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Schulreform: Umstellung von G8 auf G9 führt zu Personalnot bei Freiwilligendiensten in Bayern

Schulreform

Umstellung von G8 auf G9 führt zu Personalnot bei Freiwilligendiensten in Bayern

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    In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sind junge Menschen, die einen Freiwilligendienst leisten, eine wichtige Stütze.
    In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sind junge Menschen, die einen Freiwilligendienst leisten, eine wichtige Stütze. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Soziale Einrichtungen in Bayern steuern auf ein neues, immenses Personalproblem zu. Durch die Umstellung auf das neunstufige Gymnasium entfällt in diesem Jahr an den meisten Schulen ein Abiturjahrgang, statt 34.000 Absolventen wie im vorigen Jahr dürften es nur 5900 sein. Das bringt die Träger sozialer Einrichtungen in Not. Schließlich leisten im Freistaat jedes Jahr rund 4000 junge Menschen ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), hinzu kommen 3500 Teilnehmer am Bundesfreiwilligendienst. Das Problem: 40 bis 50 Prozent der Freiwilligen sind Abiturienten.

    Beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK) sind jedes Jahr etwa 1400 Freiwillige im Einsatz – unter anderem im Rettungs- oder Fahrdienst, in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, Schulen und Kitas. Der stellvertretende BRK-Landesgeschäftsführer Armin Petermann rechnet damit, dass durch die Umstellung auf G9 etwa 40 Prozent der Freiwilligen fehlen werden: „Das reißt eine große Lücke“, sagte er unserer Redaktion.

    Viele finden durch den Freiwilligendienst den Einstieg in einen sozialen Beruf

    Vor allem im Krankentransport kommen große Schwierigkeiten auf das BRK zu, betonte Petermann. Schließlich müssten die Freiwilligen über 18 Jahre alt sein und einen Führerschein haben. Darüber hinaus fänden viele über diesen Weg den Einstieg in einen sozialen Beruf, andere blieben als Ehrenamtliche erhalten. „Durch den fehlenden Abiturjahrgang könnten auch hier die Zahlen in den Folgejahren sinken“, fürchtet Petermann. „Eine gefährliche Abwärtsspirale in Zeiten, die ohnehin vom Fachkräftemangel geprägt sind.“ Beim Malteser Hilfsdienst konnte 2023 etwa ein Fünftel der Freiwilligen fest angestellt werden.

    Auch beim Paritätischen Wohlfahrtsverband in Bayern, dem Träger wie der Arbeiter-Samariter-Bund oder der Sozialverband VdK angehören, rechnet man mit 40 Prozent weniger Freiwilligen. In Krankenhäusern, wo die Hälfte der Teilnehmer im Einsatz ist, in Schulen, Kitas und Behinderteneinrichtungen fehlten sie als Unterstützung in den Teams. Hinzu kämen auch finanzielle Belastungen. „Die Zuschüsse sind an die Anzahl der Freiwilligen gekoppelt“, sagte Vorständin Margit Berndl. Auch wenn deren Zahl sinke, blieben die Fixkosten für die Träger hoch. Schließlich wolle man die Strukturen erhalten, wenn es 2026 wieder mehr Abiturienten gibt.

    Träger des Freiwilligendienstes fühlen sich vom Staat im Stich gelassen

    Beim Paritätischen Wohlfahrtsverband hofft man auf einen Strukturfonds zur Überbrückung des fehlenden Abiturjahrgangs. „Wir brauchen ihn dringend, damit der ausfallende Abschlussjahrgang keine dauerhafte Lücke reißt, die wir nicht mehr schließen können“, sagte Berndl. Auch beim BRK hat man frühzeitig deutlich gemacht, dass man die entstehende finanzielle Lücke nicht allein stemmen kann. „Wir als Träger des Freiwilligendienstes fühlen uns vom Staat ganz schön im Stich gelassen“, so Petermann.

    Die SPD-Landtagsfraktion hat im September die Einrichtung dieses Strukturfonds gefordert, der mit 5,5 Millionen Euro ausgestattet werden soll. Der Antrag wurde, ebenso wie eine Erhöhung der Haushaltsmittel, abgelehnt. Aus dem bayerischen Sozialministerium heißt es, man sei „in ständigem Austausch mit den Trägern der freien Wohlfahrt, in denen auch die finanzielle Unterstützung eine Rolle spielt“. Nach den Worten von SPD-Sozialexpertin Doris Rauscher droht die Gefahr, dass die Strukturen für die Freiwilligendienste in Bayern wegbrechen. Die Staatsregierung müsse daher eine angemessene Übergangsfinanzierung sicherstellen. „Man darf die Träger nicht noch länger warten lassen, denn irgendwann ist es zu spät“, sagte Rauscher.

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