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Sanierungsdruck: 14 von 29 Brücken in Diedorf marode

Diedorf

Marode Brücken in Diedorf: Sperrung für Busverkehr in der Wiesenstraße droht

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    Nach dem Hochwasser 2024 hat Diedorf alle Brücken erneut kontrollieren lassen. Mehr als die Hälfte ist sanierungsbedürftig.
    Nach dem Hochwasser 2024 hat Diedorf alle Brücken erneut kontrollieren lassen. Mehr als die Hälfte ist sanierungsbedürftig. Foto: Marcus Merk (Symbolbild)

    Was den Gemeinderat Ende November nicht aus der Ruhe brachte, war erneut Thema im Marktgemeinderat: Die Hälfte der Brücken in Diedorf ist stark sanierungsbedürftig. Manche Betonteile sind so zerfressen, dass eine Sanierung kaum lohnt. Das erläuterte Martin Stadelmann von Eibl Ingenieure in der letzten Sitzung und machte die Mängel sichtbar. Seine Fotos von der Brücke in der Schmutterstraße beispielsweise zeigen Gefüge-Schäden, das Abbrechen der äußeren Betonschicht und Blattrost unter dem Bauwerk. Auch wenn diese Brücke größtenteils landwirtschaftlich und „nur“ von Modellflugbegeisterten genutzt wird: „Gar nichts machen, geht nicht“, meint der Experte – und das nicht nur wegen der Haftungsfragen bei einem Unfall. „Es ist auch nicht zu erwarten, dass es billiger wird, wenn man abwartet“, sagt er und rät, diese Brücke in den nächsten drei Jahren zu sanieren. Abbrechen, wie in Italien, werde sie nicht, aber sie könne sich beim Überfahren mit schwerem Gerät irgendwann durchbiegen.

    Verschiedene Förderungen sind möglich

    Gemeinderätin Maria Abbt (WfD) sieht für die Gemeinde kaum finanziellen Spielraum. Hochwasserfragen stünden momentan im Fokus. Bei den Brückensanierungen würde sie die Gewichtung gerne auf den Schwerlastverkehr legen. „Sonst kann die Gemarkung nicht mehr bewirtschaftet werden“, fürchtet sie. Weniger wichtig sei in ihren Augen zum Beispiel die Gehwegbrücke am Anhauser Bach in der Grottestraße. Diese könnte man auch sperren, da es eine parallele Verbindung gebe. Was vielleicht aber nicht unbedingt notwendig sei, wand Ingenieur Stadelmann ein. Für diese Brücke könnte eine Radwegförderung in Höhe von 70 Prozent geprüft werden.

    Auch die Kosten für den Neubau verkehrsrelevanter Brücken könnte die Gemeinde über Fördermittel abfedern, war ein Tipp des Fachmanns. Diese Lösung käme zum Beispiel für die Schmutterbrücke in der Wiesenstraße in Frage. Der Ersatzbau koste 750.000 Euro, die Fördermöglichkeit liege bei 50 Prozent. Dem gegenüber stünden 85.000 Euro für eine Komplettsanierung, welche die Brücke nur für die nächsten 15 Jahre erhalten könne. Es gebe Probleme mit der Tragfähigkeit, so Ingenieur Stadelmann, der deshalb den Ersatz empfiehlt. Wobei die Zeit dränge. Denn: „Demnächst ist die Brücke vom Bus nicht mehr befahrbar“, prognostiziert der Experte. Auch bei anderen Brücken sollte die Gemeinde die 50-prozentige Förderung prüfen.

    Bauamtsleiter hatte eine Sonderprüfung veranlasst

    Eine besondere Förderung im Rahmen des Hochwasserschutzes stellte Bauamtsleiter Florian Mayer für die Brücke im Firmental bei Anhausen den Gemeinderäten in Aussicht und erklärte nach der Sitzung, wie es zur Überprüfung aller Brücken in Diedorf gekommen war. Unter dem Eindruck der Bilder vom Brückeneinsturz in Dresden und im Nachgang zum Hochwasser hatte er eine Sonderprüfung veranlasst – und das, obwohl die Brücken auch schon vorher regelmäßig alle drei Jahre überprüft worden waren und die Flut nur eine Gehwegbrücke am Eisweiher weggerissen hatte. Mayer, der erst vor einem Jahr ins Amt kam, wollte sich einen Überblick verschaffen. „Es ist nicht verkehrt, wenn man alle prüft“, meint er.

    Kostenpunkt: Mindestens eine Million Euro

    Herausgekommen ist bei der Sonderprüfung, dass 14 der 29 Brücken saniert bzw. ausgetauscht werden müssen. Von der Sanierung betroffen ist auch die verkehrsrelevante Brücke in der Biburger Straße. Für den Verkehr weniger wichtig und nicht sanierbar ist die Straßenbrücke in der Mittelbühlstraße; sie müsste komplett ersetzt werden. Generalüberholt werden kann beispielsweise die Geh- und Radwegbrücke über den Anhauser Bach im Müllerweg. Bei den meisten Gehwegbrücken sieht Ingenieur Stadelmann die Sicherheit der Fußgänger durch zu niedrige und durchlässige Geländer gefährdet. Für die Gehwegbrücke östlich der Tennisplätze hat er eine klare Meinung: „Es nichts mehr sicher an diesem Bau.“ Noch nicht einmal die Gründung dieser Brücke über den Anhauser Bach, also der Punkt, wo sie im Boden befestigt ist, sei für ihn nach der Besichtigung geklärt.

    Das Ergebnis ist erdrückend: Die Kosten für alle Brücken belaufen sich im Minimum auf insgesamt gut eine Million Euro, im Einzelfall liegen sie zwischen 13.000 und 150.000 Euro – die Kosten für einen Neubau noch nicht mitgerechnet. Geld, das die Gemeinde nicht hat. „Wir müssen überlegen, wie wir die Priorisierung festlegen und welche Förderungen wir abrufen möchten“, fasste Bürgermeister Peter Högg (WfD) die schwierige Lage zusammen. Auf die Frage von Horst Heinrich (CSU), wie es nun weitergeht, erklärte Amtsleiter Mayer, dass er bis zur nächsten Sitzung Fördermöglichkeiten abkläre und eine Prioritätenliste erstelle. Bei einigen förderfähigen Baumaßnahmen müsste der Antrag spätestens im September eingereicht werden, war die Auskunft von Ingenieur Stadelmann zum Zeitplan. Nur so könne der Bescheid Mitte 2026 erfolgen und der Bau danach beginnen.

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