Und dann muss man eben doch wieder über Corona sprechen. Nicht über Detailfragen, über gesperrte Parkbänke, Spuckschutz-Paneele oder Abstandsmarkierungen auf Supermarktböden. Darüber nicht mehr, wirklich nicht. Sondern über das große Ganze. Die globale Dimension. Und ja: das globale Versäumnis.
Als das Virus damals auf der ganzen Welt wütet und sich durchs griechische Alphabet mutiert, kursiert noch etwas anderes: Der Begriff der „Impfstoff-Apartheid“ und die bittere und beschämende Erkenntnis, dass sich die reichen Industrienationen um die von Covid ebenfalls massiv betroffenen afrikanischen Länder nicht besonders scheren - und Impfstoffe horten, anstatt sie den Menschen in den Subsahara-Regionen zugänglich zu machen.
In Afrika gibt es zu wenig Impfstoff-Dosen gegen Mpox
Dieser Egoismus wiederholt sich immer wieder. Auch bei der aktuellen Mpox-Krise werden die afrikanischen Länder bisher großteils im Stich gelassen. Impfstoffe existieren - in Afrika, wo das Virus am meisten zirkuliert, gibt es aber bei Weitem nicht genügend Dosen. Immerhin: In der kommenden Woche soll die Demokratische Republik Kongo, wo seit Jahresbeginn fast 17.800 Fälle gemeldet wurden, die ersten Mpox-Impfdosen aus den USA erhalten. Deutschland liefert zudem ein mobiles Labor.
Dass die WHO wegen der Mpox-Ausbrüche in Afrika vor einer Woche die höchste Alarmstufe ausgerufen hat, soll zu einer fairen Verteilung der Impfstoffe führen, Länder mit Lagerbeständen wurden aufgerufen, Dosen bereitzustellen. Der Alarm der WHO soll auch mehr Wachsamkeit bewirken. Die gab es in den vergangenen Jahren kaum. Dabei ist das Virus ja nicht neu. Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die Affenpocken, die heute Mpox heißen, entdeckt. Eine klassische Zoonose, die damals nur selten von Tieren auf Menschen übersprang. 2017 war dann nach einem großen Ausbruch in Nigeria eigentlich klar, dass sich das Virus angepasst hat und sich auch von Mensch zu Mensch ausbreiten kann - das internationale Echo war allerdings gering.
In Schweden ist eine neue Form von Mpox aufgetaucht
Das änderte sich erst, als sich Menschen außerhalb Afrikas ansteckten. Im Juli 2022 rief die WHO schon einmal eine internationale Notlage aus. Die wurde dann im Mai 2023 wieder aufgehoben, weil es gelungen war, das Virus einigermaßen unter Kontrolle zu bringen. Nur: Weg war es eben nicht. In mehreren afrikanischen Ländern zirkulierte die sogenannte Klade IIb weiter. Und auch die als gefährlicher und ansteckender geltende Klade I, die nun in Schweden aufgetaucht ist, breitete sich aus. Jetzt ist die Sorge groß, dass sich die Situation weiter verschärfen könnte - zuvor war das Problem, das damals eben nur Afrika betraf, unter den Teppich gekehrt worden.
Bei HIV sieht die Lage übrigens ganz ähnlich aus. Viele Länder des Globalen Südens stehen bei der Bekämpfung des tödlichen Virus größtenteils allein da. Rund 13 Millionen HIV-positive Afrikaner etwa haben keinen Zugang zu lebensrettenden Medikamenten. Weltweit bekommt ein Viertel aller mit HIV lebenden Menschen keine Therapie, bei Kindern ist es sogar nicht mal jedes Zweite. Ein globales Versäumnis, das zeigt: Bei der Bekämpfung von gefährlichen Erregern - HIV, Mpox und Corona sind nur drei Beispiele - werden so viele Fehler gemacht.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden