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Augsburger Internat
17.01.2014

Lerchenberg im Interview: Sexuelle Übergriffe und Prügel-Orgien

Michael Michael Lerchenberg beim Starkbieranstich auf dem Münchner Nockherberg. Dort deutete er als „Bruder Barnabas“ in der Fastenpredigt 2010 aus eigener Erfahrung ehemalige Missstände in Benediktiner-Internaten an, die er nun präzisiert.
Foto: Frank Leonhardt (dpa/lby)

Der Schauspieler Michael Lerchenberg spricht zu ersten Mal öffentlich darüber, dass er als Schüler in einem katholischen Augsburger Internat sexuellen Übergriffen ausgesetzt war.

Nach dem Komponisten Wilfried Hiller, der vor einem Dreivierteljahr in unserer Zeitung erstmals öffentlich von mehrfachem sexuellen Missbrauch im ehemaligen Internat des Gymnasiums St. Stephan berichtet hat, äußert sich nun der Schauspieler, Regisseur, Intendant und ehemalige Nockherberg-Derblecker Michael Lerchenberg über seine Erlebnisse im selben Internat einige Jahre später. Er bestätigt Hillers Vorwürfe sexueller Übergriffe und schwerer körperlicher Züchtigung eindringlich. Lerchenberg, geboren 1953 in Dachau, leitet seit 2004 die Luisenberg-Festspiele in Wunsiedel. Der ehemalige Student der Falckenberg-Schule in München inszenierte u. a. in München, Hof und Kaiserslautern. Derzeit bereitet er eine Uraufführung für das Landestheater Niederbayern vor: „Von der Unachtsamkeit der Liebe“. Thema: der bayerische Scharfrichter Johann Reichhart, der bis 1945 mehrere tausend Menschen hinrichtete, darunter die Geschwister Scholl, und nach Kriegsende zunächst für die Amerikaner weiter „arbeitete“. Von 2008 bis 2010 hielt Lerchenberg als „Bruder Barnabas“ ausgezeichnete kritische Fastenpredigten zum alljährlichen Starkbier-Anstich auf dem Münchner Nockherberg.

Sie melden sich jetzt zu Wort, ein Dreivierteljahr nach Wilfried Hillers öffentlicher Anklage. Warum?

Lerchenberg: Ich habe den ganzen Vorgang erst jetzt durch Zufall im Netz gefunden und die Reaktion von St. Stephan gegenüber Wilfried Hiller, den ich als Theatermann natürlich kenne, als desavouierend empfunden – worauf ich ihn anrief und erklärte, wie toll ich es empfunden habe, mit welchem Mut er an die Öffentlichkeit gegangen ist. Ich selbst habe 2010 in meiner Nockherberg-Rede als Bruder Barnabas und in Interviews Hinweise auf einstige Zustände in Benediktiner-Klöstern gegeben – und mich damals gewundert, dass kein Journalist nachfragte. Nachdem nun also Hiller seinen Schritt getan hatte, sagte ich ihm, dass ich gerne bereit sei, auch als Zeuge in den Ring zu steigen. Und das mache ich nun – wissend, dass es leider so ist, dass die Äußerungen bekannter Menschen mehr Gewicht haben.

Wann sind Sie ins Augsburger Internat St. Stephan eingetreten und wann haben Sie es verlassen?

Lerchenberg: In bin zum Schuljahr 1964/65 eingetreten. Es war eine blödsinnige Familientradition, die Kinder in ein Benediktiner-Internat zu schicken. Zwei Cousins von mir beispielsweise waren in Ettal. Ausgetreten bin ich mitten im Schuljahr 1967/68, kurz vor Weihnachten 1967.

Welche Erfahrungen haben Sie im Augsburger Internat St. Stephan gemacht?

Lerchenberg: Eigentlich St. Joseph, so hieß das Internat. Überhaupt ist das zu trennen. Die Mehrzahl der Stephaner, die Stadtschüler, hatten ja nie eine Ahnung, was dort mit uns „Einkasernierten“ passierte. Die ganze Internatserziehung zu dieser Zeit war furchtbar. Es war die grauenhafteste Zeit in meinem Leben. Man ist ja so jung, wenn man ins Internat kommt. Man ist in einem Alter, wo man einer Mutter, einer Wärme, einer Fürsorge bedarf. Wenn man dann aber in ein Terror-Regime gerät – und anders kann man das nicht ausdrücken unter dem damaligen Seminardirektor –, dann ist das furchtbar. Hinzu kam die Einsamkeit. Wir durften nur alle zwei Wochen nach Hause. Und: Ein junger Mensch sucht ja Vorbilder, und diese Vorbilder hätten diese Mönche und Präfekten sein können. Aber sie waren heillos überfordert, selber eher problematische Persönlichkeiten, in keinster Weise pädagogisch ausgebildet und kompetent. Es war nur enttäuschend.

Was erlebten Sie konkret?

Lerchenberg: Zum einen diese Prügel-Orgien, die es gab, im Wesentlichen durch den Seminardirektor, der dafür berühmt war. Dann die psychischen Erniedrigungen, indem Schüler vor versammelter Mannschaft als „dumm, faul und unintelligent“ bezeichnet wurden. Ich habe damals aufgrund dieses Psycho-Terrors eine veritable Lernpsychose bekommen. Und schließlich gab es diese homophilen Annäherungen gegenüber Hilflosen. Bei mir war es ein Mönch, der gar nicht mein Lehrer war, aber mir dennoch anbot, Nachhilfe in Latein zu geben. Zunächst fand ich das toll, aber dann saß er bei der Nachhilfe im Sprechzimmer des Klosters plötzlich neben mir, legte seinen Arm um mich und suchte körperlichen Kontakt. Dieser Mönch ist später Präfekt der Klassen 6 bis 8 geworden. Und dort ist es mehrfach und nicht nur mir passiert, dass er uns in dem Moment, da wir die Schlafanzughosen anzogen, begonnen hat zu kitzeln – vom Knie an aufwärts über die Oberschenkel bis zum Geschlechtsteil. Da lacht man beim ersten Mal verkrampft, beim zweiten Mal empfindet man es als unangenehm und ekelhaft – und versucht vor dem dritten Mal alles, dem auszuweichen und es zu vermeiden. Ich musste einen Sensus für derlei Situationen entwickeln und bin diesem Mönch und seinen Meerschweinchen im Klostergarten fortan aus dem Weg gegangen. So Schlimmes aber, wie es Wilfried Hiller erlebt hat, blieb mir Gott sei Dank erspart.

Haben Sie Ihren Eltern davon erzählt?

Lerchenberg: Es war schlimm, dass wir das Gefühl hatten, die Eltern glauben uns nicht. Diese haben damals ja auch den Mächtigen mehr geglaubt als den Kindern. Das war ja eine viel autoritätshörigere Zeit damals. Der Lehrer, noch dazu ein Priestermönch hatte immer recht. Es war ein System der Verlogenheit, Heuchelei und Sülzerei. Ich hatte auch nicht den Mut, mich meinem Vater anzuvertrauen – auch weil der Seminardirektor von St. Stephan einst schon ein Lehrer meines Vaters vor dem Krieg gewesen war und es hervorragend verstand, ihn einzuwickeln.

Und doch haben Sie dann das Internat plötzlich verlassen?

Lerchenberg: Dass ich unter dem Schuljahr schnell herauskam, lag daran, dass mein Vater selbst etwas erlebt hatte, was ihm plötzlich die Augen geöffnet hatte. Er wollte mich an einem Wochenende besuchen, fragte nach mir und merkte, dass er vom Seminarleiter und dem Präfekten belogen wurde. Ein Modell brach damals zusammen. Er beriet sich mit einem Münchner Theologen und Schulfreund, auch Alt-Stephaner, der dann sagte: „Sofort raus!“

Haben Sie denn seit den Vorfällen Kontakt zu St. Stephan gesucht?

Lerchenberg: Ich schrieb 2010 Abt Theodor Hausmann detailliert. Kurz zuvor war damals in München bekannt geworden, dass 1965/66 ein Mönch von Schäftlarn als Päderast straffällig wurde, dann nach St. Stephan in Augsburg versetzt wurde, um dort als Hilfspräfekt auch in der Unterstufe und den dortigen Schlafsälen eingesetzt zu werden. Rückblickend ein ungeheuerlicher Vorgang! Ich habe Abt Theodor Hausmann damals aufgefordert, die damaligen Vorfälle klarzustellen und öffentlich Zeugnis abzulegen. Ettal, Schäftlarn, Metten haben sich ja auch mit ihrer Vergangenheit öffentlich und gut auseinandergesetzt. Ein aufrichtiges „mea culpa“, und dann wäre für mich das Ding erledigt gewesen. Aber es kam von ihm ein lavierender, eiernder, unterschwellig drohender, sich windender Brief zurück, der nivellierte und negierte – sehr unangenehm. Er bot mir zwar ein Gespräch an, aber mir war klar: Ein Gespräch wird nichts bringen. Gleichzeitig wusste ich immer: Es wird eine Zeit kommen, da rede ich. Und jetzt ist der Zeitpunkt da. Wilfried Hiller hat die Tür dazu aufgestoßen.

Die Namen der beiden beschuldigten, mittlerweile gestorbenen Patres sind der Redaktion bekannt. Ein Name davon deckt sich mit einem der zwei von Wilfried Hiller 2013 beschuldigten Patres.

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