In der Diskussion über die Innenstadtentwicklung in Augsburg fordert die Grünen-Fraktion im Stadtrat jetzt die Prüfung eines vergünstigten Nahverkehrs-Tickets an Samstagen, um Kunden zum Einkaufen in die Innenstadt zu locken: Ein solch rabattiertes Ticket für mehrere Personen an Samstagen, das die schwarz-grüne Stadtregierung schon in der Vergangenheit in die Diskussion gebracht hatte, war in der Vergangenheit innerhalb des Augsburger Verkehrs- und Tarifverbunds gescheitert. Aktuell, so Grünen-Stadtrat Matthias Lorentzen, gebe es aber eine erneute Kalkulation.
Sie soll ermitteln, was das an zusätzlichen Kosten für die Stadt und gegebenenfalls für die Landkreise auslösen würde. Szenarien seien ein Ticket, das ausschließlich in den Stadtwerkefahrzeugen im Stadtgebiet gültig ist (auch Umlandbewohner könnten dann ab P+R-Plätzen vergünstigt fahren) oder eine regionale Lösung. Aktuell kostet ein Tagesticket innerhalb der Stadt 9,70 Euro für eine Person, eine weitere Person kostet 3,40 Euro (bis zu vier Kinder fahren gratis mit). Man müsse nun dem Eindruck etwas entgegensetzen, dass die Innenstadt nicht erreichbar sei, so Lorentzen. Dies stimme erstens nicht, zweitens schade es der Geschäftswelt.
Erreichbarkeit der Innenstadt in Augsburg spielt in Debatten große Rolle
In der Tat spielt die Erreichbarkeit der Innenstadt in den Diskussionen über deren Zukunft eine erhebliche Rolle. Dies betrifft sowohl Stimmen aus dem Handel als auch von Kunden. Woran das konkret festzumachen ist, ist offen, weil Zufahrten nicht eingeschränkt wurden und in den vergangenen Jahren nur eine überschaubare Zahl an Parkplätzen gestrichen wurde. Allerdings gingen die Parkgebühren in die Höhe. Lorentzen sagte am Freitag bei der Vorstellung eines Eckpunktepapiers der Grünen, dass es aus seiner Sicht vor allem um ein Gefühl gehe. „Wir hatten in den vergangenen Jahren immer wieder die Diskussion, ob der Rückbau von fünf Stellplätzen zugunsten von Radstellplätzen ein Rückschritt ist“, so Lorentzen. Diese Debatten seien erbittert geführt worden, auch wenn der Stellplatzverlust für Autos marginal war und in den Parkhäusern ganzjährig Plätze zur Verfügung stehen. „Aber wenn so ein Gefühl entsteht, hat man ein Problem.“
Mit der Inbetriebnahme des Bahnhofstunnels werde die Innenstadt für Umlandbewohner mit dem Zug deutlich einfacher erreichbar, parallel müsse die Radverkehrsinfrastruktur weiter ausgebaut werden, nachdem zuletzt ein Parkleitsystem für Autos in Betrieb genommen wurde. Die Grünen sehen auch die Händler in der Pflicht, die Innenstadt nicht schlecht zu reden. „Es entspricht nicht der Realität, wenn man sagt, wir sind nicht mit dem Auto erreichbar.“
Kinderbetreuung zur Belebung des Handels in der Augsburger Innenstadt?
In ihrem Eckpunktepapier haben die Grünen aber nicht nur den Handel und den Verkehr im Blick, wobei mehrere Punkte auch im Regierungsbündnis und von Teilen der Opposition so gesehen werden. Unter anderem fordern die Grünen Bewegung bei einem Innenstadtspielplatz, um die City attraktiver für Familien zu machen. Auch stundenweise Betreuung für Kinder sei denkbar, um Eltern einen ruhigen Einkauf zu ermöglichen. Was schwedische Möbelhäuser könnten, müsse man zumindest prüfen. Auch eine Stärkung des kulturellen Sektors zur Innenstadtbelebung und zusätzliche Abend-Öffnungen von Geschäften könnten eine Lösung sein. Bisher setze man auf die Shopping-Night, nach dem neuen Ladenschlussgesetz sind aber bis zu acht Tage mit Abendöffnung möglich. Womöglich ließe sich hier ein weiterer Impuls schaffen. Auch die Sonntagsöffnung von einigen Geschäften für Touristen-Bedarf sei denkbar, so Stadtrat Deniz Anan. „Diese Debatten stehen noch ganz am Anfang, aber man sollte sie führen.“
Die Grünen erklärten, den Vorstoß auch als Reaktion auf Gespräche mit Händlern zu machen. Demnach habe man von verschiedener Seite gehört, dass das Weihnachtsgeschäft teils sehr enttäuschend verlaufen sei. Das liege zum Teil sicher am Online-Handel. Nötig sei jetzt eine Diskussion, in der die Stärken der Augsburger Innenstadt betont würden.
Innenstadtspielplatz und Anpassung an das geänderte Landenschlussgesetz lässt sich hören. Der Rest ist gefühlter Quatsch. Nahverkehrsticket: Gleichgültig welcher Betrag ermittelt wird, ein (zu) teurer Spass. Auf wessen Kosten und wofür? Wie der Bahnhofstunnel die Innenstadt für Zugreisende besser erschließt, erschließt sich mir nicht. Einen Ausgang in diese Richtung gab es schon vor dem Tunnel. Was ein verbessertes Parkleitsystem zwingend mit einer zu verbessernden Radinfrastruktur zu tun hat? Nichts. Stundenweise Kinderbetreuung? Sache der Wirtschaft (beim Shoppen). Bekommt die Stadt zudem schon unter der Woche nicht ausreichend hin. Stärkung des kulturellen Sektors? Da wurde in den letzten Jahren bereits einiges getan, behaupte ich vorsichtig. Und wenn das Theaterviertel erst einmal floriert, wer braucht dann noch eine Innenstadt. Ach richtig: Die Touristen, die am Sonntag in ausgewählten Läden Kühlschrankmagneten erwerben und so den Innenstadthandel wieder zur Blüte führen.
Ein S-Bahn-System und einen direkten Anschluss der Innenstadt im dichten Takt über die unterirdischen Haltestelle bindet die Innenstadt optimal an das Umland an. Natürlich würden hiervon auch die Geschäfte in der Innenstadt stark profitieren. Die direkte Anwendung via S-Bahn ist ein großer Pluspunkt der Innenstädte von München oder
Ich denke, Sie sind hier sehr optimistisch. Abgesehen von einem "überdachten Umsteigen" besteht die Anbindung an die Straßenbahnen in die Innenstadt bereits heute. Im Rahmen der City Zone kostenfrei. Selbst wenn es irgendwann ein S-Bahn-System gibt, das den Namen verdient, ist unklar, ob es dadurch überhaupt zu nennenswerten Effekten für den Innenstadthandel kommen würde. Für den (aus meiner Sicht unwahrscheinlichen) Erfolgsfall, sollte ein Sanierungsgebiet Bahnhofstraße gleich mitgedacht werden, denn da kommt aus dem Umland dann niemand mehr vorbei.
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