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Top Ten der Charts: Bape Stas, Baddies, BJ, Shababs - was rappen Zsá Zsá, Pashanim und RAF Camora da?

Top Ten der Charts

Baddies, BJ, Gewalt: Was singen die da in den Charts?

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    Gewaltverherrlichend? Zsá Zsá hat mit ihrem Song „bad bunnies“ für Furore gesorgt.
    Gewaltverherrlichend? Zsá Zsá hat mit ihrem Song „bad bunnies“ für Furore gesorgt. Foto: Universal Music

    Neulich die Top Ten der deutschen Charts angehört … und erst mal nichts verstanden. Bape Stas, BJ, Baddies, Shababs, Toto, MD, G6, was singen die da? Deutsche Texte, aber vieles klingt kryptisch. Zeit also, mal zu entschlüsseln, worüber die Künstlerinnen und Künstler da rappen. Ganz allgemein: Party machen (im Club, im V.I.P., in der Suite, auf dem Boot), Drogen nehmen (Alk, Gras, Koks, Xanax, MDMA), Reich sein (Lamborghini fahren, Gucci-Tasche tragen) und von Sex fantasieren ist der Hit.

    Aber von vorn. Platz Eins, schon der Titel, verwirrend. „Shabab(e)s im VIP“. Shaba … was? Sind das die neuen Babos? Über die hatte Haftbefehl doch mal gerappt … Chabos wissen, wer der Babo ist … zwölf Jahre her, out. Besser mal googeln. Shabab, arabisches Wort für Jungs. Daraus haben die Rapper Pashanim und Ceren dann, Achtung Wortspiel, die weibliche Form Shabab(e)s kreiert, in Anspielung auf das englische babes. Junge Frauen und Jungs in einem Wort, ausgefuchst. Die sitzen dann auch gemeinsam im Club, kiffen, das war’s auch schon. Keine poetische Glanzleistung, aber verbale Vielfalt, zumindest beim Cannabis, auch als Gras, Joint, Holli oder Batzen besungen.

    Frauen werden in Rap-Texten gerne mal zu Sexobjekten degradiert

    Die Wahl der Droge wirkt noch harmlos, da geht es bei anderen schon härter zu. Rapper RAF Camora mischt im Song „connected“ seinem lyrischen Ich direkt mal Drogas in den Matcha Latte, lässt es Kokain schnupfen statt Kaffee schlürfen und propagiert, dass man sich mit einer Pille Ecstasy erst so richtig verbunden fühlt mit seiner Geliebten. Auch Rapper Jazeek murmelt im Lied „Akon“, dass seine Bettgenossin lieber Patrón und 'ne Molly möchte statt 'nen Jacky-Cola. Ein Glück, dass Nutzer timoo auf einer Songtext-Seite im Netz Übersetzungshilfe leistet: „Sie trinkt einen Tequila-Shot der Marke Patrón und mischt diesen mit einer Molly, also pulverisiertem MDMA bzw. Ecstasy. Im Gegensatz zum hochprozentigen Alkohol mit anderen Drogen wäre das Mischgetränk aus Jack Daniel’s Whiskey und Cola deutlich harmloser.“ Gedichtanalyse 2.0.

    Wenig Interpretationsspielraum lässt auch die Abkürzung BJ. Das lyrische Ich will von seiner Bettgenossin mit einem BJ, einem Blowjob, einer Fellatio geweckt werden, weiß timoo. Dass die Dame ihren Butt dazu shaken soll, geschenkt. Frauen werden in Rap-Texten gerne mal zu Sexobjekten degradiert und als Bitches betitelt. Bei einigen Deutschrappern gehören frauenfeindliche Bezeichnungen, autoritäres Machogehabe und sexualisierte Gewaltfantasien zum guten Ton. Doch viele Frauen im Rap-Business wehren sich dagegen, inszenieren sich als hyperfeminin, bezeichnen sich selbst als Bitches und Hoes und eignen sich abwertende Begriffe an, um die Bedeutungshoheit über sie zu erlangen. Ein schmaler Grat, so laufen die Bitches auch Gefahr, sexistische Denkmuster zu reproduzieren.

    Gewaltverherrlichend? Fans kritisieren Zsá Zsá wegen schlechter Lyrics in „bad bunnies“

    Künstlerin Zsá Zsá kann ein Lied davon singen, sie hat mit „bad bunnies“ für Furore gesorgt. Fans hatten den Song sehnlichst erwartet, ihn schon als Hit für den Hot-Girl-Summer auserkoren. Tatsächlich ging der Track auf TikTok viral, auch weil Zsá Zsá sich gut zu vermarkten weiß. Doch dann hagelte es Kritik: Schlechte Lyrics und dieser eine Satz, pure Gewaltverherrlichung, wetterten Fans. „Er ist am smoken, seine Augen dunkelrot, ich find’s 'n kleines bisschen heiß, wenn er mir droht“, heißt es im Refrain. Nicht der beste Satz, um auf die Gewaltfantasien mancher Rap-Kollegen zu kontern, aber immerhin ein Satz.

    Rapper Bushido landete Mitte der 2000er mit „Sonnenbank Flavour“ einen Hit. Inzwischen ist es ruhig um ihn geworden, einmal will er noch auf Tour gehen, dann soll Schluss sein. (Archivbild)
    Rapper Bushido landete Mitte der 2000er mit „Sonnenbank Flavour“ einen Hit. Inzwischen ist es ruhig um ihn geworden, einmal will er noch auf Tour gehen, dann soll Schluss sein. (Archivbild) Foto: Hannes P Albert/dpa

    Der Rest des Songs ist TikTok für die Ohren, eine willkürliche Aneinanderreihung von Begriffen. Crop-Top, Mango-Vapes, Rauschgift, Gucci-Bag, Nightlife, notgeil, Prada Cups (Turnschuhe), Bape Stas (Turnschuhe mit Stern), Nike Shox (Turnschuhe mit Noppensohle). Mehr Stimmung als Erzählung, irgendwas zwischen nächtlichem Abenteuergefühl, verlorener Teenagerseele und Girlpower. „Me too, they’re beautiful“, singt Zsá Zsá. Ist das etwa doppeldeutig, gar ein feministisches Statement? Songtext-Kommentator timoo schreibt dazu ... nichts. Vielleicht ist der Song auch eine Hommage an Rapper Bushido, der hatte Mitte der 2000er mit „Sonnenbank Flavour“ auch schon einen Aufzählungs-Track veröffentlicht. Heute ist der Rapper der peinliche Papa, seine Kinder schämen sich für die frauenfeindlichen Texte von früher. Zsá Zsá Inci Bürkle war damals noch ein Kind, spielte im Film „Die Wilden Hühner” die unbeholfene Trude, heute rappt die 29-Jährige mit Unschuldsstimme von Big-Dick-Energy.

    Sie spielten im Kinderfilm „Die Wilden Hühner“ mit (von links): Sonja Gerhardt, Zsa Zsa Inci Bürkle, Michelle von Treuberg, Jette Hering und Lucie Hollmann.
    Sie spielten im Kinderfilm „Die Wilden Hühner“ mit (von links): Sonja Gerhardt, Zsa Zsa Inci Bürkle, Michelle von Treuberg, Jette Hering und Lucie Hollmann. Foto: Jörg Carstensen, dpa

    Vielleicht der Versuch, sich von der Kinderrolle zu emanzipieren. Schwieriger Wandel, mussten Promis wie Christina Aguilera und Miley Cyrus auch durchleben. Kinderstar-Kollegin Nina Chuba und einstiges Pfefferkorn wirkt da schon etwas sicherer, auch oder gerade weil sie im aktuellen Lied genau vom Gegenteil singt: „Ich stolper’ durch die große, weite Welt, ich bin so unsicher, ich bin noch nicht so gut darin, ich leb’ gerade zum ersten Mal.“ Auf Platz Eins hat sie es mit „Unischer“ nicht geschafft, BJ, Baddies und Batzen laufen wohl besser, Chuba schwärmt trotzdem lieber von Mangos mit Chili und Wildberry Lillet.

    Oimara tanzt mit seinem Ballermann-Hit „Wackelkontakt“ aus der Reihe

    Was die Top Ten textlich sonst noch zu bieten haben? Sänger Zartmann hat mal „kurz über Liebe nachgedacht, doch Fomo, wenn die Nacht einbricht.“ Ganz schön oldschool, Fomo sagen doch die Boomer. Aber die Angst, etwas zu verpassen und die Scheu, sich zu binden, ist wohl zeitlos. #bindungsangst.

    Rockt demnächst auch den Bierkönig am Ballermann: der oberbayerische Sänger Oimara.
    Rockt demnächst auch den Bierkönig am Ballermann: der oberbayerische Sänger Oimara. Foto: Leonie Asendorpf/dpa

    Die ESC-Verlierer Abor & Tynna ballern sich zwar keine Drogen rein, dafür Löcher in die Nacht. Und dann ist da noch der Tegernsee-Bua Beni Hafner alias Oimara. Der tanzt mit seinem Ballermann-Hit „Wackelkontakt“ aus der Reihe, trällert selbstironisch, dass sogar Pietro Lombardi gegen ihn ein Intelligenzbolzen sei und sinniert darüber, welches Möbelstück er wohl sei. Die Antwort: Eine Lampe aus den Siebzigern, weil „i glüh gern vor, i geh gern aus, mir haut’s die Sicherungen raus.“ Nette Vorstellung, dass der Strom mal kurz ausbleibt – und die Musik gleich mit. Shababs Dabba Doobie Doo!

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