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„Gute Ideen blockiert“: So reagieren Leser auf den Clinch um Bob‘s Bootshaus am Kuhsee

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„Gute Ideen blockiert“: So reagieren Leser auf den Clinch um Bob‘s Bootshaus am Kuhsee

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    Ohne Genehmigung gebaut: Um dieses Holzpodest und den türkisen Kiosk dreht sich der Ärger zwischen „Bob“ und der Stadt.
    Ohne Genehmigung gebaut: Um dieses Holzpodest und den türkisen Kiosk dreht sich der Ärger zwischen „Bob“ und der Stadt. Foto: Marcus Merk

    Es geht um einen türkis gestrichenen Eiskiosk und ein Holzpodest zum Sitzen: Gastronom Stefan „Bob“ Meitinger und die Stadt Augsburg liegen wegen der Gestaltung eines Teil des Außenbereichs am Lokal Bootshaus (früher Seelounge) am Kuhsee im Clinch. Die Stadt ist der Meinung, dass das Unternehmen Bob‘s dafür eine Baugenehmigung benötigt - sie ließ die Arbeiten stoppen und der Gastronom musste einen Bauantrag einreichen, der jetzt erst einmal gründlich geprüft wird. Zu dem Ärger gingen bei unserer Redaktion zahlreiche Zuschriften von Lesern ein. Einer schreibt etwa: „Warum wird ein Betrieb bestraft, der einen wichtigen Beitrag zur Stadt leistet?“ Wir haben die Reaktionen hier zusammengefasst.

    Schorsch Felber, Rehling: Als leidenschaftlicher Gastronom kann ich nur mit Kopfschütteln auf die jüngsten Entscheidungen der Stadt Augsburg reagieren. Jeder, der in der Gastronomie tätig ist, weiß, wie herausfordernd es ist, ein erfolgreiches Lokal zu führen – besonders in Augsburg, wo bürokratische Hürden wie Brandschutzauflagen und andere Vorschriften einem Unternehmer das Leben schwer machen. Nun trifft es die Gastronomie von Bob Meitinger am Kuhsee besonders hart. Der Stadtrat untersagt den Verkauf von Eis im Biergarten – eine Entscheidung, die völlig unverständlich ist. Was spricht gegen eine einfache Erfrischung an einem warmen Sommertag? Doch nicht nur das: Selbst die liebevoll vorbereiteten Sitzgelegenheiten für Gäste dürfen nicht genutzt werden. Es wirkt fast so, als solle ein erfolgreiches Unternehmen gezielt behindert werden, obwohl es hunderte Arbeitsplätze geschaffen und viel für das gastronomische Angebot der Stadt getan hat. Solche Beschränkungen sind nicht nur enttäuschend, sondern auch schädlich für die lokale Wirtschaft. Warum wird ein Betrieb bestraft, der einen wichtigen Beitrag zur Stadt leistet? Ich frage mich, welchen Interessen hier eigentlich gedient wird. Ich hoffe, der Stadtrat überdenkt diese Entscheidungen, bevor aus Bürokratie eine unnötige Belastung für Unternehmer und Gäste wird.

    „Unkonventioneller Gastronom Bob bringt Schwung an den Kuhsee“

    Günter Pflichtenhöfer, Friedberg: Das Verhalten der Stadtverwaltung Augsburg ist schon sehr besorgniserregend. Wie schon in der Vergangenheit werden gute Ideen behindert oder gar blockiert. Der unkonventionelle und erfolgreiche Gastronom Bob Meitinger bringt mit einem neuen Konzept Schwung an den Kuhsee. Aus der langweiligen Seelounge wird das Bootshaus. Der Außen- und Innenbereich werden hier gefällig und originell umgestaltet. Ein Holzpodest zum Chillen wurde errichtet und ein Außenverkauf von Eis und Getränken soll stattfinden. Eine großartige Idee, die von den Besuchern des Kuhsees gerne angenommen werden wird. Nun ist der Amtsschimmel tätig geworden. Da braucht es einen Bauantrag und natürlich eine Genehmigung der Behörde, die gründlichst geprüft werden muss. Auch die Untere Naturschutzbehörde muss sich wichtig machen. Angeblich sind Bäume gefährdet. Das sind genau die Gründe, warum in Deutschland nichts vorangeht. Eine überbordende Bürokratie, die ständig Sand in das Getriebe streut. Ich freue mich auf jeden Fall auf die baldige Außenbewirtung im Bootshaus am Kuhsee.

    Karsten Kausträter, Augsburg: Wenn es eines plakativen Beispiels bedurft hätte, um den bürokratischen Irrsinn dieses Landes, verbunden mit seinen stocksteifen, Scheuklappen tragenden Ämtern und verschlungenen, zeit- und nervenraubenden Verfahrenswegen zu demonstrieren, dann dies. Wie so oft erstickt die Bürokratie Innovation im Keime. Man kann Bob hier nur einen langen Atem wünschen! Ich nutze seine Gastronomie, egal in welchem Stadtteil, sehr gerne, gerade weil er es mit viel Liebe zum Detail schafft, in all seinen Kneipen eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen, in der man gerne verweilt. Gerne würde ich mit meiner Familie an den Kuhsee fahren, um auf der neuen Holzterrasse ein Eis zu genießen. Man kann nur hoffen, dass die Stadt hier keine Posse daraus macht.

    „Das Projekt macht alles, was bisher war, besser“

    Rainer Haßold, Augsburg: Ein Unternehmer stellt keinen Bauantrag für eine Maßnahme, die angeblich genehmigungspflichtig ist. Das ist ein Problem. Aber, die Stadt könnte bei einem solchen Projekt, das wirklich nur alles, was bisher war, besser macht, auch folgende Stellung einnehmen: „Herr Meitinger, sie haben was Tolles geschaffen, das bekommen wir schon hin. Stellen Sie einen Bauantrag und bezahlen Sie 500 Euro Bußgeld, weil Sie gegen geltendes Recht verstoßen haben. Wir kümmern uns um die Genehmigung. Das bekommen wir schon hin, keine Sorge. Hier ist die vorläufige Betriebserlaubnis. Viel Spaß und Erfolg. Wir bleiben in engem Austausch und arbeiten zusammen.“ Dazu fehlt aber den Zuständigen der Mut und der Entscheidungswille. Zum viel propagierten Bürokratieabbau gehört eben auch eine Portion Mut und es gehört dazu, dass der Formalismus dem Pragmatismus weicht. Hat nicht Frau Oberbürgermeisterin mal gesagt, wir leben eine Kultur des Ermöglichens? Schade, dass wir erkennen müssen, dass der Weg dorthin noch sehr steinig und steil ist.

    Theo Mayr, Augsburg: Typisch Augsburg! Damit wäre eigentlich alles gesagt. Größere Bauvorhaben wie z.B. Theater oder die Linie 5 im Zeit- und Kostenplan zu halten, das gelingt nicht annähernd. Da muss man sich halt an Kleinunternehmen abarbeiten, mit der vollen Härte der Gesetze, z.B. „Monitor im Schaufenster am Rathausplatz“ und nun der Eiskiosk am „Bootshaus“. Dadurch werden doch kreative, tüchtige Unternehmer ausgebremst! Übrigens, googelt mal „Gesetz der Trivialität“ von C.N. Parkinson, 1957! Friedrich Merz will ja nun immerhin Bürokratie abbauen und Genehmigungsverfahren beschleunigen, um die lahmende deutsche Wirtschaft anzukurbeln. Schon davon gehört? Warum fallen mir gerade jetzt die Namen Franz Josef Strauß und Donald Trump ein? Für die „Spätgeborenen“: F.J.S. war von 1978 bis 1988 bayerischer Ministerpräsident und „Augiasstall ausmisten“ war für ihn ein gängiger Begriff!

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    9 Kommentare
    Andrea Lams

    Endlich mal eine Lokation am Kuhsee, die Spaß macht und Abwechslung bietet. Baugenehmigung... Bäume sind gefährdet (wodurch jetzt?) ...es wäre zum lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Wie viele Jahre mussten wir den "Sauhaufen" der Klimaaktivisten in der Innenstadt ertragen? Erst am Moritzplatz und dann neben dem Rathaus? Ich habe mich echt geschämt dafür, wir haben so viele Touristen.... Hatten die eine Baugenehmigung?

    Hans Meixner

    Eines ist doch klar: in dieser sensiblen Lage (Landschaftsschutzgebiet), hätte man sich vorher mit der Stadt verständigen können und wahrscheinlich eine gemeinsame, schnelle Lösung gefunden. Kein Zweifel, dass diese Anlage für die Gäste ein großer Vorteil ist. Das berechtig aber noch lange nicht, sich über (bereits lange bestehende) Vorschriften hinwegzusetzen und vollendende Tatsachen schaffen. Mit, wie in einigen Lesebriefen beschrieben, überbordende Bürokratie hat dies nichts zu tun. Man hätte im Vorfeld wahrscheinlich eine schnelle Lösung und Genehmigung gefunden.

    Martin Müller

    Die Leserbriefe zeigen, warum man Schwarmintelligenz nicht vertrauen sollte. Die Stadt hat genau nichts falsch, aber alles richtig gemacht. Im Außenbereich (und Landschaftsschutzgebiet) baut man das nicht einfach mal so. Ja, wäre vielleicht schön, wenn es genehmigt wird (zumindest für Bob). Aber dafür braucht's halt erstmal einen Bauantrag und keinen Zeitungsartikel.

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    Franz Xanter

    "Die Stadt hat genau nichts falsch, aber alles richtig gemacht." Genau solche Aussagen bringen DEU noch weiter an den Abgrund; z.B. Bürokratisierung etc. Wenn man alles und jedes bis ins letzte Detail, bis zur letzten Unterlegscheibe regelt, schon lange keinerlei Überblick mehr hat, was sinnvoll und notwendige ist, es nicht schafft, Ballast abzuwerfen, dann sind solche Entscheidungen richtig. Keine Entscheidungsfreude, kein Sinn vor Notwendigkeit, kein Verständnis für Eigeninitiative, nur und alleinig sturer Bürokratismus, das kennzeichnet in weiten Teilen Deutschland die Verwaltung. Dienstleistungsgesellschaft! Nur davon haben die wenigsten in der Verwaltung etwas gehört bzw. können damit etwas anfangen.

    Martin Müller

    Ich halte nichts von Anarchie, Herr Xanter. Der Grundsatz, dass der Außenbereich (grundsätzlich) von Bebauung freizuhalten ist, geht mindestens bis 1936 zurück. Bob hat sich daran zu halten und die Stadt hat es durchzusetzen. Das ist alles. Auch wenn es Ihnen schwerfällt zu glauben, es gibt durchaus sinnvolle Regeln. Die Problematik ist die Differenzierung und daran kann man leicht scheitern.

    Walter Koenig

    Fakt ist nun einmal, dass es hinreichend bekannt ist, dass man ohne Genehmigung nichts bauen darf, das sollte auch ein Herr Meitinger wissen! Es würde mich mal interessieren, was die ganzen Kritiker der Stadt wohl sagen würden, wenn in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft jemand so einfach mal eine Hütte samt Holztreppe bauen würde. Bestes Beispiel sind die vier Holzbänke in der Altstadt. Die dienen der Allgemeinheit, aber trotzdem meckern die Anlieger.

    Ronald Hattensaur

    Warum ist das Klopapier bei den Behörden der Stadt Augsburg 5-lagig? Für jeden Sch... 4 Durchschläge.

    Herbert Lenz

    Soviel zu dem Thema "Entbürokratisierung" in unserem Land. Verwaltungen sind in meinen Augen Dienstleistungsbetriebe, die eigentlich nicht Verhinderer sondern Unterstützer sein sollten. Und wenn tatsächlich aus welchem Grund auch immer versäumt wurde einen Bauantrag zu stellen, so hätte man auch eine vorläufige Genehmigung unter Vorbehalt erteilen können. Andere "bauen" ein Klimacamp neben das Rathaus hin, ohne daß jemand auf die Idee kommt, auch nur mal andeutungsweise nach einem Bauantrag oder Brandschutz zu fragen. Herbert Lenz Affing

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    Hans Meixner

    ..noch dazu auf fremden Grund und Boden. Aber das war ja (angeblich) nicht genehmigungspflichtig, weil eine "Demonstration". Vielleicht sollte "Bob" hier eine "Demonstration" zu einem "freien Zugang und Möglichkeit des Eiskaufes mit anschließender Relax-Möglichkeit" anmelden.......

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