Die Ernährung eines Menschen hat auf den Alterungsprozess von Körper und Geist beträchtlichen Einfluss. Welche Lebensmittel ein gesundes Älterwerden eher begünstigen, beschreibt ein internationales Forschungsteam nach einer großen Langzeitstudie.
80 Prozent der älteren Erwachsenen hätten mindestens eine chronische Erkrankung, schreibt die Gruppe aus Kanada, Dänemark und den USA im Fachblatt Nature Medicine. Angesichts des weltweit zunehmenden Anteils von Senioren an der Bevölkerung sollte das Hinwirken auf ein gesundes Älterwerden eine globale Priorität sein. Von allen Verhaltensfaktoren – mit Ausnahme des Rauchens – habe die Ernährung den größten Einfluss.
Welches Essen ist am gesündesten? Forschende vergleichen acht Ernährungsformen
Das Team um Anne-Julie Tessier von der Universität Montreal wertete nun Daten zweier US-Sammelstudien aus, die 1976 und 1986 starteten. Die 105.000 Teilnehmenden füllten Fragebögen zu ihrer Ernährung aus. Gut zwei Drittel waren Frauen, das Durchschnittsalter betrug anfangs 53 Jahre. Über den Zeitraum von bis zu 30 Jahren prüften die Forschenden den Einfluss der Ernährung nicht mit Blick auf Erkrankungen oder Lebenserwartung, sondern auf die Lebensqualität im Alter.
Gesundes Altern definierten sie als das Erreichen des Alters von 70 Jahren, ohne größere körperliche und geistige Beeinträchtigungen und ohne eine große chronische Erkrankung wie etwa diverse Herz-Kreislauf-Beschwerden, Krebs, Diabetes Typ 2, Parkinson oder chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD).
Nur 9,3 Prozent der Teilnehmenden erfüllten mit 70 Jahren diese Kriterien – knapp 11 Prozent der Frauen und gut 6 Prozent der Männer. Der Abgleich ihrer Ernährungsmuster ergab interessante Zusammenhänge. Gut für die Gesundheit waren demnach Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, ungesättigte Fettsäuren und fettarme Milchprodukte. Ungünstig wirkten sich Transfette, Salz, zuckerhaltige Getränke und rotes Fleisch, also etwa von Rind, Schwein, Lamm und Ziege, sowie industriell stark verarbeitete Produkte aus.

In der Studie wurden die Ernährungsgewohnheiten der Teilnehmenden mit acht Ernährungsformen abgeglichen, etwa einer Diät zum Schutz vor Bluthochdruck, zwei Varianten von mediterraner Kost, einer pflanzenbasierten Ernährung und einer Diät zum Wohl des Planeten. „Zwar ähneln sich alle Ernährungsmuster dahingehend, dass sie den Verzehr von Obst, Gemüse und Vollkorn steigern und den Konsum von rotem und verarbeitetem Fleisch verringern“, erläutert die Gruppe. „Aber jedes Muster hebt spezielle Komponenten hervor.“
Der „Alternative Healthy Eating Index“ soll chronische Krankheiten vorbeugen
Generell alterten Menschen gesünder, deren Ernährung zu diesen Varianten passte. Am besten jedoch schnitt der Daten der in Harvard entwickelte „Alternative Healthy Eating Index“ (AHEI) ab. Er wurde speziell dafür entwickelt, gegen chronische Krankheiten vorzubeugen und setzt auf eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse, Vollkorn und Nüssen sowie gesunden Fettsäuren und gelegentlich Fisch.
Jene Menschen, deren Ernährung dieser Kost besonders entsprach, hatten im Vergleich zu jenen, bei denen das kaum der Fall war, eine um 86 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, mit 70 Jahren noch gesund zu sein. Die Aussicht darauf, auch mit 75 Jahren noch gesund zu sein, war bei ihnen mehr als verdoppelt. Ein enges Halten an den „Alternative Mediterranean Index“ (aMED), eine Variante der mediterranen Kost, erhöhte die Wahrscheinlichkeit um 62 Prozent.
Andere Studien aus Frankreich, Australien, China und Israel stützten diese Resultate, schreibt die Gruppe. Allerdings verweist sie auf zwei Schwächen ihrer Untersuchung: So habe der zeitliche Abstand zwischen der letzten Ernährungsabfrage der Teilnehmenden und der Erhebung der gesundheitlichen Situation sechs Jahre betragen. Zudem handelte es sich bei den Teilnehmenden um Angehörige von Berufen im Gesundheitswesen. Möglicherweise seien die Resultate nicht uneingeschränkt auf die sonstige Bevölkerung übertragbar. (Walter Willems, dpa)
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