Allein im Raum Ulm und Neu-Ulm waren im vergangenen Dezember mehr als 100 Autos beschädigt worden. Die Vorgehensweise war dabei meist dieselbe: Der Auspuff wurde mit Bauschaum gefüllt. Die Hintergründe aber waren zunächst unklar, vermutet wurden schnell radikale Klimaaktivisten. Kurz vor Weihnachten vermeldete die Polizei einen Ermittlungserfolg. Drei junge Männer aus Ulm, dem Alb-Donau-Kreis sowie dem Kreis Günzburg waren bei Berlin aufgegriffen worden. Jetzt kommt heraus: Die Männer sollen offenbar im Auftrag eines russischen Geheimdienstes gehandelt haben. Ihr mutmaßliches Ziel: Die Gesellschaft spalten.
Das geht zumindest aus einem aktuellen Bericht des Spiegel hervor. Das Nachrichtenmagazin beruft sich auf Informationen aus Sicherheitskreisen. Die Staatsanwaltschaft in Ulm hat demnach jetzt vier Tatverdächtige im Visier, denen die Serie von Attacken auf Autos mit Bauschaum zur Last gelegt wird. Die Tatorte der insgesamt 123 Sachbeschädigungen: Blaubeuren, Langenau, Ulm, Blaustein, Beimerstetten und Neu-Ulm. Die vier Männer sind 17, 18, 20 und 29 Jahre alt. Ihren Ausweispapieren nach sollen sie aus Serbien, Bosnien-Herzegowina, Deutschland und Rumänien stammen.
Polizei kontrolliert Transporter mit Ulmer Kennzeichen in Berlin - mit Montageschaum an Bord
Die drei jüngeren von ihnen waren von der Polizei in Berlin kontrolliert worden. Ein Opel-Transporter mit Ulmer Kennzeichen im brandenburgischen Schönefeld war den Beamten in der Nacht wohl verdächtig vorgekommen. Gefunden wurde damals jedoch kein Einbruchswerkzeug, sondern Montageschaum. Was zunächst nach „falscher Alarm“ aussah, stellte sich Stunden später als „guter Riecher“ heraus: Zahlreiche Meldungen zu mit Bauschaum beschädigten Fahrzeugen waren bei der Polizei eingegangen. Unweit von der Stelle, wo der Transporter angehalten wurde.
Wie im Raum Ulm waren auch bei den Taten in Berlin Aufkleber an den Fahrzeugen hinterlassen worden, auf denen „Sei grüner“ stand und daneben der grinsende Grünen-Politiker Robert Habeck abgebildet war. Der öffentliche Aufschrei war schnell groß. „Klima-Radikale attackieren Autos mit Bauschaum“, titelte Bild. Auch auf der Facebook-Seite unserer Redaktion waren sich Nutzer schnell sicher, wer die vermeintlichen Übeltäter waren: „Klima Terroristen“, schrieb eine. „Wenn man zu dumm für Argumente ist, kommen Gewalt und Sachbeschädigungen. Ein Bärendienst für den Umweltschutz“, kommentierte ein anderer.

Deutschlandweit seien mehr als 270 Fahrzeuge beschädigt worden. Doch offenbar wurde bewusst eine falsche Fährte gelegt: Die Spur der Saboteure führt nach Spiegel-Informationen nicht zu Klimaaktivisten – sondern nach Moskau. Die Sabotageserie soll auf das Konto russischer Auftraggeber gehen. Es handle sich um eine gezielte Kampagne mit der Absicht, im Bundestagswahlkampf Hass auf die Grünen und ihren Kanzlerkandidaten Habeck zu schüren und die Gesellschaft zu spalten, heißt es im Bericht unter Berufung auf Sicherheitskreise.
Bauschaum-Attacken auf Auto als Beleg für Russlands Einflussnahme auf die Bundestagswahl
Der Fall gilt als Belegen dafür, wovor das Bundesamt für Verfassungsschutz kurz zuvor aufgrund der anstehenden Bundestagswahl gewarnt hatte: „Einzukalkulieren sind Aktionen der Desinformation und Diskreditierung, Cyberangriffe sowie Spionage und Sabotage“, teilte die Behörde Ende November mit. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine habe Russland „das wohl größte und naheliegendste Interesse, die Wahl im eigenen Sinne zu beeinflussen“.

Die drei Verdächtigen sollen gezielt per Chat des Messengers „Viber“ angeworben sein. Autos, vorzugsweise deutschen Fabrikats, sollten lahmgelegt und Grünen-Aufkleber hinterlassen werden. Fotos dienten wohl als Arbeitsnachweis, für jedes Auto seien 100 Euro versprochen worden. Der Auftraggeber soll den Männern zugesichert haben, dass er für etwaige Kosten aufkommt, sollten sie erwischt und bestraft werden. Einen Teil des Geldes, mehrere Tausend Euro, sollen die Verdächtigen schon erhalten haben – bar, in einem Briefumschlag, heißt es. Dass offensichtlich Amateure und keine professionellen Agenten zum Einsatz kommen, sei ein neues Phänomen. In Experten- und Sicherheitskreisen werden sie als „low level agents“ oder „Wegwerfagenten“ bezeichnet. Fliegen sie auf, ist der Schaden nicht so groß.

Bei Wohnungsdurchsuchungen in Ulm, dem Alb-Donau-Kreis sowie im Landkreis Günzburg im Beisein der mutmaßlichen Verdächtigen wurden mehrere Dosen Bauschaum sowie weitere Beweismittel beschlagnahmt. Die jungen Männer machten bei der Vernehmung nur wenige Angaben, wie die Polizei damals mitteilte. Inzwischen aber soll eines der drei Männer ausgepackt haben, berichtet der Spiegel. Das Trio kam wieder auf freien Fuß. Zwei der Beschuldigten aber sollen inzwischen Deutschland verlassen haben. Für unsere Redaktion waren weder Polizei noch Staatsanwaltschaft Ulm bislang zu erreichen. (mit dpa)
Putin ließ Oppositionelle in Russland wie im Ausland ermorden. Insbesondere ließ er seine Truppen in die Ukraine einmarschieren. Seit Jahren haben Trolle aus seinen Propagandabrigaden versucht, Internetdiskussionen in Deutschland zu bestimmen. Und jetzt dieser Versuch, vor der Bundestagswahl Klimaschützern und Grünen die Beschädigung hunderter Autos anzuhängen. Eigentlich müssen sich die Pro-Putin redenden Parteien AFD und BSW von diesen Taten distanzieren! Raimund Kamm
Das sehe ich auch so wie Sie Herr Kamm. Ich denke wenn wir weiter so Blauäugig bleiben, und die AFD so anhimmeln und glauben sie haben die besten Lösungen ? Da wird es mir um das schöne Deutschland richtig übel. Warum müssen wir glauben wie viele in Europa die Rechten sind unsere Rettung??? Ich sehe das sehr sehr Kritisch!!!!
Herr Kamm können Sie auch mal lachen? Merken Sie nicht, dass es sich hier um Satire handelt?
@Herr Spannagel - Und Sie einen Schaden in Höhe von 500 Euro am eigenen Auto hätten und jemand behaupten würde, es handele sich um eine Satire… würden Sie dann auch lachen?
Klares Ja! In der Ostsee wurde ein Milliardenvermögen zerstört, und unsere europäischen Nachbarn lachen so laut, dass ich nachts nicht mehr schlafen kann! Was bleibt mir übrig als mit zu lachen? Und da kommt es auf 500 Euro dann auch nicht mehr an.
Herr Spannagel, essen Sie gerne Kuchen? Falls ja, was sind denn Ihre Lieblingssorten? Ich weiß zwar, dass diese Fragen nichts mit dem Artikel zu tun haben, aber das hat ja Ihre Antwort auch nicht. Und wenn man sich von dem eigentlichen Thema schon so entkoppelt hat, wieso dann nicht lieber über was Angenehmes sprechen…?
Also ich finde, wenn die AZ schon über Geheimdienste schreibt, dann bitte über etwas Relevantes: Wer zerstört deutsche Infrastruktur in Milliardenhöhe und warum wird das Thema nicht aufgeklärt?
Der hier vorliegende Fall ist lächerlich, eine Nebelkerze eben. Was wissen wir? Ein russisch sprechender Serbe hat diese drei Männer angestiftet, mit einem von ihnen ist er wahrscheinlich verwandt und es sind ein paar Tausend Euro geflossen. Das war's. Und jetzt?
Coole Story, fängt an wie James Bond und Tatort zugleich und endet mit pünktlichem Feierabend für den Staatsanwalt und Freigang für die Bösewichter. Das hätten die Kollegen von der Titanic nicht besser machen können :-)
Herr Spannagel, sie haben es mittlerweile vermutlich (hoffentlich!) schon realisiert: Die Story ist keine Glosse oder Satire der AZ sondern ist - erschreckende - Wahrheit.
Schon toll. Die AfD wird gleichzeitig von den Erzfeinen Russland und USA unterstützt. Beide wollen die EU zerstören um dann mit den kleinen Ländern leichtes Spiel zu haben. Dazu verrät die AfD gerne unsere Werte und verkauft uns an den Meistbietenden.
Wie gut, dass e-Autos keinen Auspuff haben. :-))
Ohne diesen schnellen Ermittlungserfolg hätte das sicher funktionieren können - eine große Heerschar fossiler Automobilisten wäre da in kurzer Zeit - von Russland instrumentalisiert - laut krakeelend über alle hergefallen, die sich für mehr Klimaschutz engagieren!
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