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Erinnerungen an Reisen: Von Abenteuern am Ammersee bis zu Fernweh

Oberschönenfeld

Als die Fahrt zum Ammersee noch ein richtiges Reiseabenteuer war

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    Ihre schönsten Reiseerinnerungen erzählten acht Teilnehmerinnen beim Erzählcafé, das von Museumspädagogin Roswitha Stocker geleitet wurde.
    Ihre schönsten Reiseerinnerungen erzählten acht Teilnehmerinnen beim Erzählcafé, das von Museumspädagogin Roswitha Stocker geleitet wurde. Foto: Jutta Kaiser-Wiatrek

    „Packen Sie Ihre schönsten Reiseerinnerungen aus“, hieß es beim Erzählcafé in Oberschönenfeld, das sich an eine Kurzführung der Museumspädagogin Roswitha Stocker durch die Abteilung Reisen in der Dauerausstellung des dortigen Museums anschloss. Das Erzählcafé bot für Kultur- und Nostalgiefans ein zusätzliches, besonderes Angebot, in gemütlicher Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen das Gesehene und Erlebte Revue passieren zu lassen. Acht reiselustige Damen hatten sich eingefunden, um einen Rückblick auf ihre ersten Reiseerlebnisse zu halten, aber auch mit großem Fernweh auf neue Abenteuer zu blicken.

    Eine Augsburgerin erwarb diesen Koffer um 1950. Ihre Kofferaufkleber, die bis in die 1960er-Jahre von großen Hotels ausgegeben wurden, waren nicht nur bunte Souvenirs, sondern demonstrierten auch Weltläufigkeit. Der Koffer wurde rund 30 Jahre benutzt.
    Eine Augsburgerin erwarb diesen Koffer um 1950. Ihre Kofferaufkleber, die bis in die 1960er-Jahre von großen Hotels ausgegeben wurden, waren nicht nur bunte Souvenirs, sondern demonstrierten auch Weltläufigkeit. Der Koffer wurde rund 30 Jahre benutzt. Foto: Tina Burkhardt

    Es war das lebendige Erzählen, das gemeinsame Lachen und Eintauchen in die Vielfalt der Reisemöglichkeiten, die alle an diesem Nachmittag einte und bereicherte. Und so entspannen sich interessante und lebhafte Erzählungen, die bis in die 50er Jahre zurückreichten. Berichtet wurde von Ferienreisen von den Stauden nach Koblenz zu Tante und Onkel. „Es wurde ein Schild umgehängt und der Schaffner erhielt den Auftrag, auf das Kind aufzupassen. So bin ich bis in die DDR gereist, das hat damals noch funktioniert“, erinnerte sich nicht nur eine der Damen.

    Mit der Kinderlandverschickung nach Bad Wörishofen

    Viele konnten sich auch noch an Kinderlandverschickungen als erste Reiseerfahrungen erinnern. Nach Bad Wörishofen zum Kneippen ging es damals. „Es war nur kalt und eklig“, weiß die Verschickte noch genau, hat aber bis heute das Kneippen in etwas anderer Form beibehalten. „Man musste bei den Kinderlandverschickungen ein Kilo zunehmen, erst dann durfte man wieder nach Hause und es gab furchtbar süße Suppe“, zeigte sich im Nachgang eine weitere Teilnehmerin wenig erbaut von ihren ersten Reiseerlebnissen, die sie meist mit einem ihrer Geschwister antreten musste, um auf diese aufzupassen.

    Bei den ersten Fahrten nach Italien mit dem eigenen Auto war schon allein die Anreise ein Abenteuer.
    Bei den ersten Fahrten nach Italien mit dem eigenen Auto war schon allein die Anreise ein Abenteuer. Foto: Museum Oberschönenfeld

    In weit besserer Erinnerung waren da einer weiteren Teilnehmerin die Fahrten mit dem Vater an den Ammersee geblieben. Zuerst ging es mit dem Moped von Hainhofen nach Westheim zum Bahnhof und dann zum Ammersee, wo immer eingekehrt wurde. Bootfahren oder andere heutige Vergnügungen am Wasser gab es aber nicht. Auch Baden im See war kein Thema, denn man konnte ja nicht schwimmen. „Man setzte sich an den Ammersee und das war dann die große Ausflugsreise“, schmunzelte die Erzählerin. Spätere Reisen in den 50er und 60er Jahren führten die Runde schließlich weitgehend in die Berge und natürlich nach Italien.

    Jede Reise hat ihre eigene Geschichte

    War Reisen früher ein Privileg für Reiche, so gehörte es nach und nach zum Leben dazu. Der Sprung in die Gegenwart eröffnete, dass das Reisen heute einen ganz anderen Stellenwert hat. Angefangen bei Flugreisen in ferne Länder, abenteuerlichen Backpacking-Trips durch Südostasien, entspannenden Kreuzfahrten auf dem Mittelmeer, unvergesslichen Begegnungen mit einer fremden Kultur oder erholsamen Urlauben in den Bergen. Jede Reise hatte ihre eigene Geschichte mit unvergesslichen Erlebnissen, die einen regen Austausch veranlassten.

    Strandfreuden aus den Fünfziger Jahren zeigt dieses Bild aus dem Fundus des Museums Oberschönenfeld.
    Strandfreuden aus den Fünfziger Jahren zeigt dieses Bild aus dem Fundus des Museums Oberschönenfeld. Foto: Museum Oberschönenfeld

    Was sind eigentlich die Gründe für Reisen? Erholung, neue Leute und Kultur kennenlernen, Tapetenwechsel, den Alltag ein paar Tage vergessen, waren die Antworten. Während die einen ihren Urlaub aktiv gestalten und ein fremdes Land erkunden wollen, möchten die anderen lieber faul sein, lesen, in der Sonne am Strand liegen und mal wieder Zeit für sich haben. Auch hinsichtlich der Reiseverkehrsmittel gibt es unterschiedliche Vorlieben. Während einige der Damen lieber organisierte Reisen mit dem Bus unternehmen, erzählten andere wieder vom Fliegen und von Traumreisen auf dem Luxusschiff.

    Sehnsuchtsorte von Uganda bis zu den Südstaaten in den USA

    Letztlich einig waren sich die Teilnehmerinnen, dass es nicht immer die große Reise sein muss. Eine Fahrt in eine nahegelegene kleine Stadt wie Aichach oder Nördlingen mit Cafébesuch kann ebenso bereichernd sein. Sehnsuchtsorte haben letztlich alle. Ob die Südstaaten der USA, Ostsee. Uganda oder Landsberg, der ganz eigene Sehnsuchtsort kann tatsächlich auch die Rückkehr in die Heimat sein, wie von einer Teilnehmerin, die auf einem 1100 hoch gelegenen Weiler im Oberallgäu aufgewachsen ist, berichtet. „Das war schon damals Urlaub vor der Haustüre und ich war wohl als Kind die erste Fremdenführerin dort“, schmunzelte sie. Trotz späterer großer Reisen ist ihr Sehnsuchtsort immer noch dort.

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