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Anschlag Mannheim: Mutmaßlicher Täter soll Neonazi-Verbindung haben

Mannheim

Bericht über Amokfahrt von Mannheim: Verdächtiger soll Neonazi-Verbindungen haben

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    Das Tatfahrzeug der Amokfahrt in Mannheim: Einem 40-Jährigen aus Rheinland-Pfalz fielen mutmaßlich zwei Menschen zum Opfer.
    Das Tatfahrzeug der Amokfahrt in Mannheim: Einem 40-Jährigen aus Rheinland-Pfalz fielen mutmaßlich zwei Menschen zum Opfer. Foto: picture alliance, dpa

    Der mutmaßliche Täter von Mannheim, der am Montag mit seinem Ford Fiesta mehrere Menschen in der Innenstadt überfahren und zwei davon tödlich verletzt hat, könnte der Neonazi-Szene angehört haben. Das legen zumindest Recherchen des Portals Exif nahe, die am Mittwoch veröffentlicht wurden. Demnach soll der 40-Jährige aus Rheinland-Pfalz Teil eines Netzwerks gewesen sein, dass von zwei Neonazis geführt wurde. Einer dieser beiden wurde 2022 zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und drei Monaten verurteilt, das Netzwerk habe dem Bericht zufolge Waffenhandel nutzen wollen, um eine AfD-nahe Organisation aufzubauen.

    Exif ist nach eigenen Angaben eine unabhängige, antifaschistische Rechercheplattform. Die Plattform berichtet anonym, auch der jüngste Bericht über den mutmaßlichen Täter aus Mannheim ist ohne Angabe eines Autors veröffentlicht worden. Die damit einhergehende mangelnde Transparenz kritisiert unter anderem die Welt. Fachmagazine wie auch die Bundeszentrale für politische Bildung oder die Tagesschau zitieren Exif jedoch, wie auch in der aktuellen Recherche verweist die Plattform auf eine Vielzahl an Quellen. Eine zusätzliche nennt auch die Taz in einem ebenfalls am Mittwoch erschienenen Beitrag: Demnach war der Verdächtige von Mannheim 2018 Teilnehmer eines rechtsextremen Aufmarschs. Bilder belegen sein damaliges Engagement.

    Angriff in Mannheim: Zweifel am Motiv des Täters

    Die Recherche könnte indes im Widerspruch zu ersten Angaben der Polizei stehen. Die hatte am Montagnachmittag mitgeteilt, dass es keine Hinweise auf einen politischen Hintergrund der Tat gebe. Der Polizei war der Mann aber durchaus durch vorausgegangene Delikte bereits bekannt gewesen und soll zudem vorbestraft sein.

    Hinweise auf weitere Täter gebe es einer Pressemitteilung zufolge indes keine. Bei dem Verdächtigen handelt es sich um einen 40-jährigen Deutschen, der Mann komme aus Rheinland-Pfalz, übereinstimmenden Medienberichten unter Berufung auf Polizeiinformationen zufolge habe er zudem keinen Migrationshintergrund.

    Der Täter von Mannheim: Kein Migrationshintergrund, psychisch erkrankt

    Der leitende Oberstaatsanwalt Romeo Schüßler sprach bei einer Pressekonferenz von „konkreten Anhaltspunkten auf eine psychische Erkrankung“. Im August habe er sich selbst anzünden und in eine psychiatrische Einrichtung einweisen wollen, seine jüngste Tat war ein Hassrede-Delikt, für das er 2018 zu einer Geldstrafe verurteilt worden war; Grund war ein rechtswidriger Facebook-Kommentar. Nach einer Verurteilung wegen Körperverletzung verbüßte er vor einigen Jahren eine Haftstrafe.

    Am Mittwoch teilten LKA und Staatsanwaltschaft mit, dass sich die Hinweise auf eine seit Jahren herrschende psychische Erkrankung des Täters verdichteten. Das gehe unter anderem aus umfangreichen ärztlichen Unterlagen und zahlreichen Zeugenaussagen hervor. „Er befand sich in der Vergangenheit regelmäßig in ärztlicher bzw. psychiatrischer Behandlung, zuletzt im vergangenen Jahr auch stationär“, heißt es unter anderem in einer Pressemitteilung. Sie sehen „weiterhin keine Anhaltspunkte dafür, dass der konkreten Tat ein extremistisches oder politisches Motiv zugrunde lag“.

    Die Ermittler sind dennoch überzeugt davon, dass der Rheinland-Pfälzer aus dem benachbarten Ludwigshafen bei seiner Tat, für die es zuvor keine Anhaltspunkte gegeben habe, absichtlich und gezielt Opfer in der Mannheimer Einkaufsstraße Planken angesteuert habe. Ein 50-jähriger Taxifahrer, der vor einigen Jahren aus Pakistan eingewandert ist, wurde zum Held, verfolgte den Täter mit seinem Fahrzeug und stellte ihn in einer Sackgasse. Die Flucht des Amokfahrers ging zu Fuß weiter, wo ihn die Polizei bald aufgriff und wenig später Entwarnung gab.

    So laufen die Ermittlung nach Angriff in Mannheim

    Bei seiner Festnahme habe der Verdächtige sich mit einer Schreckschusspistole in den Mund geschossen. Er musste anschließend ins Krankenhaus, lag im Schockraum, wurde bewacht und ist den Informationen zufolge jetzt aus der Klinik entlassen worden. Von der Vernehmung erhofft sich die Polizei Erkenntnisse über Motiv und Hintergründe der Tat

    Nun laufen Ermittlungen gegen ihn wegen zweifachen Mordes und mehrfachen versuchten Mordes. Am Dienstag sollte er vernommen werden, nachdem er inzwischen nicht mehr in der Klinik, sondern in Polizeigewahrsam sei. „Wir werden ihn heute vernehmen“, sagte der Chef des Landeskriminalamtes, Andreas Stenger. Bei den Todesopfern handelt es sich um eine 83-jährige Frau und einen 54-jährigen Mann. (mit dpa)

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    4 Kommentare
    Johann Storr

    Die Berufslügner im Umfeld der AfD haben den Täter schon als Islamisten "identifiziert". Bei denen haben Tatsachen keine Chance.

    Klaus Huber

    Bei antifaschistischer Recherche werde ich mittlerweile genauso vorsichtig wie bei AFD Aussagen .......

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    Raimund Kamm

    Herr Huber, es ist vernünftig, vorsichtig bei Quellen zu sein. Doch haben Sie gelesen, was in der verlinkten Quelle über Alexander Scheuermanns Aktivitäten steht? Raimund Kamm

    Thomas Keller

    Die Flucht vom Tatort zeigt meines Erachtens dass der Täter ein Unrechtsbewusstsein hatte. Ebenso der Suzidversuch um einer Strafe zu entgehen.

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