Wir leben in anspruchsvollen Zeiten: Einerseits können wir auf ein größeres Lebensmittel-Angebot denn je zurückgreifen, was eine gesundheitsbewusste Ernährung ermöglicht. Andererseits hat unsere Gesellschaft aufgrund der Arbeitswelt als auch privater Gewohnheiten wohl noch nie so viel gesessen. Wenn Bewegungsmangel permanent mit einer kohlenhydrat-, fett- und zuckerhaltigen Ernährung zusammenkommt, sind negative Auswirkungen für den menschlichen Körper unausweichlich.
Die Folge ist mitunter ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel, was die Gefahr auf Diabetes drastisch anhebt. Jedoch basieren nicht alle Diabetes-Typen auf schlechten Gewohnheiten. Wir erklären, welche Formen es gibt und wie sie sich medizinisch unterscheiden.
Übrigens: Zu Diabetes wird immer wieder geforscht. So haben Forschende ein Darmbakterium entdeckt, das in Zukunft herkömmliche Diabetes-Medikamente und Abnehmspritzen überflüssig machen könnte.
Welche Diabetes-Typen gibt es?
Diabetes mellitus ist eine Erkrankung, bei der die Blutzuckerwerte dauerhaft zu hoch sind. Das basiert auf einer Stoffwechselstörung, für die es unterschiedliche Ursachen gibt. Diese werden in fünf einzelne Diabetes-Typen eingeteilt. Wir erklären die Formen und was dahintersteckt:
Diabetes Typ 1: Typ-1-Diabetes (T1D) ist laut dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung eine Autoimmunkrankheit, bei der die Zellen im menschlichen Körper kein Insulin produzieren. Dabei ist dieses Hormon prinzipiell für die Blutzuckerzufuhr (Glukose) zuständig, welche aus dem Blut in die menschlichen Zellen gerät. Bei der Diabetes-Form T1D sammelt sich das natürliche Kohlenhydrat stattdessen im Blut und erhöht den Zuckerspiegel, der durch den Anstieg gesundheitliche Probleme erzeugt.
Diabetes Typ 2: Der Körper produziert zunächst ausreichend Insulin, das ändert sich jedoch mit der Zeit aufgrund von mangelhaften Lebensgewohnheiten. Die Empfindlichkeit der Körperzellen auf das Hormon ist herabgesetzt, wodurch die Zellen resistent werden: Die Folge ist, dass das körpereigene Insulin nicht mehr ausreicht, um gesundheitlich wirken zu können. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) ist für Typ-2-Diabetes (T2D) neben einer erblichen Veranlagung der Lebenswandel ausschlaggebend: Die Erkrankung resultiert aus Übergewicht durch einen Mix aus Bewegungsmangel und unausgewogener Ernährung (Zucker, Fett und Salz). Auch Rauchen kann diesen Diabetes-Mellitus-Typ verschlimmern. Wie das Bundesministerium für Gesundheit erklärt, erkranken zunehmend auch junge Erwachsene, sogar Jugendliche, daran.
Wie das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) schildert, tritt Typ-2-Diabetes wesentlich häufiger auf als die Diabetes-Form T1D: Rund 90 Prozent der betroffenen Diabetes-Erkrankten haben demnach einen Typ-2-Diabetes. Eine Kreuzung der beiden Typen wird Double Diabetes genannt.
Es gibt mehr als zwei Diabetes-Typen: Zwei weitere sind verbreitet
Sonstige Diabetesformen: Sie wurden früher teilweise als „Typ-3-Diabetes“ (T3D) bezeichnet, erklärt die Deutsche Diabetes-Hilfe. Weil diese Bezeichnung jedoch missverständlich ist, wird sie demzufolge seit 2019 nicht mehr verwendet. Das Spektrum umfasst diverse Unterformen der Zuckerkrankheit: Sie entsteht durch eine Schädigung, Zerstörung oder (Teil-)Entfernung der Bauchspeicheldrüse, die im Zuge anderer Erkrankungen oder eines Unfalls eintreten. Auf seiner Website listet das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) Mischformen, bei denen Diabetes Mellitus in Folge von genetischen Defekten, Infektionen, Behandlungen mit Medikamenten oder auch einer gestörten Hormonproduktion auftreten. Weitere Bezeichnung sind den Angaben zufolge „Sekundäre Diabetesformen“ sowie „Sonstige Diabetes-Typen“.
Schwangerschaftsdiabetes oder Typ-4-Diabetes: Bei schwangeren Frauen kann eine besondere Ausprägung von Diabetes auftreten. So kommt es beim Heranwachsen eines Kindes im Mutterleib in vielen Fällen zu einer Insulinresistenz. Bei einem Gestationsdiabetes – so laut diabinfo.de die medizinisch korrekte Bezeichnung – sprechen die körpereigenen Zellen während der Schwangerschaft nicht mehr ausreichend auf das Hormon an. In den meisten Fällen verschwindet die Zuckerkrankheit nach der Geburt. Jedoch verweist das Portal darauf, dass bei einem Schwangerschaftsdiabetes frühzeitig gehandelt werden sollte, um kurz- und auch langfristige Folgen für die Mutter und auch den Nachwuchs zu vermeiden.
Die Deutsche Diabetes-Hilfe erklärt uns zudem auf Anfrage, dass grundsätzlich jeder Mensch unabhängig vom Typ gut mit der chronischen Stoffwechselerkrankung leben kann – sofern diese individuell abgestimmt kontinuierlich behandelt wird und stabil verläuft.
Neue Diabetes-Form benannt: Typ-5-Diabetes betrifft über 20 Millionen Menschen weltweit
Bislang gab es offiziell nur vier Diabetes-Formen. Nun hat der Internationale Diabetesverband (IDF) die Klassifikation beim Welt-Diabetes-Kongress in Bangkok (Thailand) im April 2025 aber um eine Form erweitert: Typ-5-Diabetes. Die Stoffwechselerkrankung war zuvor als „Diabetes mellitus in Verbindung mit Mangelernährung“ – kurz: MRDM für Malnutrition-related Diabetes mellitus – bekannt und ist dem IDF zufolge vor allem in Asien und Afrika verbreitet. Weltweit leiden schätzungsweise 20 bis 25 Millionen Menschen an Typ-5-Diabetes.
Die Erkrankung wird durch chronische Unter- und Mangelernährung ausgelöst, insbesondere wenn diese im Kindes- und Jugendalter auftritt oder auch schon im Mutterleib. Daher liegt die Vermutung laut IDF nahe, dass sich die Bauchspeicheldrüse – hier sitzen laut flexikon.doccheck.com die insulinproduzierenden Zellen bzw. Beta-Zellen – aufgrund von jahrelangem Nährstoffmangel nicht richtig entwickeln und so nur wenig körpereigenes Insulin produzieren kann. In der Folge entsteht bei Betroffenen ein Insulinmangel und der Blutzuckerspiegel steigt. In der Regel kann Typ-5-Diabetes gut mit oralen Antidiabetika behandelt werden, erklärt der Verband.