Die Tage des Posttunnels am Augsburger Hauptbahnhof sind zumindest aus Sicht der Deutschen Bahn gezählt: Sie will für den Erhalt der Fußgängerunterführung langfristig kein Geld mehr aufbringen, die Schließung in einigen Jahren ist absehbar. Die DB beziffert die Kosten für eine Sanierung auf mindestens vier Millionen Euro. Hinzu kämen jährliche Betriebskosten von 150.000 Euro, heißt es in einem Schreiben an CSU-Bundestagsabgeordneten Volker Ullrich.
Nach der Bundestagswahl müsse der Bund mit der DB nochmal ins Gespräch gehen, fordert Ullrich. Ullrich verweist auf ein Schreiben von DB-Infrago-Vorstand Ralf Thieme, in dem dieser aufzeigt, dass die Stadt Augsburg, wenn sie einen Weiterbetrieb wünscht, zahlen müsse. Nötig sei dann ein entsprechendes Projekt zur dauerhaften Ertüchtigung. Thieme betont in dem Schreiben an Ullrich aber auch, dass der Tunnel in dieser Form nicht dauerhaft für den Personenverkehr geeignet sei. Zudem nehme er zu viel Platz auf den Bahnsteigen weg.
Volker Ullrich zum Posttunnel: Weiterbetrieb ist möglich
Ullrich sagt, dass das Schreiben grundsätzlich aber zeige, dass ein Weiterbetrieb möglich sei. Allerdings sehe er nicht unbedingt und keinesfalls allein die Stadt in der Pflicht, sondern auch den Bund. In dem Schreiben stellt die DB auch eine massive Steigerung der Reisendenzahlen im Hauptbahnhof in den Raum - von aktuell rund 33.000 Personen pro Tag auf rund 72.000 Personen pro Tag im Jahr 2040. Diese Zahlen seien aber auch mit der neuen Mittelpassage und dem in den kommenden Jahren zu sanierenden Südtunnel zu bewältigen. Ullrich hält dem entgegen, dass unter diesen Umständen der Erhalt eines dritten Tunnels nur sinnvoll sei.
Auch die Freien Wähler, FW-Bundestagskandidat Michael Wörle und Landtagsabgeordneter Anton Rittel machen einen Vorstoß. Sie fordern, den Durchgang zumindest als barrierearmen Fluchtweg zu erhalten, damit sich Menschen mit Behinderung im Brandfall selbst retten könnten.
Augsburger Hauptbahnhof: Freie Wähler wollen Posttunnel als Fluchtweg
Kommt es am Hauptbahnhof zu einem Brand, können und dürfen Aufzüge nicht mehr genutzt werden. „Der Fluchtweg für Menschen mit Gehbehinderung ist damit unbenutzbar“, argumentieren die Mitglieder der Freien Wähler. Zwar sei der vorhandene Posttunnel nicht barrierefrei, da er teilweise zu steil sei. Als Fluchtweg vom Bahnsteig sei er zumindest aber für Menschen im Rollstuhl oder mit Rollator nutzbar. Sie fordern, Experten hinzuzuziehen, die den Tunnel hinsichtlich seiner Tauglichkeit als Fluchtweg bewerten. Die FW-Politiker schlagen vor, dies im Rahmen einer Katastrophenschutzübung zu testen.
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