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Papst Leo XIV.: Der Papst, den seine bayerischen Mitbrüder duzen

Augustiner

So eng sind die Verbindungen von Papst Leo nach Bayern

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    Und plötzlich wurde aus „Bob“ Leo XIV.: Am Sonntag erteilte der neue Papst in Rom erstmals auf dem Mittelbalkon des Petersdoms den Sonntagssegen.
    Und plötzlich wurde aus „Bob“ Leo XIV.: Am Sonntag erteilte der neue Papst in Rom erstmals auf dem Mittelbalkon des Petersdoms den Sonntagssegen. Foto: Oliver Weiken, dpa

    Pater Lukas Schmidkunz, Provinzial der Bayerisch-Deutschen Provinz der Augustiner mit Sitz in Würzburg, ist in diesen Tagen gefragt. Was Medienvertreter, einer sogar aus Italien, nicht alles von ihm wissen wollen... Ob Leo XIV., der angebliche „Anti-Trump“, sich nun mit US-Präsident Trump anlege? Oder ob er, Schmidkunz, den früheren US-Kardinal Robert Francis Prevost, den neuen Papst, bald treffe – „seinen“ Bob, wie damals in Würzburg? Auf vieles kann der Provinzial schlicht nicht antworten. Doch das große Interesse an seinem Mitbruder finde er „toll“, sagt er am Sonntagabend am Telefon. Die Menschen interessierten sich einfach für die menschliche Seite des neuen Papstes.

    Die Würzburger Augustiner, deren Kloster sich zentral inmitten der Fußgängerzone befindet, hatten sich am vergangenen Donnerstag vor dem Fernseher versammelt, als kurz nach 18 Uhr weißer Rauch über der Sixtinischen Kapelle aufstieg. Natürlich hatten sie sich gefragt: „Was, wenn Bob es wird?“ Bob, so nannten sie ihren Mitbruder und Generalprior ihres weltweiten Bettelordens (2001–2013) mit Wohnsitz in Rom, immer. Einige von ihnen werden es gewiss weiter tun. Man kennt sich, schätzt sich, duzt sich. Der auf Unterfränkisch ausgesprochene Satz: „Bob ist jetzt Papst“ (sprich: Bob isd jedzd Babsd) ist nicht nur von besonderer Schönheit, sondern historisch – wurde Prevost als erstes Mitglied des Augustinerordens, dessen Kürzel OSA für „Ordo Sancti Augustini“ steht und der in seiner heutigen Form auf das 13. Jahrhundert zurückgeht, zum Papst gewählt.

    Die Würzburger Augustiner reagierten erstaunt, gerührt und stießen „mit etwas Sprudelndem“ an

    Ein Mitbruder auf dem Balkon des Petersdoms! Die Würzburger Augustiner reagierten erstaunt, gerührt und stießen „mit etwas Sprudelndem“ – einem Secco, nicht mit einem Augustiner-Bier – auf die Nachricht und ihren Mitbruder an. In einem Gottesdienst betonte Schmidkunz: „Er geht auf Menschen zu und er ist durch und durch auch ein Seelsorger.“ Ob Leo XIV. die Kirche schnell reformieren werde, zum Beispiel erlaube, Frauen zu Diakoninnen oder Priesterinnen weihen zu lassen? Bei den bayerischen Augustinern ist man da zurückhaltend und verweist darauf, dass Prevost stets bedacht gehandelt habe und Kirchenrechtler sei.

    Es gibt nun viele Geschichten über den neuen Papst, viele Erinnerungen. Auch und gerade in Bayern. Prevost war häufig in Deutschland und im Freistaat, in Würzburg 2007 und 2012 ebenso wie in der Wallfahrtskirche Fährbrück in Hausen im Landkreis Würzburg. Zu der kam er 2012 als oberster Vertreter seines Ordens im Rahmen einer sechstägigen Deutschlandrundreise auf den Spuren Martin Luthers, der 1505 ins Augustinerkloster in Erfurt eingetreten war und bis 1524 die Kutte des Ordens trug. Luther, der spätere Reformator, galt bislang als der bekannteste Augustinermönch überhaupt. Neben dessen Wirkungsstätten und dem deutschen Augustinersitz in Würzburg reiste der Gast aus Rom damals weiter im Norden Bayerns zu den Augustinerkonventen in Münnerstadt und dem in Messelhausen im baden-württembergischen Main-Tauber-Kreis.

    In Deutschland hat der Orden von Papst Leo nur noch 33 männliche Mitglieder

    Ein Foto zeigt ihn in der Wallfahrtskirche Fährbrück lächelnd in hellblauem Kurzarmhemd mit eingestecktem Kugelschreiber. Der Eindruck, den er hinterließ: ein sehr ruhiger und interessierter Ordensmann mit wachen Augen und nettem Lächeln. Münnerstadt, das ist beim Blick ins Zeitungsarchiv zu erfahren, schien Prevost gut gefallen zu haben. Er sei „sehr beeindruckt“ von Kloster und Kirchen gewesen und habe gesagt: „Ich bin dankbar für diesen Besuch in Münnerstadt!“ Schon 1998 war er einmal dort.

    In den deutschen Augustinerkonventen, also Niederlassungen, in Berlin, Erfurt, Fährbrück, Münnerstadt, Würzburg und Maria Eich bei München leben und wirken nach eigenen Angaben 33 Ordensmitglieder, die weitaus meisten in Würzburg. Zum Vergleich: In Deutschland gab es Ende 2024 genau 3.161 zur Deutschen Ordensobernkonferenz zählende Ordensmänner mit Profess. Mit 486 Mitgliedern standen die Benediktiner zahlenmäßig an erster Stelle.

    Bleibt die Frage nach dem Duzen, die Augustiner-Provinzial Lukas Schmidkunz mit einem hörbaren Lachen beantwortet und den Sätzen: „Wir duzen uns in unserer Ordensgemeinschaft, und Leo XIV. bleibt ja auch als Papst Augustiner. Aber ehrlich gesagt: Wenn ich ihm jetzt begegnen würde, wäre ich mir nicht mehr ganz so sicher, wie ich ihn ansprechen würde.“

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