Urlaub auf Staatskosten
FDP-Politiker wollen deutsche Touristen dafür bezahlen, dass sie ihre Ferien in EU-Krisenländern verbringen.
Augsburg Jorgo Chatzimarkakis hat eine Idee. Der FDP-Politiker fordert – Achtung, jetzt bitte nicht vor Freude den Kaffee verschütten – also er fordert eine staatliche Prämie für Touristen, die in einem Euro-Krisen-Schulden-Land Urlaub machen. Das Schöne an diesem Konjunkturprogramm wäre, dass alle Beteiligten etwas davon hätten. Die Deutschen mehr Sonne, die Griechen, Portugiesen und Spanier mehr Einnahmen und die FDP mehr Aufmerksamkeit.
Doch bevor jetzt einer kommt und den revolutionären Vorschlag als Sommerlochfüller abtut: Chatzimarkakis meint das ernst. Er selbst will mit gutem Beispiel voranurlauben. „Ich fahre wie jedes Jahr nach Griechenland. Diesmal werde ich auf Kreta sein“, verriet der gebürtige Duisburger mit deutschem und griechischem Pass im Gespräch mit unserer Zeitung.
Auch sein Parteifreund Erwin Lotter findet die Idee mit dem Urlaub auf Staatskosten gut. „Zuschüsse für Last-Minute-Reisen nach Südeuropa oder Steuervergünstigungen wären eine sinnvolle Investition in die Wirtschaftskraft dieser Länder“, sagt der Bundestagsabgeordnete aus dem Kreis Aichach-Friedberg. Er selbst sei in diesem Jahr dreimal in Griechenland gewesen und will im August wieder dorthin reisen.
Der Tourismus ist für das gebeutelte Land ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Seit Ausbruch der Euro-Krise sind die Buchungen aus Deutschland allerdings spürbar zurückgegangen. „Griechenland braucht die Einnahmen aber dringend, um wieder auf die Beine zu kommen“, sagt Lotter. Neben der Reisebranche sei deshalb auch der Staat gefordert, Anreize zu setzen, findet der stellvertretende Vorsitzende der deutsch-griechischen Parlamentariergruppe im Bundestag (ja, die gibt es wirklich).
Unterstützung vom renommierten US-Ökonom
Unterstützung bekommen die Liberalen im Übrigen vom renommierten US-Ökonom Nouriel Roubini. Dieser hatte der Bundesregierung kürzlich geraten, jedem Haushalt einen 1000-Euro-Gutschein für Reisen in einen der EU-Krisenstaaten zu schenken. Würden nur fünf Millionen Haushalte ihren Gutschein einsetzen, brächte das der Wirtschaft in den angeschlagenen Ländern schon einen Zuwachs von 0,2 Prozent, rechnete Roubini vor.
Urlaubmachen quasi als gute Tat? So ähnlich. Chatzimarkakis will mit seinem Vorschlag jedenfalls ein Zeichen für „europäische Solidarität“ setzen, das den Menschen vor Ort hilft, die von den Euro-Partnern verordneten „Sparmaßnahmen besser zu akzeptieren“. Über die Erfolgsaussichten der Initiative sagt er nichts. Seine letzte Idee zum Thema war ungehört verhallt. Im Februar hatte Chatzimarkakis vorgeschlagen, Griechenland im Zuge eines Neubeginns in Hellas umzubenennen.
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