch verstößt nicht nur gegen den Ehrenkodex unter heimischen Aktiengesellschaften, sondern widerspricht auch der gesetzlichen Regelung. Leider existiert ein Loch in der moralischen Mauer. Sind genügend Anteilseigner bereit, Ackermann für den Aufsichtsratsvorsitz vorzuschlagen, kommt er zum Zug.
Klappt das Manöver, beweist der wirtschaftlich überaus erfolgreiche Banker erneut, wie gering seine Sensibilität für deutsche Befindlichkeiten ausgeprägt ist. Wie soll ein Mann, der lange für das operative Geschäft verantwortlich war, plötzlich zum kritischen Begleiter des Instituts heranreifen? Ackermann müsste mit menschlicher Größe im Übermaß ausgestattet sein, wenn er streitbar mit seiner eigenen Rolle als Vorstandsvorsitzender umgehen würde. Genau das wäre aber seine Pflicht. In der Vergangenheit lag auf solchen Rollentausch-Spielen wenig Segen. Für Siemens wäre es besser gewesen, wenn der frühere Konzern-Chef von Pierer nicht den Chefsessel des Aufsichtsrats besetzt hätte.
Ackermann muss sich für unverzichtbar halten, sonst würde er sich mit dem Amt eines einfachen Aufsichtsratsmitglieds begnügen. So könnte er sein überragendes Wissen weiter in den Dienst der Bank stellen. Doch es wird anders kommen. Am Ende herrscht eine Troika über die Deutsche Bank, obwohl solchen Konstellationen meist das Scheitern innewohnt. Nicht nur die SPD hat damit schlechte Erfahrungen gemacht. Drei starke Persönlichkeiten wie Schröder, Lafontaine und Scharping konnte man schlecht zu einem Team erziehen.
Ähnlich wird es der Deutschen Bank ergehen. Nach der Devise „Nicht Fisch, nicht Fleisch“ will sie es mit dem jungen Investmentbanker Jain versuchen, dem der erfahrene Fitschen als Aufpasser zur Seite gestellt wird. Der eine verdient sozusagen das Geld, der andere kümmert sich um die politische Außendarstellung des Hauses. Und über allem wacht Ackermann, dem es nicht gelungen ist, seinen Wunschkandidaten Weber als Chef der Bundesbank zu seinem Nachfolger zu machen. Es wäre konsequent gewesen, wenn der Schweizer noch ein Jahr drangehängt hätte, bis er einen Kronprinzen präsentieren kann. In der Lösung der Nachfolgefrage hat er wie viele Konzern-Lenker versagt.
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