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Mach mit bei der „Stunde der Wintervögel“ 2025: Naturschutz live erleben

Naturschutz

Die heimische Vogelwelt ändert sich gerade stark

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    Blaumeisen zählen zu den häufigen Wintergästen am Futterhaus. Jetzt, vom 10. bis zum 12. Januar, findet wieder die beliebte Mitmachaktion des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV) statt: die „Stunde der Wintervögel“.
    Blaumeisen zählen zu den häufigen Wintergästen am Futterhaus. Jetzt, vom 10. bis zum 12. Januar, findet wieder die beliebte Mitmachaktion des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV) statt: die „Stunde der Wintervögel“. Foto: dpa

    Machtspielchen gibt es auch unter Vögeln. Und Hierarchien. Das beobachtete Heinz Sedlmeier schon als Bub ganz bequem vom Fenster aus im fränkischen Garten in Volkach. Kam beispielsweise der Kernbeißer ans Futterhaus, flogen viele andere gefiederte Gäste flugs davon. Dem kleinen, kompakten bunten Kerlchen mit seinem kräftigen Schnabel machten vor allem die zartschnäbeligen Meisen sofort freiwillig Platz, erzählt er. War der rauflustige Kamerad fort, kamen sie in Scharen wieder zurück. Bis zu 100 Vögel habe er damals am winterlichen Futterhaus gezählt – darunter auch viele Buchfinken und Dompfaffen. Nicht nur ihre filigrane Schönheit faszinierte Sedlmeier schon damals. Auch ihre Fähigkeit, sich scheinbar völlig schwerelos höchst graziös in den Lüften zu bewegen, ihr tänzerisches Geschick und natürlich auch ihr Gezwitscher, ihr Gekrächze und ihr Gesang.

    In der Nähe von Bäumen ist sein Klopfen vernehmbar: ein Buntspecht.
    In der Nähe von Bäumen ist sein Klopfen vernehmbar: ein Buntspecht. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Mit der Zählaktion wollen Nabu und LBV auch für das Vogelbeobachten werben

    Diese Begeisterung aus Kindertagen hat er sich bewahrt. Seit 1987 lebt Sedlmeier in München. Vor 20 Jahren waren die Erlebnisse seiner Kindheit wieder besonders präsent: „Ich joggte damals immer in München an der Isar und freute mich natürlich auch da an den Vögeln, die ich sah.“ Vogelbeobachtung hat so viel positive Facetten, sei ihm da wieder so richtig bewusst geworden. Sollte man darauf nicht verstärkt aufmerksam machen? Es war die Geburtsstunde der Vogelzählaktion, zu der an diesem Wochenende zum 20. Mal vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) zusammen mit dem NABU aufgerufen wird.

    Heinz Sedlmeier ist Geschäftsführer der LBV-Kreisgruppe München und Initiator der "Stunde der Wintervögel".
    Heinz Sedlmeier ist Geschäftsführer der LBV-Kreisgruppe München und Initiator der "Stunde der Wintervögel". Foto: LBV München

    Denn Sedlmeiers Idee wurde zu einer Erfolgsgeschichte. Er selbst hatte seine tiefe Liebe zu den Vögeln vor 20 Jahren bereits zum Beruf gemacht. Der 63-Jährige ist Biologe und seit 25 Jahren Geschäftsführer der LBV-Kreisgruppe München. Er hatte also vor 20 Jahren schon perfekte Rahmenbedingungen, so eine Aktion auf die Beine zu stellen. Die erste Wintervögelzählung fand allerdings nur in München und im Landkreis statt. „Doch schon diesem ersten Aufruf folgten etwa 1000 Menschen und schickten ihren ausgefüllten Fragebogen per Postkarte – teilweise mit tollen von den Kindern gemalten Vogelbildern – an uns zurück. Online war damals ja noch nicht.“ Heute findet die Aktion nicht nur in München statt, sondern bundesweit. Und auch Nachbarländer wie Österreich und die Schweiz lassen alle interessierten Bürgerinnen und Bürger beobachten und zählen.

    Eigentlich rufen LBV und NABU nur dazu auf, sich eine Stunde Zeit zu nehmen und zu notieren, wen man sieht. „Viele Gartenbesitzer beobachten ihre Vögel aber das ganze Jahr über“, weiß Franziska Back vom LBV. „Und für viele Menschen sind es wirklich ihre Vögel, deren Verhalten ausführlich in Mails beschrieben wird.“ Auch erreichen den LBV oft Fotos von ungewöhnlichen Gästen: So habe beispielsweise eine Würzburger Familie im Rahmen der Wintervögelzählung gemeldet, dass sie einen Schlafbaum für eine Waldohreule in ihrem Garten habe. Man habe nachgehakt: Wirklich? Das Beweisfoto sei prompt gefolgt.

    2024 nahmen rund 27.000 Menschen an der Vogelzählung teil

    Dennoch stellt sich immer wieder die Frage: Was bringt es für die Vögel, beziehungsweise den Naturschutz wirklich, wenn Laien eine Stunde an einem Wochenende im Winter Vögel melden? LBV-Biologin Angelika Nelson kennt diese Zweifel. Sie verweist aber darauf, dass gerade die sehr hohe Zahl der Mitmachenden eine hervorragende Datenbasis für langfristige Entwicklungen biete. Rund 27.000 Menschen schickten bei der Wintervögelzählung 2024 ihre Beobachtungen ein. Auch bekommen Interessierte umfangreiches Material zur Verfügung gestellt, um die gängigsten regionalen Vogelarten gut zu erkennen.

    Was also hat sich in den 20 Jahren in Bayerns Vogelwelt verändert? Welche Bilanz kann man schon ziehen? „Es ändert sich aktuell sehr viel“, sagt Nelson. Da in Bayern die Winter milder werden, bleiben vor allem immer mehr so genannte Kurzstreckenzieher wie Zilpzalp, Star oder Hausrotschwanz, die früher in der kalten Jahreszeit in den Mittelmeerraum geflogen waren, hier. Auch beim Buchfink, wo eigentlich die Weibchen und die Jungen den Winter im nahen Süden verbringen, und nur die Männchen schon immer hier ausgeharrt haben, verzichtet nun die ganze Buchfinkfamilie auf energieaufwendige und gefährliche Flüge.

    Aber ist das problematisch? Passen sich die Vögel nicht einfach an? Natürlich versuchen sich viele Vögel an die Klimaänderungen anzupassen, erklärt Nelson. „Das Problem ist aber, das sich unser Klima so rasant ändert, dass dies viele Vogelarten überfordert. Was sich früher über Jahrhunderte änderte, verändert sich heute innerhalb von ein paar Jahren.“ Und wenn beispielsweise immer mehr Vögel, die früher im Winter in den Süden gezogen sind, jetzt hierbleiben, dann wird das Futter knapp. Denn wissen müsse man auch: Ist es im Norden Europas sehr kalt mit viel Schnee und Frost, ziehen Arten wir Erlenzeisig oder Bergfink in großen Trupps nach Bayern, um ebenfalls hier Futter zu finden.

    Die „Schulstunde der Wintervögel“ startet am 13. Januar

    Es wird also an diesem Wochenende wieder spannend, wer gerade auch von den Winterziehern sich im Freistaat sehen lässt. Vor allem viele Gartenbesitzer machen bereits bei der Aktion mit, sagt Franziska Back. Schön wäre es, wenn noch mehr Menschen in den Städten sich anschließen würden. Aber auch Schulen will man verstärkt in die Aktion einbinden. Vom 13. bis 17. Januar sind alle Lehrkräfte eingeladen, im Rahmen der „Schulstunde der Wintervögel“ gemeinsam mit ihren Schülerinnen und Schülern die heimischen Wintervögel spielerisch kennenzulernen und eine Stunde lang auf dem Pausenhof oder im Park zu zählen. Ist Aktionsgründer Heinz Sedlmeier doch ein gutes Beispiel dafür, wie bereichernd Vogelbeobachtungen in der Kindheit fürs ganze Leben sein können.

    So können Sie mitmachen: Ihre Beobachtungen können Teilnehmende unter www.stunde-der-wintervoegel.de melden. Materialien zum Mitmachen sowie Spiele zu den häufigsten Wintervögeln für Schulkinder gibt es unter www.naturschwaermer.lbv.de/sdw.

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