In den vergangenen Tagen hatte sich Thomas Wörle gerne von seiner kämpferischen Seite gezeigt. „Wir glauben voll an uns und werden den Bock umstoßen“, sagte der Cheftrainer des SSV Ulm 1846 Fußball vor dem Zweitliga-Heimspiel gegen den 1. FC Köln. Zwei Tage später saß er nach der 0:1-Heimniederlage bei der Pressekonferenz und meinte an die Medienschaffenden gerichtet: „Wir sind die Ulmer, wir kämpfen. Morgen stehen wir auf und es geht weiter.“ Seit Dienstagabend ist allerdings klar: Der 43-Jährige wird die Mannschaft auf diesem Weg nicht mehr begleiten. Die Spatzen haben im Abstiegskampf der 2. Bundesliga die Reißleine gezogen und ihren Aufstiegstrainer vorzeitig entlassen. Auch Co-Trainer Max Knauer und Athletiktrainer Christoph Zellner wurden freigestellt – für viele zu diesem Zeitpunkt trotz der anhaltenden sportlichen Krise ein überraschender Schritt. Schließlich war erst vor Kurzem der Vertrag des Trainerstabs bis ins Jahr 2027 verlängert worden.
In einer Mitteilung erklärte der Verein am Abend, die Entscheidung sei das Ergebnis einer „intensiven Analyse“. Das nackte Zahlenwerk bestärkt die Verantwortlichen: Von bislang 25 Spielen hat der SSV in dieser Saison erst drei gewonnen, die Ulmer stecken im Tabellenkeller fest, haben als Vorletzter derzeit vier Punkte Rückstand auf Eintracht Braunschweig auf dem Relegationsplatz und Preußen Münster auf Rang 15.
Das sagt SSV-Geschäftsführer Markus Thiele zur Trennung
SSV-Geschäftsführer Markus Thiele, der dem Coach zuletzt immer wieder den Rücken gestärkt hatte, sagt: „Das ist kein schöner Tag für uns alle. Aber jeder Verein, jeder Manager, jeder Trainer kommt in solch eine Situation. Und das hat nichts mit mangelnder Wertschätzung oder ähnlichem zu tun. Im Gegenteil. Ich danke Tom und seinem Team für alles, was sie für unseren Verein getan haben. Ab sofort gilt: Neustart, Kräfte bündeln, Zusammenhalt, alles für den Klassenverbleib geben.“
Auch der Aufsichtsrat des Vereins war in die Entscheidung eingebunden. Am Dienstagnachmittag habe es ein gemeinsames Gespräch gegeben, wenig später sei die Mannschaft über die Trainerentlassung informiert worden. Uli Eitle, Vorsitzender des Aufsichtsrats, erklärt: „Die Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen. Aber wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir einen neuen Impuls setzen müssen, um unsere ambitionierten Ziele, den Klassenerhalt in der 2. Liga, weiterhin konsequent zu verfolgen. Unser Trainerteam hat in den vergangenen Jahren herausragende Arbeit geleistet, dafür gebührt ihm unser größter Respekt und Dank.“
Thomas Wörle kam 2021 zu den Spatzen, in seiner ersten Saison verpasste der SSV den Aufstieg in die 3. Liga nur knapp, im darauffolgenden Jahr sollte die Rückkehr in den Profifußball gelingen. Was folgte, war eine riesige Erfolgsgeschichte: Die Mannschaft schaffte unter Wörle den Durchmarsch in die 2. Bundesliga. Viele Spieler von damals sind auch heute noch im Kader. Allen voran Leitwolf Johannes Reichert. Wörle stand in 151 Pflichtspielen an der Seitenlinie und erzielte einen Schnitt von 1,88 Punkten pro Spiel.
Robert Lechleiter ist neuer Cheftrainer beim SSV Ulm 1846 Fußball
Seinen Posten übernimmt bis auf weiteres Robert Lechleiter. Der 44-jährige ist seit Februar 2024 im Verein. Er war zunächst sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, hat dann im Sommer 2024 die Ulmer U19 als Cheftrainer übernommen. Vor seiner Zeit bei den Spatzen arbeitete der Ex-Profi für die SpVgg Unterhaching. Neuer Co-Trainer wird Christian Demirtas. Als Profi hat der ehemalige Kapitän des FSV Mainz 05 über 100 Spiele in der ersten und zweiten Bundesliga absolviert, als Trainer war er bei den Würzburger Kickers und beim VfR Aalen aktiv. Die beiden sollen ab Mittwoch gemeinsam mit Analyse-Coach Jonas Imkamp und Torwarttrainer Holger Betz die Mannschaft auf das Auswärtsspiel am Sonntag (13.30 Uhr) beim Karlsruher SC vorbereiten.
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