
So lief der Start des Dieselfahrverbots in München

Plus Eine der wichtigsten Münchner Straßen ist jetzt für ältere Diesel tabu. Nun gibt es eine erste Bilanz zum Verbot. Autofahrer müssen sich auf Bußgeld einstellen.

"Du kommst hier nicht rein", mit dieser Zurückweisung müssen die Fahrerinnen und Fahrer älterer Dieselfahrzeuge rechnen, wenn sie ab sofort auf den Münchner Mittleren Ring fahren wollen. Seit einer Woche ist die am stärksten befahrene Hauptverkehrsstraße Münchens für Diesel der Abgasnormen Euro 4 und schlechter verbotene Zone. Die Münchner Umweltzone, die sich bisher auf die Innenstadt beschränkte, bezieht nun auch die wichtige Verkehrsader um sie herum mit ein.
Unter allen Autofahrenden herumgesprochen hat sich das Dieselfahrverbot noch nicht. "Es gibt sehr viele, die die neue Regelung noch nicht auf dem Schirm haben", sagt ein Sprecher des Polizeipräsidiums München unserer Redaktion. Deshalb gehe es den Polizeikräften rund um den Mittleren Ring in den ersten Tagen vor allem "um Prävention und darum, das Gespräch mit den Autofahrern zu suchen". In aller Regel würden betroffene Dieselbesitzer daher bislang noch "mündlich verwarnt".
Sobald die Kulanzzeit vorbei ist - wann, dazu sagen weder Polizei noch Kreisverwaltungsreferat etwas -, werden für jeden Verstoß 100 Euro Bußgeld fällig. Auch Pendlerinnen und Pendler mit einem älteren Diesel müssen seit 1. Februar vom Mittleren Ring ab auf den öffentlichen Nahverkehr ausweichen – genauso wie Tagesgäste, die einen Ausflug nach München planen.
Dieselfahrverbot wegen erhöhter Stickstoffbelastung in München
Die Maßnahme soll die Luftqualität in der Landeshauptstadt verbessern. Denn bislang können in München zwar die zulässigen Feinstaubwerte überall eingehalten werden, die Stickstoffbelastung überschreitet aber an mehreren Messstellen noch den Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter – und alle Straßenabschnitte mit besonders verpesteter Luft liegen am Mittleren Ring. An der Landshuter Allee etwa riss der Jahresmittelwert für das Jahr 2021 sogar die 50-Mikrogramm-Marke. Das kann auf Dauer gesundheitsgefährdend sein.
Der teils sechsspurige Ring gilt als die staureichste Straße ganz Deutschlands. Täglich fahren darauf bis zu 142.000 Fahrzeuge. Laut einer bundesweiten Statistik dürfte etwa ein Drittel davon mit Dieselmotor unterwegs sein. Denn laut Umweltbundesamt gab es 2022 in Deutschland etwa 15 Millionen Fahrzeuge mit Dieselantrieb, das sind rund 31 Prozent aller Autos und Lastkraftwagen.
Anwohner dürfen in München weiter in die Umweltzone fahren
Allerdings gelten in der Münchner Umweltzone großzügige Ausnahmen. Rettungskräfte, Lieferverkehr, Pflegekräfte oder Handwerker etwa dürfen die Umwelt-Grenze passieren. "Private Härtefälle" können ebenso eine Einzel-Ausnahmegenehmigung beantragen wie eine ganze Reihe anderer Berechtigter. Details listet die Stadtverwaltung auf ihrer Internetseite auf. Auch Anwohnerinnen und Anwohner in der Umweltzone müssen ihren alten Diesel fürs Erste nicht verkaufen, sie sind ebenfalls vom Verbot befreit. Noch zumindest.
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Reicht das erste Verbot nicht aus, um die Grenzwerte einzuhalten, wird am 1. Oktober die nächste Stufe in Kraft treten. Dann müssten auch Diesel der Norm Euro 5 vor dem Mittleren Ring Halt machen, die Ausnahmen würden aber weiter gelten. Werden die Grenzwerte auch dann noch überschritten, folgt zum 1. April 2024 die dritte und letzte Stufe. In ihr würden die generellen Ausnahmen für Anwohner und Lieferverkehr wegfallen. Wird der Grenzwert schon früher eingehalten, könnten Autofahrer von weiteren Verschärfungen verschont bleiben.
München ist nicht die einzige Stadt mit Verbotszonen für ältere Diesel. In Stuttgart zum Beispiel gilt das Tabu für Autos mit Abgasnorm Euro 4 und schlechter schon seit 1. Januar 2019 und wurde mittlerweile auf Euro 5 erweitert. Auch in Teilen Darmstadts und Hamburgs gilt ein Verbot.
Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist erstmals am 7. Februar erschienen – eine Woche nach Einführung des Dieselfahrverbots.
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Das Ganze ist doch wieder lächerlich und zwar vom Feinsten!
Neuere Diesel, die ja einfahren dürfen, haben die selbe Umweltplakette wie die verbannten Diesel. Viel Spaß ohne Blick in die Fahrzeug Papiere herauszufinden, welches Fahrzeug die Kriterien zur Einfahrt erfüllt und welches nicht. Wenn die Gallionsfigur der Puppenkiste in der Verantwortung wäre, liefe es wohl besser.
Was schlagen Sie denn vor?
Sind nicht schon zu viele Menschen deswegen krank geworden, weil die Beschränkungen um drei oder vier Jahre zu spät kommen.
Wer Auto mit Euro4 oder Eure5 hat kann man durch das Baujahr des Fahrzeugs erkennen - somit Identifizierung eindeutig!
Allerdings, bei so vielen Ausnahmen ist keine (wirkliche) Verbesserung in Aussicht. Die Münchner "verdrecken" ihre Stadt also selber.
Lösung:
eine vernünftige Verkehrspolitik; die hat aber der Erzengel Aloisius anscheinend der Stadt München aber bis heute nicht gebracht (oder wurde schlichtweg ignoriert?)