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Gersthofen: Warum Gersthofen auf Wasserstoff setzt

Gersthofen

Warum Gersthofen auf Wasserstoff setzt

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    Autos tanken an der Wasserstoff-Tankstelle in Gersthofen bislang selten. Digitalminister Fabian Mehring (vorne) schaut mit seinem geliehenen Dienstwagen nun vermutlich häufiger vorbei.
    Autos tanken an der Wasserstoff-Tankstelle in Gersthofen bislang selten. Digitalminister Fabian Mehring (vorne) schaut mit seinem geliehenen Dienstwagen nun vermutlich häufiger vorbei. Foto: Andreas Lode

    Den Start der einzigen Wasserstoff-Tankstelle im Landkreis kann man getrost als holprig bezeichnen. Nur eine Woche, nachdem Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) die Tankstelle medienwirksam eröffnete, brach dort ein Brand aus. Es dauerte Monate, bis die Tankstelle wieder in Betrieb gehen konnte. Nun kam ein anderer Freier Wähler in das Güterverkehrszentrum nach Gersthofen. Bayerns Digitalminister Fabian Mehring durfte in einen wasserstoffbetriebenen BMW steigen, mit dem er nun ein paar Wochen fahren darf. Darum, betonte Minister Mehring zumindest, sollte es aber eigentlich gar nicht gehen.

    Deshalb steht die Wasserstoff-Tankstelle in Gersthofen

    Der Wagen sei nur ein Symbol für die Bedeutung der Technologie Wasserstoff, so Mehring. Und dass die ausgerechnet in Gersthofen eine zunehmend wichtige Rolle spiele, sei kein Zufall. Warum? Hauptfaktor ist der Standort im Industriegebiet, erklärte Thomas Zorn, Leiter des Bereichs Wasserstoff des Unternehmens Tyczka. Der Gase-Spezialist aus Geretsried bei München errichtete die Wasserstoff-Tankstelle in Gersthofen. Dort finden sich nämlich die Fahrzeuge, die aktuell schon mit Wasserstoff betrieben werden. Hauptsächlich sind das Lastwagen, aktuell zwei Müllfahrzeuge und Busse. Mit dem Bau der etwa vier Millionen Euro teuren Anlage will man in Gersthofen Vorreiter sein. Ausgelastet sei die Tankstelle zwar noch nicht. Zorn und seine Kollegen glauben aber an die Zukunft des Energieträgers. In Gersthofen treffen sie damit auf Zuspruch.

    Wie mehrfach berichtet, setzt auch Gersthofens Bürgermeister und parteiloser Bundestagskandidat der Freien Wähler, Michael Wörle, auf die aktuell vergleichsweise teure Technologie. So soll zum Beispiel durch die neue Kläranlage Wasserstoff gewonnen werden können. Außerdem will man hier bis 2026 ein ganzes Wohnquartier an der Ludwig-Hermann-Straße mit Wärme aus Wasserstoff versorgen. Das aktuell kriselnde Unternehmen Quantron hat in Gersthofen einen Wasserstoff-LKW entwickelt. Und bald soll die Stadt auch noch zum Hochschulstandort mit eigenem Technologietransferzentrum (TTZ) werden, an dem an wasserstoffbasierten Technologien geforscht wird. Bürgermeister Wörle hat noch weitere Visionen.

    Welche Rolle Kenia für Wasserstoff in Gersthofen spielen könnte

    Er berichtet von einer Idee, die durch die Partnerschaft des kleinen Gersthofen mit dem großen afrikanischen Land Kenia gewachsen ist: Wasserstoff aus Kenia könnte nach Gersthofen importiert werden. Weil es dort viel Sonne und Wind gibt, sei das Land reich an Energie, durch die Wasserstoff gewonnen werden kann. Daneben gibt es laut Wörle Überlegungen, Ammoniak aus Kenia zu importieren. Der Stoff sei ein Abfallprodukt in der Herstellung von Düngemitteln, aus denen ebenfalls Wasserstoff gewonnen werden kann. Hergestellt werden könnte er dann durch importiertes Ammoniak in Gersthofen. Es ist eine Idee, die noch in den Kinderschuhen steckt, doch sie zeigt, wie sehr Wörle an die Zukunft von Wasserstoff glaubt. Bei Digitalminister Mehring trifft das auf offene Ohren.

    Ähnlich wie an anderen Tankstellen wird auch bei Wasserstoff mit einer Art Zapfhahn getankt.
    Ähnlich wie an anderen Tankstellen wird auch bei Wasserstoff mit einer Art Zapfhahn getankt. Foto: Andreas Lode

    Wie auch Wirtschaftsminister Aiwanger, der auch schon ein Wasserstoffauto als Dienstwagen geliehen bekam, setzt auch Mehring auf Wasserstoff, wenn es um die Zukunft der Energiegewinnung geht. Die alleinige Lösung sei es nicht, betont der Minister. Es ginge vielmehr darum, verschiedene Energieträger voranzutreiben und auszubauen. Zwar werde aktuell sehr viel Energie durch Wind und Strom gewonnen. Wenn aber kein Wind weht und die Sonne nicht scheint, könnten Schwankungen durch mehr Wasserstoff ausgeglichen werden, so Mehring. Dafür brauche es aber Subventionen. Kritiker betonen immer wieder, dass Wasserstoff nicht rentabel sei. Unternehmen zögern bislang mit Investitionen in dem Bereich. Hintergrund sind die aktuell hohen Kosten bei der Herstellung von Wasserstoff. Weiterer Kritikpunkt sind Effizienzverluste im Vergleich zu anderen Energieträgern, etwa Akkus in Elektroautos.

    So viel kostet eine Tankfüllung mit Wasserstoff

    Die Kosten beim Tanken von Wasserstoff sind vergleichbar mit denen für Benzin. Die Anzeige an der Tankstelle in Gersthofen zeigte am Freitag den Preis von 14,99 Euro pro Kilo Wasserstoff an. In den Tank des umgebauten BMW passen laut Hersteller fünf Kilo Wasserstoff, mit dem man etwa 500 Kilometer weit fahren kann. Also 75 Euro für eine Tankfüllung. Die Anschaffungskosten dürften beim aktuellen Dienstwagen des Digitalministers allerdings deutlich höher sein als bei einem durchschnittlichen Benziner. Kaufen kann man das Fahrzeug noch nicht, erklärt ein Mitarbeiter von BMW beim Termin in Gersthofen. Der Wagen sei einer von fünf Modellen. BMW plane aber, damit in Serie zu gehen.

    Das ist in den kommenden vier Wochen der neue Dienstwagen von Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler). Ein wasserstoffbetriebener BMW X5.
    Das ist in den kommenden vier Wochen der neue Dienstwagen von Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler). Ein wasserstoffbetriebener BMW X5. Foto: Andreas Lode

    In den kommenden Wochen darf nun Minister Mehring damit von Termin zu Termin fahren und so für das Thema Wasserstoff werben. Danach wird er wieder auf seinen Dienstwagen samt Fahrer umsteigen, einen hybriden BMW mit allerlei Annehmlichkeiten. 120.000 Kilometer lege er damit im Jahr zurück. „Das Auto ist für mich mein Büro“, sagt Mehring. Täglich verbringe er mehrere Stunden auf der Rückbank des Dienstwagens. Privat fährt er übrigens einen ebenfalls hybriden Audi A6. Besonders wichtig für Mehring dabei: die Anhängerkupplung für den Wohnwagen.

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