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Interview
06.08.2021

Bestseller-Förster Wohlleben: "Wildnis kann uns retten"

Peter Wohlleben (*1964) ist seit "Das geheime Leben der Bäume“ (2015) Bestseller-Autor. Sein neues Buch heißt "Der lange Atem der Bäume".
Foto: Miriam Wohlleben

Exklusiv Förster und Autor Peter Wohlleben erklärt die Bedeutung des Waldes in der Klimakrise. Warum er Nichtstun im Wald fördern würde und welches Klopapier besser ist.

Herr Wohlleben, was ging Ihnen durch den Kopf, als Markus Söder kürzlich ein Foto von sich beim Umarmen eines Baumes verbreitete?

Peter Wohlleben: Wenn Herr Söder Bäume wirklich so liebt, dann wäre es doch prima, wenn Bayern zwei neue Nationalparks bekommt. Auch Bayern hat zu wenig Wildnisgebiete. Natürlich gibt es schon die Regionen Bayerischer Wald und Berchtesgaden. Es bräuchte aber weitere Nationalparks in Steigerwald und Spessart – das sind die großen Laubwaldgebiete, die noch halbwegs in Ordnung sind, und mit deren Schutz hat Bayern auch eine internationale Verantwortung.

Warum ist Wildnis so wichtig?

Wohlleben: Zum einen wissen wir aus Satellitendaten der letzten 15 Jahre, dass alte Wälder die umgebende Landschaft kühlen können – im Vergleich zur freien Landschaft um bis zu zehn Grad in der täglichen Höchsttemperatur. Und in solchen Wäldern regnet es auch viel mehr. Das kann also vor Ort gegen die Probleme der Hitze und der Trockenheit helfen. Zum zweiten stehen wir auch international in der Pflicht. Da sollen je nach Klimaplan 30 bis 50 Prozent der Flächen unter Schutz gestellt werden – und wir haben in Deutschland bislang ganze 0,6 Prozent Wildnis. Das ist beschämend. Und Wildnis heißt, dass Natur alleine gelassen wird und selber machen darf. Aber selbst in unseren Schutzgebieten wird eben noch teilweise kräftig manipuliert – letztlich nie mit dem Nutzen, den Wald tatsächlich für uns haben kann.

Der Wald kann uns retten?

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Wohlleben: Ja, die Wildnis kann uns retten. Das wusste übrigens schon Alexander von Humboldt 1831. Aktuell aber, wenn auf Wald geschaut wird, dann gucken wir auf CO2 und aufs Holz. Was aber viel wichtiger wird, ist Wasser. Und das ist die Kernfunktion von Wäldern: Regenwolken zu produzieren, für mehr und gleichmäßigere Niederschläge zu sorgen, auch Hochwässer massiv abzubremsen. Das haben wir gerade hier bei uns erlebt, wir waren in der Eifel ja im Epizentrum der Niederschläge, die teils für Flutkatastrophen gesorgt haben. In den alten Buchwäldern hier sind diese bis zu 200 Liter pro Quadratmeter versickert, da ist unten im Tal kaum etwas angekommen. Wälder wirken total ausgleichend, sie haben dieselben Interessen wie wir. Weil Bäume nicht weglaufen können, sie sind darauf eingerichtet: Wenn das Klima vor Ort nicht passt, dann machen sie es eben selber. Davon können wir profitieren, auch in Städten, wo sich die Temperaturen zwischen Straßenzügen mit und ohne Bäume um bis zu 20 Grad unterscheiden.

Douglasie als Ersatz für Fichte? Peter Wohlleben nennt das "Wahnsinn"

Warum sind alte Wälder so viel besser?

Wohlleben: Wir haben bis heute nicht genau verstanden, wie Wälder funktionieren, weil der Großteil der Arten eines Waldes noch nicht einmal entdeckt ist. Meist sehr kleine Arten, aber die gehören zum ganzen Räderwerk, das wir eben nicht kennen. Was wir aber messen können, das sind die Temperaturen. Und je älter ein Wald ist, desto kühler ist er, weil er einfach mehr Biomasse hat. Urwälder, wie sie es in Rumänien noch gibt, haben mindestens das Vierfache an Biomasse wie der Durchschnittswald in Deutschland. Diese Wälder sind kühl und sie sind feucht. Ein junger Wald aber, frisch aufgeforstet, der brät in der Sonne, der braucht mindestens Jahrzehnte, bis er in solche Verhältnisse hineinwächst, endgültig eher Jahrhunderte – diese Zeit haben wir nicht mehr.

Der kürzlich veröffentlichte Waldbericht dokumentierte erhebliche Schäden in deutschen Wäldern.

Wohlleben: Die sind hauptsächlich in den vielen Fichtenplantagen zu finden, in denen mit landwirtschaftlichen Methoden Bäume angebaut werden und mit Großmaschinen geerntet, deren Einsatz die Böden extrem verdichtet und die Wasserspeicherfähigkeit um bis zu 95 Prozent senkt. Für Wälder sind die Winterniederschläge entscheidend, gespeichert im Boden – und das funktioniert dann nicht mehr. Darum sterben auch selbst alte Wälder ab, wenn sie bearbeitet und so ausgedünnt werden und sich darum aufheizen. Dann bekommen alte Bäume Sonnenbrand und verbrennen und vertrocknen. Dann heißt es immer: Der Klimawandel killt auch alte Bäume. Aber bloß weil wir die Ökosysteme ramponieren und im Klimawandel den schwächeren Bäumen in diesem eigentlich ausgleichenden Verbund noch ein Bein stellen. Dann aber dürfen wir uns nicht wundern, wenn die Systeme endgültig zusammenbrechen. Und das sehen wir in der Folge leider derzeit auch in vielen alten Laubwäldern.

Der Luchs
23 Bilder
50 Jahre Nationalpark Bayerischer Wald
Foto: Nationalpark Bayerischer Wald

Die Regierung hat 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, um widerstandsfähigere Baumarten aufzuforsten. Zum Beispiel: die Douglasie.

Wohlleben: Ja, unglaublich! Da muss man sagen: Freunde, macht doch mal die Augen auf und fahrt durch die Gegend – und zwar dorthin, wo Douglasie schon steht. Es ist eine Baumart der Westküste der USA und Kanadas, also der nördlichen Regenwälder. Und die soll die Trockenheit aushalten? Wir haben hier um das Forsthaus, in dem ich mit meiner Frau wohne, auch Douglasien, die der Vorgänger gepflanzt hat, schöne Bäume – aber bereits in den ersten trockenen Sommern ab 2018 sind die ersten abgestorben. Ein bisschen nördlicher, wo es noch ein bisschen trockener ist als bei uns, sterben sie bereits hektarweise ab. Douglasie als Ersatz für Fichte? Da kann man nur sagen: Das funktioniert nicht, setzen, sechs! Wir wissen, dass die heimischen Baumarten die Trockenheit ausgleichen können. Nur: Forstwirtschaft und leider auch Politik denken immer noch in Bäumen anstatt in Wald. Aber wir können da nicht einfach irgendwelche anderen Baumarten hinsetzen und denken, das wäre ein anderer Wald – es sind wieder nur Baumplantagen. Und die scheitern ja gerade auf großer Fläche. Es ist eine klassische Definition von Wahnsinn: Man versucht immer wieder dasselbe und erwartet jedes Mal ein anderes Ergebnis.

"Waldbesitzende, die nichts tun, tun Entscheidendes für die Allgemeinheit"

Was würde Sie mit dem Geld machen?

Wohlleben: Sinnvoller wäre zum Beispiel, Schadholz nicht zu räumen, also abgestorbene Fichten etwa, von denen ja keine Gefahr mehr ausgeht, weil die Borkenkäfer längst raus sind. Deren Biomasse ist ja der Ausgang der ganzen Nahrungskette. Wenn man sie abräumt, wie es ja großflächig geschieht, dann verhungert das ganze Ökosystem. Böden können sich in der Sonne bis auf 60 Grad aufheizten. Wenn man es stattdessen lässt: Tote Bäume werfen Schatten, speichern Wasser, der Folgewald kommt sehr viel schneller … Das würde ich fördern. Waldbesitzende, die die Füße stillhalten und die Unordnung aushalten, bekämen eine Prämie von 100 Euro auf den Hektar pro Jahr. Denn sie tun dadurch, dass sie nichts tun, Entscheidendes für die Allgemeinheit.

Den Forstbehörden dagegen…

Wohlleben: Den Forstbehörden würde ich den Wald definitiv sofort wegnehmen. Ich bin Behördenfan und finde Deutschland da gut aufgestellt. Aber die Behörde, die die Nachhaltigkeit kontrolliert und die Bodenschäden, die verhindern soll, dass Raubbau betrieben wird – die ist zugleich der größte Holzanbieter? Der größte Bewirtschafter kontrolliert sich selbst? Das geht nicht. Wir brauchen eine hoheitliche Forstkontrollbehörde, aber bitte unabhängig vom Holzmarkt!

Bauholz ist seit Wochen Mangelware. Die Folge sind steigende Preise.
Foto: Ralf Lienert

Auf eine Ressourcenknappheit beim Holz steuern wir aber ohnehin zu?

Wohlleben: Im Moment haben wir ja keine Holzknappheit, sondern eine Sägeholzknappheit. In den Plantagen stehen ja noch überall massig tote Fichten, die da gelassen werden, weil sie gerade nicht gut vermarktbar sind. Und wir werden aber mit jedem neuen trockenen Jahr Holzschwemmen erleben – mit den dann absterbenden Plantagen. Wenn das dadurch dann dem Ende zugeht – ich rechne etwa in zehn Jahren damit –, dann steuern wir in eine jahrzehntelange, riesige Holzknappheit. Das ist exakt das, was konventionelle Forstwirtschaft verursacht. Darum müssen wir den Wald und den Menschen in den Fokus stellen und nicht das Holz. Erst mal müssen wir den Wald erhalten, und dann können wir schauen: Was können wir ihm entnehmen, ohne dass seine Selbsterhaltungsfunktion zu stark beeinträchtigt wird. Aber auch das wird weniger Holz sein als jetzt.

Windräder in Wälder sind für Wohlleben "eine Katastrophe"

Also Ressourcen sparen, auch schon beim Klogang?

Wohlleben: Wie wir uns den Hintern abwischen, das wird eines unserer geringsten Probleme sein, wenn man etwa die Flutkatastrophen jetzt sieht. Aber Frischpapier für Klopapier zu nehmen, das finde ich sowieso mehr als grenzwertig. Recyclingpapierfasern kann man bis zu 20-mal verwenden, und wenn die kurz vor Feierband sind, sie noch als Klopapier verwenden, das ist schon okay. Aber ja, wir müssen weiter und mehr Ressourcen schonen, nach Alternativen sollte man immer suchen. Es gibt da zum Beispiel schon die direkte Wasserspülung. Aber ob das in der Energiebilanz dann besser ist, weiß ich auch nicht.

Apropos Energie: In Niedersachsen können nun auch in Wäldern Windräder aufgestellt werden.

Katastrophe! Denn allein zum Aufstellen braucht man ja riesige Trassen. Das sind massive Eingriffe in den Wald, durch die die Kaltluft auch abfließt, die dieser mühsam erzeugt. Wir haben doch genug Autobahnen, Industriegebiete und intensive Agrarflächen, wo die Kollateralschäden deutlich geringer sind. Und überhaupt: Alle wollen jetzt mehr Energie, das Energiesparen ist völlig aus dem Fokus geraten und die Energieeffizienz. Mit Wärmepumpen etwa können Sie ein Haus nicht nur heizen, sondern auch kühlen – und das wird künftig sicher viel öfter notwendig.

Ein Windrad im Wald ist für Bestseller-Förster Wohlleben "eine Katastrophe".
Foto: Oliver Berg, dpa

Im Buch heißt es, unsere Zukunft solle „grün“ werden – würden Sie sich das auch politisch wünschen?

Wohlleben: Ich wünsche mir zumindest ein grünes Klimaschutzministerium – in Pakistan gibt es das übrigens seit vielen Jahren. Und obwohl ich auch bei den Grünen einiges zu kritisieren habe, stehen sie mir mit vielem natürlich näher als andere – wohl wissend, dass auch die CSU in Bayern schöne Ansätze hat. Bloß ist da einiges zu sehr stecken geblieben. Am wichtigsten ist jedoch, dass es jetzt einen Wettbewerb gibt um den Klimaschutz. Wie mein Sohn meinte: Hätten wir vor fünf Jahren für möglich gehalten, dass wir in diesem Zeitraum hintereinander die drei heißesten und trockensten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung erleben würden, dann eine Pandemie und nun solche Flutkatastrophen? Das zeigt, was Aufgabe Nummer eins ist. Wenn wir in den nächsten zehn Jahren durch die absterbenden Plantagen große Teile unserer Waldflächen verlieren, dann haben wir ein ökologisches wie auch ein ökonomisches Problem. Das gilt es, zumindest abzuschwächen.

Das neue Buch von Peter Wohlleben heißt "Der lange Atem der Bäume" und ist im Ludwig Verlag (256 Seiten, 22 Euro) erschienen.

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