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Wasserwelten in der Kunst: Augsburgs Ecke-Galerie zeigt Vielfalt

Themenausstellung

Gute Seite, schlechte Seiten: Die „Ecke“ schaut aufs Wasser

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    Es strudelt regelrecht auf den Tellern: Ernst Heckelmann vor eigenen Arbeiten in der Ecke-Ausstellung zum Thema „Wasser“.
    Es strudelt regelrecht auf den Tellern: Ernst Heckelmann vor eigenen Arbeiten in der Ecke-Ausstellung zum Thema „Wasser“. Foto: Rüdiger Heinze

    Global, nicht nur in der Wasser-Weltkulturerbe-Stadt Augsburg, ist Wasser ein Thema. Da steigt es als Salzwasser stetig und schafft Flüchtlinge; dort mangelt es als Süßwasser – wiederum Flüchtlinge schaffend. Wasser muss ferngehalten, herbeigeholt, rein gehalten werden. Der Kampf darum wird härter, bis hin zu kriegerischen Konflikten. Eben erst hat die Böll-Stiftung einen Wasseratlas 2025 herausgegeben, in dem Wasser nicht nur als Lebensgrundlage und bedeutender Faktor der Klimakrise analysiert wird, sondern auch als Objekt von Plünderung und als Mittel von Sabotage und Giftableitung. Das Ganze: die Kehrseite jener Tourismuswerbung, die das flüssige Element als Quell der Lebensfreude bei Wellness-Urlauben propagiert.

    Direkt oder indirekt beschäftigt das Thema Wasser die Künste mittlerweile ebenso wie die Erderwärmung – und sei es „nur“ in Form der Dokumentation bedrohter Weltregionen wie Arktis und Regenwald. Nun setzt Augsburgs Ecke-Künstlervereinigung das Thema Wasser auf ihre Agenda: Monika Schultes, selbst Künstlerin (und Beirätin), kuratierte eine „Wasser“-Ausstellung mit breitem Ansatz auf vergleichsweise schmalem Raum am Elias-Holl-Platz. Sechs süddeutsche Künstler(innen), die sich seit Längerem in diversen Medien mit dem Wasser auseinandersetzen, zeigen Arbeiten zwischen den Polen ästhetisierter Darstellung und Missbrauchsanklage. Wobei sich beides spektakulär decken kann; davon wird später noch die Rede sein.

    Nahe am Wasser als Künstler und Sportler

    Dass drei der sechs Künstler zum Wasser - in unterschiedlichem Aggregatzustand - auch eine persönliche und sportliche Beziehung haben, wäre gar nicht sonderlich erwähnenswert, wenn diese drei nicht gleichzeitig diejenigen wären, die aus H2O eine meditative künstlerische Kraft beziehen: Bernd Zimmer, wohl der bekannteste der sechs Ausstellenden, war einst deutscher Meister im Segeln; Barbara Ehrmann ist fortgeschrittene Apnoetaucherin; Ernst Heckelmann sollte in seiner Jugend Skisportler werden und brachte es zu Regionalwettbewerben mit Konkurrenz Christian Neureuther.

    Die drei richten zumindest in dieser Schau ihren Fokus nicht auf die Lebensnotwendigkeit des Wassers mit den entsprechenden Implikationen, sondern auf die Faszination eines Elements in nahezu ständiger Bewegung. Bernd Zimmers Holzschnitt-Darstellungen sanfter konzentrischer Wellen-Kreise auf stillem See gemahnen in Wiederholung über Jahre hinweg an fernöstliche Versenkung – und frappieren darüber hinaus in ihrer Verbindung von Lichtspiegelungen und kalligraphischen Elementen. Auch Ernst Heckelmann greift in seiner Bemalung von Keramik-Tellern Kalligraphie auf – und dazu tachistische Einflüsse, Action Painting und die Sprache Lucio Fontanas. In Tiefblau, was sonst, wirbelt die Dynamik von Wasserstrudeln über das „Gesicht“ der flachen Schalen. Dazu zeigt er, nun als Gratwanderung zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit, kühne Ansichten von Schiffen, wilden Flüssen, Schneelandschaft.

    Frauke Sohn widmet sich der Stofflichkeit des Wassers

    Barbara Ehrmann wiederum gibt sich in entspannt gedrehten Videos einer Unterwasserwelt hin, die sie gelegentlich überlagern lässt von Animationen ihrer Zeichnungen. Darf man Frauke Sohn als die sachlichste der sechs vertretenen Künstler bezeichnen? Sie widmet sich hingebungsvoll der Stofflichkeit von Wasser und Landschaft – ohne auf starke Kolorierung oder dramatische Licht-/Schatten-Wirkungen zu bauen. Ihre Grisaillen in Öl wirken wie präzise Feinzeichnung.

    Bleiben Waltraud Funk und Sebastian Bühler mit subtilen Botschaften hinsichtlich Klimakrise und Wasserverschmutzung. Funk widmet sich – auch persönlich-subjektiv – in einem Video dem letzten Gletscher des Allgäus, dem Schwarzmilzferner. Dokumentarisches und Assoziatives fließen rhythmisiert ineinander. Und Sebastian Bühler, der Augsburger Fotograf, der stark gefragt ist mit seinen Drohnen-Aufnahmen, schließt Ästhetik und Vergiftung, Faszination und Katastrophe kurz: Seine Industrielandschaften, aufgenommen aus der Vogelperspektive, wirken auf den ersten Blick wie zwar außergewöhnliche, aber natürliche geologische Flußdelta-Formen. Doch wer genau hinschaut und liest, der wird konfrontiert mit dem Erschrecken, dass toxische Abwassereinleitungen (hier: durch Aufbereitung von Kohle und Energieerzeugung) diese Formen zwangsläufig erzeugen müssen. Betrachter werden in ein Wechselbad von Anziehung und Abstoßung getaucht. Das bewegt.

    „Wasser“ in der Ecke-Galerie (Elias-Holl-Platz 2): Bis 1. Februar, geöffnet Mi., Do., Fr. und Sa. am Nachmittag. Kuratorin Monika Schultes führt am 18. Januar um 13 Uhr durch die Ausstellung.

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