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Unterversorgung in der Kindermedizin: Krankenhausreform verschärft die Lage

Gesundheit

Unterversorgung in der Kindermedizin droht sich weiter zu verstärken

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    Schon jetzt werden Kinderärzte vielerorts händeringend gesucht. Doch auch die stationäre Versorgung droht sich in Folge der Krankenhausreform weiter zu verschärfen, warnt die Bayerische Krankenhausgesellschaft.
    Schon jetzt werden Kinderärzte vielerorts händeringend gesucht. Doch auch die stationäre Versorgung droht sich in Folge der Krankenhausreform weiter zu verschärfen, warnt die Bayerische Krankenhausgesellschaft. Foto: Christian Charisius, dpa

    Viele bayerische Krankenhäuser werden nicht überleben, warnt Roland Engehausen. Der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG) sieht aber nicht nur die kleinen Regel- und Grundversorger in Gefahr, wie er in einem Pressegespräch am Mittwoch in München ausführt. Dass von ihnen etwa 94 Prozent Defizite machen, überrasche nicht. Neu sei, dass auch 60 Prozent der Fachkliniken defizitär sind, wie eine Umfrage gezeigt habe. Selbst 82 Prozent der lange Zeit besser aufgestellten freigemeinnützigen Kliniken, die beispielsweise in kirchlicher Trägerschaft sind, hätten inzwischen massive finanzielle Schwierigkeiten. Und auch alle Maximalversorger und Unikliniken machten Defizite. Die Lage sei dramatisch.

    Auch die Notfallversorgung sei in Gefahr

    Große Sorgen macht sich Engehausen besonders auch um die Bereiche, die ohnehin ächzen: die Grund- und Regelversorgung im Bereich Innerer Medizin, Allgemeine Chirurgie und Notfallversorgung, aber auch die Geburtshilfe sowie die Kinder- und Jugendmedizin. So seien Wartezeiten in der Kinder- und Jugendmedizin schon jetzt ein Riesenproblem. Gerade auch in ländlichen Regionen. Die Erlöse seien einfach nicht ausreichend, weil die nötige Behandlungszeit nicht angemessen berücksichtigt werde. Vorhaltekosten würden nicht finanziert werden, was ohnehin schon zu einer Ausdünnung der Versorgungsstrukturen führe. Die Krankenhausreform bringe bei der Kindermedizin aber keine Verbesserungen, im Gegenteil, erklärt Engehausen. Damit sei klar: Die Unterversorgung in der Kindermedizin sowohl im ambulanten wie im stationären Bereich drohe sich sogar weiter zu verschärfen.

    Nach Einschätzung der BKG führt kein Weg an einer Erhöhung der Behandlungserlöse um vier Prozent vorbei. Klar ist für Engehausen aber auch: „Die Krankenkassen können nicht dauerhaft durch eine Unterfinanzierung bei jeder einzelnen Behandlung sparen, sondern es müssen die Behandlungsbedarfe gesenkt werden.“ Um eine stärkere Patientensteuerung, um die Fallzahlen zu reduzieren, komme man nicht umhin. Und man müsse nun in der Bundes- und Landespolitik Gas geben: Die großen Ungewissheiten rund um die Reform führten dazu, dass viele Kliniken nun vor allem Leistungsgruppen beantragten, die finanziell lukrativ seien. Auch die Bayerische Staatsregierung müsse hier zügig und verstärkt ihren planerischen Aufgaben nachkommen und darauf achten, dass flächendeckend eine gute medizinische Versorgung aufrechterhalten bleibe.

    Kreiskliniken Dillingen-Wertingen haben einen Insolvenzantrag in Eigenregie gestellt

    Wie sehr die Krankenhauslandschaft sich bereits verändert, zeigt sich beispielsweise aktuell in Nordschwaben: Die Kreiskliniken Dillingen-Wertingen gGmbH haben nun einen Insolvenzantrag in Eigenverwaltung gestellt nachdem die beiden Häuser zuletzt jährlich hohe Defizite eingefahren haben. Gleichzeitig will man eine strategische Kooperation mit den Donau-Ries-Kliniken in einem Versorgungsverbund Nordschwaben. Auf diesen konkreten Fall angesprochen, erklärt Engehausen: Einerseits sei diese Entscheidung „leider ein weiteres Beispiel für die Schwierigkeiten, die Krankenhäuser im ländlichen Raum bezüglich der Unterfinanzierung haben, die durch die Krankenhausreform überhaupt nicht gelöst ist“. Auch wenn ein Insolvenzverfahren in Eigenregie Chancen biete und die Versorgung für die Bürgerinnen und Bürger weiterhin sichergestellt werden könne, ist es aus Sicht der BKG höchst problematisch, dass Insolvenzen in einem Kernbereich der Daseinsvorsorge zwischenzeitlich alltäglich geworden sind. Andererseits sehe die BKG Chancen darin, wenn die Kliniken nun, wie in Nordschwaben geplant, stärker regional kooperieren und ihr jeweiliges Versorgungsangebot besser aufeinander abstimmen. In der aktuellen Umfrage der BKG zeige sich, dass 70 Prozent der Kliniken ihre Kooperationen mit umliegenden Häuser verstärkten.

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