Für die Fußball-Frauen des SC Biberbach ist es eine Premiere. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte hat sich der Dorfverein aus der 3.500 Einwohner zählenden Marktgemeinde für die Bayerischen Meisterschaften im Hallenfußball qualifiziert, die am Samstag, 1. Februar, in Treuchtlingen ausgetragen werden. Als erster Verein im Landkreis Augsburg überhaupt. Für Trainerin Lisa Seidler ist die Teilnahme an den Bayerischen Meisterschaften fast schon Routine. Mit dem Regionalligisten TSV Schwaben Augsburg war sie schön des Öftern dort am Ball. Beim letzten Titelgewinn der Schwaben hat sie sogar das Siegtor erzielt. Dafür wurde sie für den Bayern-Treffer des Monats nominiert. „Zum zweiten Mal. Und das, mit einem fast identischen Treffer“, erzählt sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Diesen Trick habe ich mit meiner Frau perfektioniert.“ Beim Freistoß stellte sich ihre Mannschaftskameradin Melanie Seidler, mit der sie seit einigen Jahren auch verheiratet ist, vor die gegnerische Torhüterin. „Wenn ich dann schieße, duckt sie sich weg.“ Das hat auch 2017 im Halbfinale geklappt und die Tür zum Titelgewinn geöffnet.
Bereits mit fünf Jahren hat die heute 29-Jährige, die aus einer Fußballfamilie stammt, bei ihrem Heimatverein TSV Ellgau mit dem Kicken angefangen. Ab der B-Jugend war sie beim VfL Westendorf aktiv, nach dem Wechsel ins Damenlager dann beim SV Thierhaupten. Schon bald wurde das Talent erkannt. Als der erste Anruf der Schwaben kam, musste die noch absagen. „Wir haben einen Hof und meine Eltern hatten nicht die Zeit, mich dreimal die Woche zum Training nach Augsburg zu fahren“, erinnert sie sich. Als die Schwaben zum zweiten Mal nachfragten, hatte sie gerade den Führerschein gemacht. „Ich wollte es versuchen, um hinterher nichts zu bereuen.“ Acht Jahre zählte Lisa Seidler zur Stammbesetzung im Regionalliga-Team der Schwaben.
Gute Zusammenarbeit von Männer- und Frauenfußball in Biberbach
Vor Beginn dieser Saison ist sie nicht nur mit ihrer Frau nach Meitingen gezogen, sie hat sich auch als Spielertrainerin dem aufstrebenden SC Biberbach angeschlossen, der inzwischen die Nummer zwei in der Region Augsburg ist. Noch vor dem FC Augsburg, dem TSV Pfersee oder dem SSV Anhausen. „Ganz großes Lob, was da aufgebaut wurde“, sagt Lisa Seidler, und meint damit die beiden Vereine SC Biberbach und SV Erlingen, die bis zur Bezirksoberliga eine Spielgemeinschaft gebildet haben, die es noch immer bei der zweiten Mannschaft gibt. Hier ist sogar noch der FC Osterbuch mit im Boot. „Das ist Gold wert, dass die Männer und Frauen so zusammenhalten und sich gegenseitig zuschauen“, schwärmt Seidler vom intakten Vereinsleben. Auch mit ihrem Mit-Trainer Fabian Wolf versteht sie sich blendend: „Wir kennen uns gefühlt schon immer, sind beide Fußballer durch und durch und ergänzen uns perfekt. Die Mischung aus Männlein und Weiblein auf der Trainerbank tut der Mannschaft gut und sorgt für frischen Wind.“
Innerhalb der Mannschaft stimmt die Mischung aus Einheimischen und Fremden. „Wir haben einen Haufen Leute auf dem Platz, die sich verstehen und gut harmonieren“, ist Lisa Seidler begeistert und geht regelrecht an der Seitenlinie auf. So kamen zuletzt mit Lilli Gehl (Wacker München), Annalena Knöferl und Sabrina Eder (beide Schwaben Augsburg) weitere Spielerinnen mit höherklassiger Erfahrung. Auf der anderen Seite aber spielen hier die beiden Töchter von Biberbachs Bürgermeister Wolfgang Jarasch, der gleichzeitig Vorsitzender des SC Biberbach ist. Ebenso die Enkelinnen von Meitingens Alt-Bürgermeister Alfred Sartor. Theresa Hammerl wurde bei den schwäbischen Titelkämpfen zur besten Spielerin gewählt, Sarah Hammerl erzielte den Siegtreffer im Endspiel gegen den TSV Ottobeuren.
Für Biberbachs Trainerin ist erst ein Etappenziel erreicht
Für Lisa Seidler wurde mit diesem Titelgewinn das erste Etappenziel erreicht. „Als ich nach Biberbach gekommen bin, habe ich gesagt, die Halle ist Pflicht, die Halle ist wichtig“, sagt die 29-Jährige, die gerade ihren Trainerschein macht. Doch das soll nicht das Ende der Fahnenstange sein. „Wenn wir unsere Angst und Nervosität ablegen und zeigen, was wir können, dann können wir als Underdog vielleicht für eine Überraschung sorgen“, ist sie trotz der starken Konkurrenz zuversichtlich. „Bei der Schwäbischen waren wir sehr nervös, beim eigenen Turnier und bei der Vorrunde haben wir super Hallenfußball gespielt.“ Und dabei auch den haushohen Favoriten Schwaben Augsburg rausgekickt.
In Treuchtlingen treffen die Biberbacherinnen nun ab 11 Uhr auf den SV Frauenbiburg, die zweite Mannschaft des Zweitbundesligisten SV 67 Weinberg II (beide Bayernliga) und den Schwabthaler SV (Landesliga Nord). „Lauter Gegner, die man kennt und die gut kicken können“, spricht Lisa Seidler von einer schweren Aufgabe. „Lediglich der FC Ingolstadt ist uns erspart geblieben.“ Doch der könnte schon im Halbfinale warten. „Wir wollen auf jeden Fall Spaß am Fußball haben und zeigen, wer wir sind“, sagt die Trainerin des SC Biberbach. Und vielleicht kann man ja dem bisherigen Höhepunkt in der Vereinsgeschichte noch einen weiteren hinzufügen.
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