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Eisbaden mit Atemtechnik: Wie die Wim-Hof-Methode wirkt

Schmiechen

Eisbaden mit Atemtechnik: Wie die Wim-Hof-Methode wirkt

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    Christian Krause lehrt als Instruktor die Wim-Hof-Methode, eine besondere Atemtechnik, die auch beim Eisbaden hilft.
    Christian Krause lehrt als Instruktor die Wim-Hof-Methode, eine besondere Atemtechnik, die auch beim Eisbaden hilft. Foto: Eva Weizenegger

    Nach vier bis fünf Stunden geht es in den eiskalten Auensee

    Kristallklar und türkisgrün schimmert das Wasser. Annemarie traut sich mit Christian Krause ins Wasser. Sie atmen gemeinsam lange aus, gehen einige Schritte in den See hinein, so weit, bis das Wasser etwa auf Bauchnabelhöhe ist. „Das bewusste Ausatmen entspannt den Körper“, erklärt Krause. Dann gehen beide leicht in die Knie, das Wasser reicht jetzt bis kurz über die Schultern. Das Wasser hat frostige zwei Grad Celsius.

    Bei seinen Workshops in Unterbergen bereitet Christian Krause die Teilnehmer gründlich auf das Abtauchen in die Eiseskälte vor: Er nimmt einen tiefen Atemzug. Die Luft strömt durch die Nase ein, bis in den Bauch und in die Lungen. Mit einem leichten Seufzen strömt die Luft langsam durch den Mund wieder aus. 30- bis 40-mal wiederholt er das, ohne eine Pause zwischen den Atemzügen einzulegen. Nach dem letzten tiefen Atemzug atmet er sanft aus und hält die Luft auf leere Lunge an.

    Annemarie konzentriert sich mit ihrer Atmung ganz auf die Anweisungen ihres Trainers Christian Krause.
    Annemarie konzentriert sich mit ihrer Atmung ganz auf die Anweisungen ihres Trainers Christian Krause. Foto: Eva Weizenegger

    Erst wenn er das Verlangen nach Atmen verspürt, nimmt er wieder einen Atemzug und hält die Luft 15 Sekunden an. Dreimal wird dieser Prozess wiederholt. Bei ihm sieht das kinderleicht aus. „Das ist auch kein Wunder, ich mache das bereits seit acht Jahren“, sagt der 35-Jährige. Wenn die richtige Atmung sitzt, kommt nach etwa vier bis fünf Stunden der große Augenblick und es geht ins Wasser des Auensees zwischen Unterbergen und Prittriching.

    „Atme langsam aus“, sagt Christian Krause zu Annemarie, die mit ihm im Wasser steht. Sie folgt seinen Anweisungen und schaut ihn direkt an. „Denk an dein inneres Lächeln“, sagt sie sich in Gedanken vor. „Das hat mir so geholfen“, wird sie später am Ufer sagen. Gut zwei Minuten und 20 Sekunden hält sie es im See aus. „Diese zwei Minuten reichen bereits aus, um alle Vorteile des Eisbadens auszuschöpfen“, sagt Krause. Gemeinsam gehen Annemarie und Christian zurück und haben wieder trockenen Boden unter sich. Um sich Aufzuwärmen wird jetzt aber nicht wie wild gestrampelt oder gar gejoggt, im Gegenteil. „Wir nennen das Horse Stance, Reiterstand, eine Methode aus dem Thai Chi, die uns hilft, langsam wieder aufzuwärmen.“ Bei dieser Übung geht man in die Hocke, die Wirbelsäule bleibt gerade, nur die Arme schieben abwechselnd durch eine rotierende Bewegung des Oberkörpers nach links und rechts.

    Horse Stand, lautet der Titel der Übung, die nach dem Eisbaden hilft, sich wieder aufzuwärmen.
    Horse Stand, lautet der Titel der Übung, die nach dem Eisbaden hilft, sich wieder aufzuwärmen. Foto: Eva Weizenegger

    Christian Krause ist Instruktor für die Wim-Hof-Methode. Benannt ist seine Trainingsmethode nach dem Niederländer Wim Hof. Dieser badet regelmäßig im Eis, stieg am Mount Everest nur mit kurzen Hosen und Schuhen bekleidet bis zu einer Höhe von 7.400 Metern auf und hält einige Weltrekorde. Atmen, Meditieren und sich der Kälte aussetzen – das sind die Säulen seiner Methode. „Dieses Training hilft den Menschen, ihre eigenen Kräfte wieder zu mobilisieren“, ist Christian Krause überzeugt.

    Ausbildung zum Instruktor der Wim-Hof-Methode

    Er selbst hat nach einigen Workshops später in Polen eine Ausbildung zum Instruktor gemacht. Neben viel theoretischem Wissen über den Körper und das Nervensystem gab es auch einen umfangreichen Praxisteil in den Karpaten. „Dort lernten wir nicht nur, wie wir unser Wissen vermitteln, sondern auch auf die einzelnen Bedürfnisse der Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer eingehen können.“

    Diese besondere Methode würden auch Spitzensportler anwenden. Zuletzt unterstützte Christian Krause Ozan Alanbey, der Ende Dezember 40 Minuten im sechs Grad kalten Wasser der Wertach ausharrte und nach eigenen Angaben den deutschen Rekord im Eisbaden in fließendem Gewässer hält. Dennoch stehen für ihn Eisbaden und Atemtechniken nicht im Zeichen von Wettbewerb oder Herausforderung. „Vielmehr sehe ich sie als einen Weg, Gesundheit, innere Stärke und ein tiefes Gefühl von Wohlbefinden in den Alltag zu integrieren.“ Krause empfiehlt, die Atmung regelmäßig anzuwenden. Wenn möglich, sogar täglich. „Ideal ist morgens auf nüchternen Magen, hauptsächlich nicht direkt nach dem Essen.“ Das Kältebad könne bis elf Minuten wöchentlich auf bis zu zwei Minuten pro Einheiten aufgeteilt werden. Dazu braucht es aber nicht unbedingt einen See. „Eine kalte Dusche oder eine Eistonne machen es auch.“ Wichtig ist jedoch zu Beginn, sich nicht allein in einen See zu begeben. „Anfängerinnen und Anfänger können nicht einschätzen, wie lange die Kälte für sie ungefährlich ist“, sagt Krause.

    Was so einfach aussieht, ist nicht für jeden geeignet. „Eisbaden empfiehlt sich nicht für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, dem sogenannte Raynaud-Syndrom, Epilepsie und bei schwangeren Frauen.“ Ein Bad im eiskalten Fluss sei für Anfängerinnen und Anfänger ebenfalls nicht günstig.

    Annemarie tupft sich mit einem Handtuch trocken. „Es wird nicht gerubbelt, sondern getupft, um so den Kreislauf ganz langsam wieder an die Außentemperatur zu gewöhnen.“ Anschließend brauche niemand eine Wärmflasche oder gar ein warmes Bad nehmen, das würde den Effekt des Eisbadens vollkommen abschwächen. Christian Krause reicht Annemarie eine Tasse mit heißem Tee. „Ich fühle mich so erfrischt und glücklich“, sagt sie.

    Wer bei Christian Krause die Wim-Hof-Methode lernen will, kann sich an ihn unter der E-Mail-Adresse chris@inner-smile-experience.com oder bei Instagram chris.Krause wenden.

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