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Hip-Hop wird 50 Jahre alt: Das Best-of der Redaktion

Foto: Axel Heimken, dpa (Symbolbild)

Hip-Hop – das ist immer auch Wettstreit. Wer rappt am besten, schnellsten, lustigsten? Sechs Autorinnen und Autoren küren ihre Besten aus fünf Jahrzehnten.

Geschieht etwas Bedeutendes, vielleicht sogar ein Stück Zeitgeschichte, dann entstehen Mythen. Dieser hier geht so: Es ist der 11. August 1973, ein heißer Sommersamstag in New York. Im Stadtteil Bronx – damals eher berüchtigt als berühmt – kommen Jugendliche zusammen, um der Gewalt, dem Elend des Alltags zu entfliehen und zu feiern. Eingeladen hatte DJ Kool Herc. Diese Party in Ufernähe des Harlem River gilt als Geburtsstunde des Hip-Hop. Der Rest ist Musikgeschichte. Fünf Jahrzehnte Hip-Hop haben der Welt viel mehr hinterlassen als das mittlerweile erfolgreichste Genre überhaupt. Ermordete Ikonen wurden zu unsterblichen Legenden, die Kleidung der Armen wurde zur Kleidung der Superreichen, politisch Geächtete wurden die Helden ihrer Generation. Aus Tausenden von Künstlerinnen und Künstlern und Millionen von Songs die Besten zu küren? Eigentlich unmöglich. Sechs Redakteurinnen und Redakteure versuchen es trotzdem. Das sind ihre ganz persönlichen Favoriten aus 50 Jahren Hip-Hop:

Paula Binz: "Frauen im deutschen Hip-Hop können locker mit Männern mithalten"

Best Artist ever: Die Antwort mag klischeehaft klingen, aber für mich ist immer noch Eminem der beste Artist ever. Er steht für das, wofür Hip-Hop berühmt wurde: für virtuosen, oft aggressiven Sprechgesang "von der Straße". Aufgewachsen in schwierigen Verhältnissen, rappt Eminem aber nicht nur über Gewalt und Partyexzesse, sondern verarbeitet mit seinen durchaus emotionalen Texten auch seine Kindheit, seine Drogen- und Alkoholabhängigkeit, die komplizierte Beziehung zu seiner Ex-Frau Kim Scott und die Liebe zu seiner Tochter Hailey.

Der Beste aller Zeiten? Eminem.
Foto: Amy Harris, Invision/AP/dpa

Best Artist heute: Im englischsprachigen Kontext würde ich den Rapper Dave als besten aktuellen Artist bezeichnen. Auch wenn ein paar seiner Texte – wie bei Eminem auch – ein fragwürdiges Frauenbild aufwerfen, macht er mit dem elfminütigen Masterpiece "Lesley" auf häusliche Gewalt aufmerksam und spricht betroffenen Frauen Mut zu, sich Hilfe zu suchen. So steht Dave, wie auch Eminem und viele deutschsprachige Rapper, in einem kritischen Spannungsfeld: Wann sind gewaltverherrlichende und sexistische Lines eine künstlerische und ironische Überhöhung des stereotypischen Rappergehabes und wann sind sie wirklich beim Wort zu nehmen? Da ich überwiegend deutschen Hip-Hop höre, möchte ich außerdem noch zwei Interpreten nennen, die für mich hierzulande aktuell zu den besten Artists zählen: Apache 207 und Ski Aggu. Wenn auch auf den ersten Blick sehr unterschiedlich, haben die beiden doch einiges gemeinsam. Neben ihrem ähnlichen Erkennungsmerkmal – einmal Sonnen-, einmal Skibrille – mischen die Rapper den klassischen Hip-Hop mit anderen Musikrichtungen. Während Apaches Songs in die Pop- und House-Richtung gehen, spielt Ski Aggu auch mit Elementen aus der Berliner Rave- und Technoszene. Diese tanzbaren Mischungen machen wohl beide Interpreten so erfolgreich und zeigen: Hip-Hop ist auch in Deutschland längst nicht mehr Underground, sondern zum festen Teil des Mainstreams gereift.

Bestes Album: Meine absolute Hip-Hop-Liebe gilt allerdings den Jungs von 01099. Es ist zwar schwierig, sich für das beste Album zu entscheiden, aber meine Streaming-Zahlen auf Spotify sprechen für das Album "Altbau". Der Bandname 01099 kommt übrigens von der Postleitzahl der Dresdner Neustadt – die Heimat der vier Jungs, die bereits auf dem Gymnasium befreundet waren und dort das Rappen anfingen. Das oben genannte Spannungsfeld ergibt sich bei 01099 definitiv nicht: Die Crew spricht sich klar gegen Sexismus und sexistische Texte aus. Außerdem klingt in einigen Texten der Missmut darüber an, dass die AfD in ihrer Heimat immer mehr Einfluss bekommt. Warum ich aber besonders das Album "Altbau" liebe? Darin gelingt es 01099 besonders gut, das Lebensgefühl meiner Generation, die in den 2000ern aufgewachsen ist und nun – etwas verloren – mit Anfang/Mitte 20 versucht, ihr Leben zu meistern, einzufangen. Neben leicht melancholischen Tracks wie "Regen", "Verträumt" und "Jacke zu" überzeugt das Album auch mit humoristischen Songs wie "Kreta 3.0".

Bester Song: Wenn es allein um die Rap-Technik geht, würde ich sagen: "Armageddon" von Kollegah. In dem neunminütigen Storytelling-Track aus dem Jahr 2013 erzählt der Rapper sehr eloquent eine Science-Fiction-Geschichte, in der er als Held eine Verschwörungstheorie aufdeckt und versucht, die Welt vor einem außerirdischen "Zyklopenwesen" zu retten. Trotzdem muss ich zugeben: Wenn ich täglich Hip-Hop höre, höre ich selten solch virtuose Tracks, sondern hauptsächlich leicht eingängige Songs mit tanzbaren Beats. Welche Songs dann rauf und runter laufen, wechselt oft. Momentan sind es diese: "mietfrei" von Ski Aggu, "9 bis 9" von SIRA, Bausa und badchieff und "Sprinter" von Dave.

Beste Line: "Du hörst nur grottigen Pop, unsre Musik killt wie der schottische Rock" – 01099 im Track "Katjes Freestyle".

Besondere Erwähnung: Momentan sind zwar meine Hip-Hop-Highlights sehr männerdominiert, aber ich höre auch sehr gerne Female Rap. Mittlerweile gibt es meiner Meinung nach einige Frauen im deutschen Hip-Hop, die raptechnisch locker mit männlichen Größen mithalten können. Besonders im vergangenen Sommer habe ich sehr viel Badmómzjay gehört. Was ich an Female Rap besonders spannend finde, ist das Spiel und die Umkehr von stereotypen Geschlechterbildern. Wem das ebenso gut gelingt, ist Interpretin Haiyti. Neben ihren Texten sticht die Hamburger Rapperin besonders durch ihre rauchige, brüchige Stimme hervor. Zeit Online verglich ihre Stimme mal mit einer Mischung aus Nina Hagen, Falco und Haftbefehl. Trifft es meiner Meinung nach gut.

Lisa Gilz: "Das Album zieht alle Gefühle an die Oberfläche"

Best Artist ever: Ehrlich eine schwierige Entscheidung – schließlich gibt es in der ganzen Hip-Hop-Szene viele gute Künstlerinnen und Künstler. Verfolgt man die Karrieren von einigen der prominenten 90er- und 2000er-Stars, dann landet die Suche bei einem ganz eigenen Genie: Dr. Dre. Abgesehen von eigenen Meisterwerken wie "The Chronic", hat der US-Amerikaner auch andere Legenden im Hip-Hop, wie Snoop Dogg, Eminem, Kendrick Lamar oder 50 Cent, bei ihrer Arbeit unterstützt. Und damit viele Ikonische Songs ermöglicht.

Dr. Dre (links) und Snoop Dogg performen gemeinsam.
Foto: Tony Gutierrez, AP/dpa

Best Artist heute: Der palästinensische Musiker Saint Levant ist relativ neu in der Szene. Levant rappt auf Englisch, Arabisch und Französisch. Im Winter 2022 wurde er über die Social-Media-App mit seinem Song "Very Few Friends" bekannt. Der Klang seiner Lieder ist melodisch, sinnlich und orientiert sich am Stil der 90er und 2000er – erinnert so zum Beispiel an vielen Stellen an Tupac. Wohl ein weiterer Grund, mal in sein Album "From Gaza, With Love" reinzuhören.

Bestes Album: Nichts Vergleichbares lässt Erinnerungen meiner Schulzeit so in mir resonieren wie "XOXO" von Casper. Am besten in Form der Live-Aufnahmen von der Tour damals. Es bringt mich zurück in eine Zeit mit ersten Autofahrten, meine Zwillingsschwester auf dem Beifahrersitz. An gute und an schlechte Tage. Von "So perfekt", "Michael X" bis zur "Letzten Gang der Stadt". Das Album zieht alle Gefühle an die Oberfläche.

Bester Song: Die Solokarriere hat Felix Brummer alias Kummer erst einmal auf Eis gelegt, doch sein Lied "Der letzter Song (Alles wird gut)" hat sich einen Platz in meine tägliche Playlist gegraben und manchmal lasse ich ihn auch gerne mehrmals am Tag laufen. Denn wir wären "alle gerne voller Zuversicht. Jemand, der voll Hoffnung in die Zukunft blickt."

Felix Brummer alias Kummer performt mit Nina Chuba das Lied "Der letzte Song (alles wird gut)".

Beste Line: "I just took a DNA test, turns out I'm 100% that bitch, even when I’m crying crazy." – Lizzo.

Besondere Erwähnung: Dass die Musikrichtung auch andere expressive Kunstrichtungen bereichert, sieht man unter anderem an dem Musical "Hamilton". Lin-Manuel Miranda benutzt Hip-Hop-Elemente, um eine Geschichte über den US-amerikanischen Bürgerkrieg neu zu erzählen und das in einer sehr eleganten Weise, die zeigt, dass Hip-Hop auch in die Kultur gehört.

Fabian Kluge: "Wer hier ruhig sitzen bleibt, hat Musik nie geliebt"

Best Artist ever: Eminem als besten Rapper aller Zeiten zu bezeichnen, ist in etwa so einfallsreich, wie Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi die dröflte Weltfußballer-Trophäe zu überreichen. Aber er lässt einem keine andere Wahl. Die Aggressivität, die lyrische Genialität, der Wortwitz, die zweiten und manchmal gar dritten Ebenen in seinen Liedern sind unübertroffen. Eminem ist mittlerweile 50, Restaurant-Besitzer (Mom's Spaghetti – wie könnte es auch anders heißen), seine beste Zeit liegt wohl nicht mehr vor, sondern hinter ihm, doch er, sein bösartiges Alter Ego "Slim Shady" und seine Musik haben die Jugend vieler Generationen geprägt.

Best Artist heute: Super-Bowl-Halftime-Show 2022. Produzent Dr. Dre hat alle Legenden um sich geschart: Eminem, Snoop Dogg, Mary J. Blige, sogar 50 Cent hängt von der Decke. Und dazwischen einer, der auf dem besten Weg zum Legendenstatus ist: Kendrick Lamar, 36 Jahre, aus Compton, Kalifornien. Natürlich muss einer sehr gut rappen, wenn er aus dieser für den Hip-Hop so bedeutsamen Stadt kommt. So gut sogar, dass er für seine grandiosen Texte den Pulitzer-Preis bekommt und damit den allermeisten, die über ihn schreiben, etwas voraus hat. Auch mir.

Die Halftime-Show 2022 brachte einige der größten Hip-Hop-Legenden der Welt zusammen.

Bestes Album: Noch einmal Kendrick Lamar. Weil ihm mit "To Pimp A Butterfly" etwas gelingt, das nicht viele schaffen: Die Medien sind sich quasi einig, dass dieses Werk sehr gut ist. Er mixt seinen relaxten Flow mit Elementen aus Soul, Funk und Jazz. Andere Genres aufgreifen und etwas eigenes daraus machen: ein Erfolgsrezept des Hip-Hop – damals wie heute.

Bester Song: "Ni**az in Paris" von Jay-Z und Kanye West. Das Lied enthält gleich mehrere Samples erfolgreicher Hip-Hop-Songs. Wer hier ruhig sitzen bleibt, während die ersten Takte des Beats ertönen, hat Musik nie geliebt. Nicht unerwähnt bleiben darf: Kanye West landet mittlerweile nur noch in Antisemitismus-Listen auf Platz eins. Hitler-Lob und Hakenkreuz statt Hip und Hop. Ziemlich verachtenswert.

Beste Line: "You can still get roasted, 'cause Marsh is not mellow" – Eminem, "No Love".

Besondere Erwähnung: Ein Herz für Frauen im Hip-Hop! Warum? Sie waren immer Teil des Genre, oft mitentscheidend für den Erfolg, aber – wie so oft – in der Retrospektive völlig unterrepräsentiert. Und was haben auch wir in Deutschland für gute Rapperinnen! Um nur mal ein paar zu nennen: Badmómzjay, Haiyti, Sookee (2019 die Rap-Karriere beendet, macht jetzt Musik für Kinder).

Felicitas Lachmayr: "Die unangefochtene Queen of Hip-Hop"

Best Artist ever: Queen Latifah trägt ihren Namen zurecht. Sie hat sich als eine der ersten Rapperinnen behauptet, schwarzen Frauen eine Stimme gegeben und die goldene Ära mitgeprägt. Unangefochtene Queen of Hip-Hop.

Queen Latifah ist eine Größe im Hip-Hop.
Foto: Paul Buck, dpa

Best Artist heute: Little Simz schreibt kluge Texte, rappt sie teils in Doubletime und bastelt dazu noch vertrackte Beats und monumentale Orchesterklänge. 29 Jahre alt, fünf Alben und jedes klingt anders – von der Britin ist noch einiges zu erwarten.

Bestes Album: "The Miseducation Of Lauryn Hill" von Lauryn Hill. Erstes und einziges Soloalbum der Sängerin, verbindet Elemente aus dem R&B, Reggae und Soul, die Texte mal persönlich, mal politisch. Bahnbrechend, das Ganze.

Bester Song: Geht immer: "Doo Wop (That Thing)" von Lauryn Hill.

Beste Line: They would never wanna admit I'm the best here / From the mere fact that I've got ovaries / It's a woman's world, so to speak / Pussy, you sour / Never givin' credit where it's due 'cause you don't like pussy in power" – Little Simz, "Venom".

Little Simz besticht durch ihre Doubletime-Raps.

Besondere Erwähnung: Wer gut rappt, wird gewürdigt, egal ob Mann oder Frau. Sollte so sein, war aber nicht immer so. Frauen hatten im Hip-Hop von Anfang an etwas zu sagen, wurden aber weniger gehört. Deshalb einfach mal nur Rapperinnen eine Stimme gegeben und "The World Is Listening" von Akua Naru dazu gehört.

Moritz Maier: "Diese Lieder verdienen aufgrund ihrer Magie viel mehr Aufmerksamkeit"

Best Artist ever: Samy Deluxe, Hamburger Urgestein und Mitgestalter der heutigen Hip-Hop-Szene Deutschlands. Angefangen mit Kiffer-Rap, hat sich Samy häufig gewandelt und besticht wie vor 20 Jahren auch heute noch mit seinen feinsten Rap-Skills. Seine Doubletime- und Freestyle-Künste suchen auch heute noch ihresgleichen.

Best Artist heute: Ski Aggu hat die deutsche Hip-Hop-Landschaft seit letztem Jahr ordentlich auf den Kopf gestellt. Der Berliner steht für sich nicht zu ernst nehmende Rap-Texte, gepaart mit Elektro-Beats und Hyperpop-Elementen. Für seinen Song "Frisenjung" holte Ski Aggu – der dem Namen entsprechend ausschließlich mit einer verspiegelten Skibrille auftritt – den Comedian Otto Waalkes mit ins Boot und erreichte Platz eins in den Singlecharts. Ski Aggu steht für Partymusik, die gerne auch mal einen gesellschaftskritischen Seitenhieb austeilt.

Sein Markenzeichen ist die Ski-Brille: Ski Aggu.
Foto: Thorsten Jordan

Bestes Album: Haftbefehls Album "Russisch Roulette" hat 2014 nicht nur in der Rapszene für Begeisterung gesorgt. Der Offenbacher Rapper hat damit erstmals auch im Feuilleton viele von sich überzeugt. Mit Straßenrap, der an Stellen aber auch sentimental, dann wieder aggressiv und mit Mafia-Rhetorik daherkommt, holte Haftbefehl vor fast zehn Jahren die deutsche Jugend ab. Das Besondere: Für jedes Lied hat er noch eine zweite Version mit Feature-Gästen wie Sido, Samy Deluxe, Materia, Eko Fresh oder KIZ veröffentlicht. Ein echtes Schmankerl.

Bester Song: Die (meistens) Untergrund-Band Zugezogen Maskulin besticht vor allem durch ihren politischen und sozialkritischen Rap. Die anhaltenden Probleme der Nach-Wende-Zeit Deutschlands und den immer größer werdenden Rechtsruck fasst niemand so gut in Worte wie die Bandmitglieder Testo und Grim 104. In ihrem Song "10 Jahre Abfuck" verknüpfen sie ihre eigene musikalische Laufbahn mit den immer weiter nach rechts rutschenden Tendenzen in Deutschland und führen die Hörerinnen und Hörer auf eine Negativ-Zeitreise der letzten zehn Jahre: Von der "Wohlfühlzeit" unter Merkel über Thilo Sarrazin bis hin zum NSU. Ein "Must-hear".

Beste Line: "Nicht mal mein Minderwertigkeitskomplex ist so gut wie der von allen anderen" – Maeckes.

Besondere Erwähnung: Die Hamburger Rapperin Haiyti ist ein Unikat. Musikalisch kaum greifbar, ist sie eine echte Tausendsassarin. Textlich kommt sie mit hartem Gangsta-Rap und sehr düsteren Inhalten daher. Musikalisch biegt sie in quasi alle Genres ab. Teils bezeichnet sie ihre eigene Musik als "Emo-Rap", setzt auf bewusst übersteuerten Autotune, Hyperpop- und Gabber-Elemente sowie Einflüsse aus französischem Rap. Lieder wie "Hyperspeed", "Toulouse" oder "Gabba" sind kaum bekannt, verdienen aufgrund ihrer Magie, die Haiyti teilweise binnen weniger Minuten zu Papier und dann auf Platte bringt, viel mehr Aufmerksamkeit.

Wolfgang Schütz: "Jeder Song als Faustschlag aus der Wirklichkeit"

Best Artist ever: Einerseits gibt es sehr gute Gründe, warum bis heute Abermillionen Tupac für unsterblich halten. Und andererseits sind es sehr gute Motive, Missy Elliott für eine Heilige zu halten. Und einerseits gibt es bei ihm manches auszusetzen, die blöden Pophits etwa oder die dann doch irgendwann nervigen Schwulen- und Frauen-Sprüche. Aber andererseits bleibt er doch unerreicht in Witz und Wut, in Reimvielfalt und Flow: MM, Marshall Mathers III., Slim Shady: Eminem (mit dem Höhepunkt wohl "The Marshall Mathers LP").

Best Artist heute: Da gibt es eigentlich nur zwei mögliche Namen. Und so sehr er auch geehrt und sogar auch von Barack Obama verehrt wird, so faszinierend bei ihm Poesie, Privates und Politisches zusammenkommen: Kendrick Lamar bleibt nur Platz zwei. Denn ihm fehlt, was doch zum Hip-Hop gehört und was sie neben allem anderen eben auch noch hat, neben dieser Stimme, den gesellschaftlichen Themen, dem scheinbar lässigen und doch so kunstvollen Flow: Little Simz, hinreißend!

US-Rapper Kendrick Lamar ist Pulitzer-Preisträger.
Foto: Amy Harris, Invision/AP/dpa

Bestes Album: Je nach Lebensphase müsste hier freilich Unterschiedliches als meistgehört, -geliebt, -gefeiert stehen – bis hin zum frühen Snoop Dogg, MC Solaar ("Prose Combat"!) oder gar Cypress Hill. Aber immer geblieben ist und immer wieder heimgesucht wurde diese Platte, auf der Hip-Hop in seiner gesellschaftspolitischen Urgewalt wirkt, aus dem Fleisch geschnittene Texte, so fern von Pop, wie es nur sein kann: Ice-T mit "Home Invasion". In Titel und Cover klingt zugleich die Rache des Rap an – wie nämlich die sonst so gerne ignorierten Lebensumstände der an den Rand Gedrängten (hier, klassisch fürs Genre noch: South Central, Los Angeles) durch die Wucht und die Coolness der Musik in die Jugendzimmer der höheren Klassen eindringen. Jeder Song als Faustschlag aus der Wirklichkeit – und einer, der jede bloße Gangsterpose in ihrer Lächerlichkeit offenbart.

Bester Song: Hier muss es eigentlich zwei Kategorien geben. Denn der klügste Song bleibt in all seiner deutschen Intellektualität vielleicht fern jeder Street-Credibility, aber doch: "Leg dein Ohr auf die Schiene der Geschichte" – großartig getextet vom fistelnden Max Herre und seinem Freundeskreis. Aber dazu gibt es ja noch den meistgefeierten Song. Und der ist nun mal, rein biografisch, einst in der Disse ziemlich sicher gewesen: "Jump Around" von House of Pain. Und ist heute, auch ohne Clubbesuche, bis in die Haarspitzen aufputschend: "Ooh LA LA " von Run The Jewels.

Damals wie heute ein Klassiker in der Disco und im Club: "Jump Around" von House of Pain.

Beste Line: Um allein mal ins Meer des Muttersprachlichen zu greifen: Erstens, "Leider geil" (ja, doch, leider allzu geil, Deichkind); zweitens, "Ich bin 'ne Kartoffel, und ich bin cool damit" (Jan Delay, titelgebend in "Kartoffel" auf dem überhaupt ziemlich prächtigen Album "Mercedes Dance"); drittens, "Sei individuell, aber schnell, nicht bloß sexuell, potentiell intellektuell, reell originell, keine Prahlerei, Heuchelei, Wichtigtuerei, sei immer gut dabei, mit andern Worten "Fühl dich frei" – (Ist das peinlich hier, die Fantastischen Vier? Iwo, wenn doch sogar der große Enzensberger die Herren – trotz Michi Beck – mit "MfG" in seine Anthologie moderner Lyrik aufgenommen hat! Das jedenfalls ist früh von den Herren, zeitgleich zu "Die da?!", unglaublich eigentlich, aber eben auch feiner Smudo: "Individuell aber schnell").

Besondere Erwähnung: Erstens: Eigentlich dürfte der Name bei dieser Stimme in Rap und Gesang, bei dieser Erscheinung von einer Frau, dort oben in den Besten nicht fehlen – aber, ach, es gibt halt leider allzu wenig von ihr: Lauryn Hill. Ein halbes Meisterwerk mit der eigenen "Miseducation", ein viertel mit The Fugees, schon toll, aber auch so schade, weil es doch bitte hätte weitergehen müssen. Zweitens: Dringlichst zu erwähnen sind bei all den Herren, die da groß Karriere gemacht haben im deutschen Rap, von Sido und Bushido bis zu Haftbefehl und Capital Bra, die beiden, die all jene eigentlich (und vor allem auch live!) mal eben in die Taschen stecken. Kool Savas muss hier hin, aber auch Dendemann, schon längst vor Fettes Brot stilbildend mit "Eins Zwo". Drittens: Schließlich noch ein Gruß raus an die, die den Rock das Rappen lehrten: Zack de la Rocha mit den zurecht unvergessenen Rage Against The Machine, und Heitham Al-Sayed mit den allzu oft übersehenen Senser ("Stacked Up").

Fabian Kluge