Rudi Völler im Interview: „Wir werden gefordert“
Sportdirektor Rudi Völler kommt mit Bayer Leverkusen nach Augsburg, um zu gewinnen. Im Interview glaubt er aber auch, dass Leverkusen keinen Grund hat, den FCA zu unterschätzen.
Der FC Augsburg trifft am heutigen Freitag auf Bayer Leverkusen (Spielbeginn: 20.30 Uhr). Sportdirektor der Leverkusener Werks-Elf ist ex-Nationaltrainer und Weltmeister Rudi Völler, der sich gegen den FCA keineswegs ein leichtes Spiel erwartet. Lesen sie mehr dazu im Interview:
Was fällt Ihnen unabhängig vom Fußball beim Namen Augsburg ein?
Völler: Natürlich die Puppenkiste. Die habe ich als Kind immer sehr gerne gesehen.
Der FC Augsburg ist ja fast eine kleine Filiale von Bayer. Lukas Sinkiewicz und Jens Hegeler kamen in der Vergangenheit von Bayer nach Augsburg. In dieser Saison gehören Jan-Ingwer Callsen-Bracker und Hajime Hosogai aus Leverkusen zur FCA-Stammformation. Gibt es zu Augsburg eine besonders freundschaftliche Beziehung?
Völler: Als ich 1996 meine Karriere als Spieler bei Bayer beendet hatte, habe ich ja schon zusammen mit Andreas Rettig gearbeitet. Wir beide waren so in etwa die linke und die rechte Hand von Reiner Calmund. Seit dieser Zeit habe ich mit Rettig ein freundschaftliches Verhältnis. Er ist ein gestandener Manager. Und als ehemaliger Jugendleiter von Bayer hat er auch ein Auge für Talente.
Wie haben Sie den Weg des FCA verfolgt?
Völler: Respekt und Hochachtung, was da über die Jahre entstanden ist. Augsburg stand ja schon einmal kurz vor dem Aufstieg. Jetzt haben sie es geschafft. Vorher wurde noch ein neues Stadion gebaut und es herrscht Euphorie. Das passt. Genau der Background, den eine Stadt braucht. Es ist schön, dass wieder ein Klub in der Liga ist, der da noch nie gespielt hat. Ich freue mich auf das Spiel.
Ist es möglich, dass Bayer Augsburg etwas unterschätzt?
Völler: Ich denke, da haben wir am allerwenigsten Grund dazu, nachdem wir im Pokal nach einer 3:0- Führung beim Zweitligisten Dresden noch 3:4 verloren haben. Wir wissen, dass wir gegen einen ehrgeizigen Aufsteiger spielen. Augsburg wird versuchen, seinen ersten Sieg einzufahren. Da werden wir gefordert. Natürlich wollen wir gewinnen, um weiter vorne dabei zu sein.
Wie sind Sie bis jetzt mit Ihrer Mannschaft zufrieden?
Völler: Nach der Pokal-Niederlage und dem 0:2 beim Start in Mainz mussten wir ja einen Fehlstart befürchten. Aber dann haben wir ganz ordentlich gespielt und zweimal gewonnen. Zuletzt das 0:0 in Dortmund war auch ein Zu-Null der besseren Sorte. Die Mannschaft und Trainer Robin Dutt haben besser zueinandergefunden. Das dauert immer ein bisschen, wenn ein neuer Trainer kommt. Es sieht sich bis jetzt gut an. Und unabhängig davon, wie das Spiel in Augsburg ausgeht: Ich bin überzeugt, dass wir eine gute Saison spielen.
Es wäre an der Zeit, dass Leverkusen mal deutscher Meister wird...
Völler: Wir waren einige Male sehr nah dran. Vor allem 2000 und 2002. Eigentlich wird man Meister, wenn man am Ende vor den Bayern ist. Das war zwar in der vergangenen Spielzeit der Fall, aber da hat Dortmund eine unglaubliche Saison gespielt. Aber wir geben nicht auf. Unsere Zielsetzung ist, diese Saison unter die ersten Vier zu kommen.
Michael Ballack sagte kürzlich: „Das Wichtigste ist für mich, dass ich mich gut fühle und Spaß habe.“ Ist er jetzt auf dem Weg dahin, die Situation so hinzunehmen, wie sie ist?
Völler: Natürlich, aber auch dass eine Unzufriedenheit da ist, so was ist doch normal. Das gehört zum Beruf. Er muss auf seine Chance warten und das macht er. Im September, Oktober und November haben wir jetzt einige englische Wochen und da wird der Michael gebraucht.
Was trauen Sie Ihrem neuen Trainer Robin Dutt zu?
Völler: Wir haben ihn geholt, weil er in Freiburg mit bescheidenen Mitteln große Arbeit geleistet hat. Da war eine Handschrift zu sehen. Er lässt offensiven Fußball spielen, achtet darauf, dass die Mannschaft kompakt steht und topfit ist. Vielleicht kann er sogar noch mehr herausholen wie sein Vorgänger Jupp Heynckes. Aber Bayern München ist natürlich das Maß aller Dinge. Die haben den besten Kader, das ist Fakt. Man muss halt hoffen, dass die mal einen Ausrutscher haben.
Auch Bernd Schuster wird im Stadion sein. Er sagte kürzlich, er erinnere sich gern an seine Leverkusener Zeit zurück, als er Rudi Völler noch die Bälle aufgelegt hat. Wie haben Sie den Augsburger in Ihrer Erinnerung?
Völler: Der Bernd war ein Weltklassefußballer. Als wir beide in Leverkusen zusammengespielt haben, ging es auf das Ende unserer Karrieren zu. Trotzdem hat der Bernd noch überragende Dinge gemacht. Wir hatten eine tolle Zeit. Ich freue mich, wenn er im Stadion ist.
Philipp Lahm hat Sie in seinem Buch kritisiert und Sie haben deutlich Ihr Missfallen zum Ausdruck gebracht. Hat sich die Aufregung bei Ihnen wieder gelegt?
Völler: Ja, klar. Da muss man kurz etwas dazu sagen. Das habe ich getan. Damit ist es für mich erledigt.
Interview: Wolfgang Langner
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