Die „Halle 116“ ist ein neuer Ort der historisch-politischen Bildung in Augsburg. Das ehemalige Kasernengebäude diente 1944 und 1945 als Außenlager des Konzentrationslagers Dachau für bis zu 2000 Häftlinge. Mittlerweile ist hier auf rund 600 Quadratmetern eine Ausstellung zur Augsburger Zeitgeschichte zu sehen. Themen sind der Aufstieg des Nationalsozialismus, KZ- und Zwangsarbeit in Schwaben, die Nachkriegszeit und der vielfältige Einfluss der amerikanischen Besatzer in Augsburg. Ganz aktuell hat die Stadt Augsburg jedoch ein großes Problem: Das Gebäude ist einsturzgefährdet. Die Halle ist gesperrt.
Am Freitagnachmittag informierte die Stadt, der Erinnerungs- und Lernort „Halle 116“ auf dem ehemaligen Sheridan Areal sei vorübergehend gesperrt. Bei einer Kontrolle am Donnerstag habe man festgestellt, dass die Stützenfüße des Betontragwerks außen am Gebäude beschädigt seien. Zudem sei der Beton an einzelnen Stellen aufgebrochen. Tragflächen lägen frei und seien beschädigt. Die Stadt benennt die Situation wie folgt: „Damit ist das Gebäude im Sinne aktueller Sicherheitsanforderungen nicht mehr standsicher.“
Halle 116 in Augsburg: Es soll zunächst eine Notabstützung geben
Personen, die das Gebäude für Ausstellungen nutzen und diese betreuen, seien zwischenzeitlich informiert. Aktuell laufen, so die Stadt, bereits mehrere Maßnahmen, um das Gebäude so bald wie möglich wieder zugänglich zu machen. Kommende Woche werde eine sogenannte Notabstützung durch das Hochbauamt Augsburg vorgenommen. Anschließend sollen erste Sanierungsmaßnahmen am Beton starten. Zusätzlich würden weitere Sanierungsmaßnahmen vorbereitet, die nach Auftragsvergabe begonnen werden. Zu möglichen Kosten, die anfallen, machte die Stadt keine weiteren Angaben. Auch sie ließ offen, ab wann die Halle 116 wieder für die Öffentlichkeit zu betreten ist.
Zur Geschichte des Gebäudes: Nach Kriegsende bezogen die US-Streitkräfte die Luftnachrichtenkaserne und fassten sie mit der angrenzenden Infanterie- und der Heeresnachrichtenkaserne zur Sheridan-Kaserne zusammen. Das Gebäude erhielt durch die Besatzungsmacht seine namensgebende Nummerierung 116, so die Stadt. Bis zum Abzug der Amerikaner im Jahr 1998 wurde die Halle – nun „Building 116“ – unter anderem als Garage, Werkstatt und Bibliothek genutzt.
Nach dem Abzug der US Army vermietete eine Treuhandfirma der Stadt Augsburg die „Halle 116“ als Garage und Lagerhalle. Fast alle der umliegenden Kasernengebäude wurden abgerissen. Nur durch den Einsatz vieler engagierter Augsburger Bürger, die an die Geschichte des Gebäudes erinnern wollen, bleibt der „Halle 116“ ein ähnliches Schicksal erspart. Zum Jahresbeginn 2020 kaufte die Stadt die Halle aus dem Treuhandvermögen an und sicherte so deren Erhalt.
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