Vor ein paar Wochen war es wieder besonders schlimm. So voll sei der Altkleidercontainer vor dem Augsburger Landratsamt am Prinzregentenplatz da gewesen, dass sich die Säcke schon davor stapelten. Prall gefüllt mit Markenware, trendigen Sneakern und abgelegten Handtaschen. Dann, erzählt eine Augsburgerin, sei endlich ein Lieferwagen vorgefahren und habe damit begonnen, die Säcke einzuladen. Als sie den Fahrer angesprochen habe, was damit geschehe, habe er ihr gesagt, dass die Firma, die eigentlich dafür zuständig sei, die Kleidung nicht mehr abhole und dass die Säcke nun im Auftrag der Stadt auf der Mülldeponie entsorgt würden. Die Anwohnerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, traute ihren Ohren kaum. Zumal durch eine neue EU-Richtlinie, die Anfang des Jahres in Kraft getreten ist, eigentlich noch strengere Regelungen für die Entsorgung von Textilien gelten. Die Stadt räumt auf Anfrage Probleme ein - widerspricht aber dem Verdacht, die Kleidung werde weggeworfen.
Nach dem Ausstieg von Texaid muss die Stadt in die Bresche springen
Auch an anderen Stellen in der Stadt quellen seit Wochen immer wieder die Altkleidercontainer über. Grund dafür ist nach Auskunft der Stadt, dass auch der Abfallwirtschaftsbetrieb zum Ende des vergangenen Jahres den Einbruch des Alttextilmarktes zu spüren bekommen habe, als einer der mit der Abholung und Verwertung beauftragten Vertragspartner vorzeitig gekündigt hat. Der AWS habe daraufhin die Leerung der Alttextilcontainer sowohl mit eigenen Kräften als auch mit einem gemeinnützigen Partner sichergestellt.
Auf die Mülldeponie oder in die Verbrennungsanlagen seien die Textilien aber nicht gegangen. „Eine direkte Entsorgung oder Verbrennung noch verwertbarer oder recycelbarer Textilien ist nach Kreislaufwirtschaftsgesetz nicht möglich. Die Alttextilien und Schuhe werden daher in den Wertstoff- und Servicepunkten gesammelt und gelagert, sofern sie nicht direkt einem Verwerter übergeben werden können. Dabei fallen keine Lagerkosten an, da die Textilien auf eigenem Betriebsgelände sowie in eigenen Containern eingelagert werden“, heißt es von Seiten der Stadt.
Bisheriger Entsorger hält Container für „untauglich“
Seit 2019, sagt Umweltreferent Reiner Erben (Grüne), sei Augsburg Vorreiter bei der flächendeckenden Sammlung von Alttextilien, die in 280 eigenen Containern im gesamten Stadtgebiet abgegeben werden können. Dadurch wollte die Stadt die Menge der Textilien senken, die im Restmüll entsorgt wurden. Ein Drittel der Container wird von der Aktion Hoffnung geleert, den Zuschlag für die restlichen zwei Drittel des Stadtgebiets hatte seit Anfang 2022 die Firma Texaid.
Doch die hat die Zusammenarbeit mit der Stadt Augsburg zum 1. Oktober vorzeitig beendet. Ein Grund dafür sei gewesen, dass sich die zur Verfügung gestellten Container als untauglich für Alttextilien erwiesen haben, heißt es auf Anfrage von der dortigen Pressestelle. Das habe sich dadurch gezeigt, dass die Qualität der Ware darunter gelitten habe, und dass immer wieder Einbrüche und Einstiege erfolgt seien. „Dies ist nicht nur schade um die abgegebenen Alttextilien, sondern jemand könnte bei einem Einstieg ernsthafte Verletzungen oder Schlimmeres erleiden“, teilt Texaid mit.
Stadt sieht keinen Grund, die aktuellen Container auszutauschen
Immer wieder hat es in den vergangenen Jahren in Deutschland Unfälle gegeben, bei denen Menschen beim Einstieg in Altkleidercontainer zu Tode gekommen waren. Zuletzt machte der Fall einer jungen Mutter, die im vergangenen Sommer in Niedersachsen starb, Schlagzeilen. Im Augsburger Stadtgebiet registriert die Polizei jährlich eine mittlere einstellige Zahl von Diebstählen aus Altkleidercontainern. Personen wurden bei den bekannten Fällen nicht verletzt, heißt es auf Anfrage aus dem Polizeipräsidium.
Beim Augsburger Abfall- und Stadtreinigungsbetrieb kann man die Einschätzung der Firma Texaid zur Sicherheit der Container nicht teilen. Nach einem Stadtratsbeschluss 2018 habe man auf die derzeitigen Container umgestellt, da gerade diese durch die besondere Konstruktion der Einwurf-Klappe schwere Verletzungen und auch Todesfälle verhindern würden. Die Betriebssicherheit und Funktionalität der Container seien grundsätzlich ein entscheidendes Kriterium bei derartigen Ausschreibungen. Derzeit sehe man keine Veranlassung, die bestehenden Container auszutauschen.
Nach Corona ging die Menge der Altkleider in Augsburg stark zurück
Nachdem Texaid die Zusammenarbeit mit der Stadt eingestellt hat, stehe der AWS aktuell in engem Austausch mit sozialen und kommerziellen Partnern hinsichtlich einer kurzfristigen Lösung. Parallel laufen die regulär anstehenden Ausschreibungen, um einen Nachfolger zu finden. Das flächendeckende Angebot zur Abgabe von Alttextilien an einem der vielen Container für Alttextilien und Schuhe solle auch weiterhin bestehen bleiben. Auch wenn das gespendete Aufkommen in den vergangenen Jahren rückläufig war. Wurden in der Hochphase der Coronapandemie im Jahr 2020 noch 1754 Tonnen Altkleider in den knapp 300 Containern entsorgt, so waren es 2023 nur noch 941 Tonnen.
Die Tauglichkeit konkret die Nichttauglichkeit der derzeitigen Verfahrensweise für Altkleider, insb. die durch die EU-Richtlinie geforderten Maßnahmen, zeigt sich doch in ihrer Absurdität in der Realität. Übervolle Container, angebliche Ausnahmen vom Recycling, welche logisch und wirtschaftlich nicht begründbar sind, ein Bürger, welcher den Sinn und die Notwendigkeit nicht mehr nachvollziehen kann, jeweils mehr und mehr gegenteilige Aussagen von offiziellen Stellen, was bedarf es mehr um ein System ad absurdum zu führen?
Wenn der Betreiber für Unfälle haften muss, hat er recht wenn er die Zusammenarbeit mit der Stadt Augsburg früher enden lässt. Augsburg im allgemeinen ist keine schöne Stadt mehr.. die Innenstadt leer, keinen Charme, kein Esprit.. nur noch Massen an Menschen, zweckmäßig, billig und verdreckt.. Die Müllabfuhr gibt sich ja Mühe aber der Mensch denkt er darf alles... !
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