
Können Recup & Co. die Müllflut durch Take-away und Lieferdienste stoppen?

Plus In Augsburg sind gerade verschiedene Restaurants mit Mehrweg-Angeboten auf dem Markt. Doch ein Selbstläufer sind die Mehrwegverpackungen längst nicht.

Die Corona-Krise hat das Thema "Mehrweg" erheblich zurückgeworfen. Lieferdienste und Essen zum Mitnehmen produzieren jede Menge Abfall. Der Verpackungsmüll habe auch in Augsburg deutlich zugenommen, bestätigte Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) kürzlich, teils liegt er wild in Stadt und Natur herum. Dabei hat die Stadt eigentlich ein ganz anderes Ziel: Augsburg will "No Waste City" werden, was übersetzt so viel heißt wie abfallfreie Stadt. Mehrwegsysteme in der Gastronomie sind dafür ein wichtiges Baustein. Doch auch hier zeigt sich: Ein Selbstläufer sind die Mehrwegverpackungen noch längst nicht.
In Augsburg sind mehrere Mehrwegsysteme im Einsatz. Das bekannteste und am weitesten verbreitete ist Recup beziehungsweise Rebowl. Ein Euro Pfand für einen Becher und fünf Euro Pfand für eine Essensschale bezahlt der Kunde an den Gastronomen. Die leeren Behältnisse können bei allen teilnehmenden Stellen wieder abgegeben werden. Das System werde in Augsburg inzwischen an rund 100 Stellen eingesetzt, berichtete Recup-Geschäftsführer Fabian Eckert. Im Jahr 2019 seien durch die wiederverwertbaren Kunststoffgefäße bundesweit rund 30 Millionen Einwegbecher eingespart worden, so Eckert. Recup und Rebowl kommen ohne eine Handy-App oder eine Kundenregistrierung aus.
Augsburger Gastronomen: Mehrweg muss Kunden angeboten werden
Als Gastronom berichtete Martin Schere von Kolpings 2er Café und Bistro über seine Erfahrungen mit dem System. Seine Küchencrew würde die Becher und Schalen sehr loben, sagte er, die Gefäße seien dicht und würden das Essen lange warmhalten. Allerdings müsse man die Kunden immer wieder auf die Möglichkeit hinweisen, ihr Essen in Mehrweggefäßen zu bekommen. "Die Mitarbeiter müssen damit aktiv auf die Gäste zugehen", so seine Erfahrung. Ähnliches berichtete auch Oliver Hüttenmüller von der Kulperhütte. Vor die Wahl gestellt, würde etwa die Hälfte der Gäste zum Recup-Becher greifen. "Man muss das Thema beim Gast moderieren" ist er überzeugt.
In einer Online-Veranstaltung haben sich Systemanbieter von Pfand-Mehrwegsystemen und Gastronomen über Lösungen und Erfahrungen mit Mehrweggeschirr und -bechern ausgetauscht. Veranstaltet wurde das virtuelle Treffen von der Augsburger Plasteco-Projektsteuerungsgruppe - hier engagieren sich Stadt, städtische Betriebe und Initiativen mit dem Ziel, Plastikmüll zu vermeiden. Umweltreferent Erben sagt bei dem Treffen, er begrüße den Vorstoß von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD), ab 2023 Mehrweg in der Gastronomie verpflichtend anzubieten. Schulzes Pläne sehen vor, dass die Kunden auswählen können zwischen Mehrweg und Einweg.
Noch wenig verbreitet in Augsburg ist der Anbieter Vytal. "Bislang nehmen vier Augsburger Gastronomen an dem Mehrwegsystem teil", berichtete Klara Stepp von dem Unternehmen. Bei Vytal ist eine Handy-App Dreh- und Angelpunkt für Gastronomen und Kunden. Der Gastronom scannt das verwendete Geschirr über einen QR-Code, und auch der Gast registriert sich über die App. Der Gast bezahlt nichts für den Service - erst nach 14 Tagen werden zehn Euro pro Schale fällig, wenn er das Geschirr nicht zurückbringt. "Wir haben eine Rücklaufquote von 99 Prozent innerhalb der ersten drei Tage", so Stepp. Ein großer Vorteil sei, dass die Kunden das Geschirr nicht zu Hause im Schrank horten, betont sie.

Vytal kommt beispielsweise im veganen Restaurant Nude am Königsplatz zum Einsatz. Für die Gastronomie sei der Preis ein wichtiger Faktor, so Nude-Geschäftsführer Daniel Debus. Vytal stellt den Gastronomen die Schalen kostenlos zur Verfügung und erhebt eine Gebühr pro befüllter Schale. Auch für die Kunden sei es ein Anreiz, Mehrweggeschirr ohne zusätzliche Kosten zu nutzen, glaubt der Gastronom.
Der Lieferdienst Boxbote testet in Augsburg ein eigenes Mehrweg-System
Der Augsburger Lieferdienst Boxbote arbeite gerade an einem eigenen Mehrwegsystem, berichtete Manager Max Szlavik. Das Unternehmen, das als Dienstleister Essen bei Restaurants abholt und zum Kunden bringt, setzt auf haltbares Edelstahlgeschirr, in dem seine Speisen künftig auf Wunsch ausgeliefert werden sollen. Derzeit befinde sich das System bei Augsburger Unternehmen im Test. Der Kurier sollte die vom Kunden vorgereinigten Schüsseln einsammeln und beim nächsten Gastronom wieder abgeben, so die Idee. Das funktioniere am ehesten bei jenen, die regelmäßig bestellen. "Das Ganze kann nur funktionieren, wenn langfristig viele Gastronomen mitziehen", so Szlavik. Man wolle erreichen, dass künftig in Augsburg nur noch ein einheitliches System verwendet werde, so der Manager.
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Die Diskussion ist geschlossen.
... dem kann ich nur zustimmen.
Allein die Vorstellung, das ich mir einen Kaffee (wenn man das meist überhaupt so nennen kann) in einem überteuerten "to-go-Becher" kaufe, sträubt mir die Nackenhaare. Da ist es mir ziemlich egal, ob der Becher Einweg oder Mehrweg ist.
Das einzige was wir uns im Abstand von mehreren Wochen leisten, ist eine Pizza vom Lieblingsitaliener und da habe ich mit dem Pappkarton eher kein Problem, da dieses Material eine ziemlich hohe Recyclingquote hat. Der Rest wird einfach selbst gekocht.
Helfen kann nur ein Umdenken des einzelnen......