Der Ingolstädter OB-Kandidat eines breiten Bündnisses aus fünf Parteien will seinen Namen zum Programm machen. Christian de Lapuente ist das Kind eines spanischen Gastarbeiters, was auch der Grund für seinen Nachnamen ist, der in manch Ingolstädter Ohren durchaus exotisch klingen dürfte. Doch genau diesen Namen will er im kommenden Wahlkampf nutzen, denn er bedeutet übersetzt „von der Brücke“. Bei einem Pressegespräch hat SPD-Chef de Lapuente ein Papier vorgestellt, auf dem er seine zwölf Ziele für Ingolstadt skizziert, sollte er Ingolstadts neuer OB und damit Nachfolger von Christian Scharpf werden. Ganz oben auf dem Blatt ist eine orangefarbene Brücke zu sehen. Soll bedeuten: de Lapuente will als Oberbürgermeister Brücken bauen. Zwischen Menschen, Generationen und Ideen.
De Lapuente: „Wir dürfen die Stadt nicht kaputtsparen“
Die Krise bei VW hat den Haushalt der Audi-Stadt Ingolstadt ordentlich durcheinander gewirbelt. Der nächste Oberbürgermeister muss also ziemlich genau auf‘s Geld schauen. Das müsste auch de Lapuente, sollte er denn gewählt werden. Dennoch will er sich von den anderen Kandidaten unterscheiden: „Von anderen hören wir nur ‚sparen, sparen, sparen‘.“ Er dagegen möchte Prioritäten setzen und weiß genau, wo er den Rotstift nicht - oder höchstens ein bisschen - ansetzen will: Schulen und Kitas, Angebote für Senioren, medizinische Versorgung, Kultur - und noch ein paar Dinge mehr. Auf seiner Zuhörtour in den vergangenen Wochen habe er von den Menschen vor allen Dingen eins gehört: „Wir dürfen die Stadt nicht kaputtsparen.“
Das Geld muss trotzdem irgendwo herkommen. Der 42-Jährige hat dabei den Personalblock in der Stadt im Blick, will aber auch Bauprojekte ganz genau prüfen. Und dann ist da jene „Null“, auf die die Stadt bislang immer ganz besonders stolz war: der Kernhaushalt ist seit 2019 schuldenfrei. Lange wird das nicht mehr so bleiben, das jetzt seit einiger Zeit klar. Der OB-Kandidat plant mit weiteren Krediten, „um in die Zukunft zu investieren“. Die Gelder sollen dann vor allen Dingen in den Ausbau der Infrastruktur fließen: Schulen und Kitas, ÖPNV, bezahlbarer Wohnraum. Auch kulturelle Angebote und ein lebendiges Nachtleben hat er sich auf die Agenda geschrieben. Das sorge dafür, dass weiterhin Fachkräfte nach Ingolstadt kommen. In seinem Zwölf-Punkte-Programm zieht er einen weiten Bogen durch fast alle gesellschaftlichen Belange: Ingolstadt soll bedeutender Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort bleiben, Senioren sollen ein passendes Angebot für ein selbstbestimmtes Leben im Alter bekommen, die Stadtverwaltung soll einen effizienten und modernen Bürgerservice anbieten.
Christian De Lapuente ist Vorsitzender des TSV Nord in Ingolstadt
De Lapuente ist fest verwurzelt in Ingolstadt. Der 42-Jährige hat die Schule an der Pestalozzistraße besucht, bei Rieter eine Ausbildung zum Industriemechaniker abgeschlossen, seit vielen Jahren ist er Gewerkschaftssekretär beim DGB. Überdies ist er nicht nur Vorsitzender des TSV Nord in Ingolstadt, sondern auch noch Geschäftsführer der zugehörigen Vereinsgaststätte und damit als Gastronom Chef von 27 Angestellten. Bei der Wahl am 9. Februar will er nun Oberbürgermeister seiner Heimatstadt werden.
Der Ingolstädter SPD-Vorsitzende ist der gemeinsame Kandidat von SPD, Grünen, Linken, UWG und ÖDP. Intern hatte er sich zuvor gegen Michael Mißlbeck (UWG) durchgesetzt. Nach aktuellem Stand wird er es wohl mit drei Gegenkandidaten zu tun bekommen: Michael Kern (CSU), Stefan König (FW) und Rosa Pepke (AfD).
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