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Matthias Brandt berührt mit mit seinem Roman „Blackbird“ im Parktheater

Lesung

Matthias Brandt berührt mit einer Geschichte von Freundschaft und Tod

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    Die Geschichte von Motte und Bogi, im Gögginger Parktheater dargeboten von Matthias Brandt (rechts) und am Klavier begleitet von Jens Thomas.
    Die Geschichte von Motte und Bogi, im Gögginger Parktheater dargeboten von Matthias Brandt (rechts) und am Klavier begleitet von Jens Thomas. Foto: Anna Kondratenko

    Das Licht geht aus. Auf der Bühne, ins Schwarz getaucht, konzentrieren sich die Scheinwerfer nur auf die beiden: Matthias Brandt, der lesen wird, und Jens Thomas am Klavier. Sogleich springt Brandt, den man vor allem als Schauspieler kennt, mitten ins Geschehen, fängt irgendwo zu lesen an, das Publikum wird schon mitkommen. Es kam mit. Von den ersten Augenblicken an gelingt es dem Duo, mit der Lesung aus Brandts erstem Roman „Blackbird“ die Zuhörer und Zuhörerinnen im Parktheater zu bannen.

    Erzählt wird eine traurige Geschichte, die in den 1970er Jahren spielt. Der Ich-Erzähler Morten, genannt Motte – den Matthias Brandt so liest, dass man meinen könnte, er sei tatsächlich jetzt, an diesem Abend, dieser Jugendliche selbst -, macht in dieser ersten Szene einen Besuch im Krankenhaus. Dort, wo sein Freund Bogi liegt. Bogi habe keine Schmerzen mehr, aber er sei nicht ganz bei sich, erfährt Motte vom Vater seines Freundes. Und während Motte draußen, auf den Sitzschalen der Station wartet, bekommt er durch die geöffnete Tür des Krankenzimmers die letzten Augenblicke seines an Krebs sterbenden Freundes mit. Nicht unmittelbar bei ihm („Ich gehörte doch nicht dazu“), aber doch so nah, dass für ihn eine Welt zusammenstürzt. Dieses Zerbrechen, dieser Sturz in das Unfassbare, durch Jens Thomas am Klavier klangmalerisch dargestellt, führt Motte – das erfährt man fast beiläufig –zum Verstummen.

    Brandts Lesung ist gestaltet als einziger Redefluss

    Umso paradoxer, dass diese eineinhalb Stunden der Lesung, wie der Roman natürlich auch, als ein einziger Redefluss gestaltet sind – aus Erinnerungen an die Freundschaft, aus Rückblenden, aus teils irrwitzigen Szenen, die plötzlich wieder auftauchen, etwa wie Bogi sich im Karneval, angetan mit einem rotgelben Schlafanzug und einer Wollmütze mit angenähten Spülschwämmen, als „ausgelaufene Batterie“ verkleidet hatte.

    Bald bildet die Trauerfeier, haarklein von Motte beobachtet, ja durchlebt, den Rahmen der Erzählung. Eine Beobachtung löst die nächste Assoziation aus, die Gedanken Mottes schweifen ab, in die ganze Tragik mischt sich immer wieder – nicht aufgesetzt, sondern so, als könne das gar nicht anders sein – eine liebenswürdige Komik. Etwa wenn Steffi, eine der Freundinnen, zur Trauerfeier ein Lied auf dem Kassettenrekorder spielt, das Bogi so gerne gehört hat. Und dem dann die Batterie ausgeht („Was zum Karnevalskostüm damals passte“). Für Motte ist das Lied ein Moment, in dem er, der die ganze Zeit versucht hatte, nicht traurig zu sein, wirklich merkt, wie traurig er war.

    Jens Thomas‘ Klangimpressionen geben zusätzliche Tiefe

    Als Zuhörende hatte man gar nicht das Gefühl, dass Matthias Brandt las. Es war, als erzählte er diese Geschichte zum ersten Mal, als formte sie sich beim Erinnern. Im wahrsten Sinne des Wortes stimmig war das Miteinander mit dem Jazzpianisten Jens Thomas, der den Vortrag untermalte mit Klangimpressionen, die dem Geschehen noch einmal eine besondere Tiefe gaben. Hinzu kamen wunderbar gesungene Songs, die das Gehörte nach- und weiterklingen ließen.

    Im Laufe der Geschichte mischten sich in die dunklen Farben auch hellere: die von Freundschaft und Liebe. Und so findet Motte in der zärtlichen Annäherung an Steffi auch seine Sprache wieder.

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