
Die EU-Staaten streiten um ein milliardenschweres Corona-Hilfspaket. Der Druck für eine Einigung ist immens - und könnte einen moralischen Tiefpunkt nach sich ziehen.
Sicher, es geht um viel Geld. Sehr viel Geld sogar. Aber es geht eben auch um mehr. Als die 27 Staats- und Regierungschefs am Freitag ihre Beratungen in Brüssel begannen, wussten alle, dass sie kein Ergebnis finden werden, wenn sie sich nicht auf die Kernfragen der Verteilung und Kontrolle des milliardenschweren Paketes für den Wiederaufbau und den Haushaltsentwurf konzentrieren.
Es ist ein bekanntes politisches Instrument, Gegensätze dadurch zu überwinden, dass man Streitfragen erst einmal ausklammert. In diesem Fall heißt das: Der Druck, ein solidarisches Zeichen zu setzen, um die Schäden der Pandemie zu beseitigen, ist so groß, dass andere Themen, die auf dem Weg hinderlich sein könnten, übergangen werden. Das mag bei der einen oder anderen Kürzung im Etat schon schwer erträglich sein.
Ganz sicher wäre aber das „Vergessen“ der Rechtsstaatlichkeit als Grundlage für Zuwendungen aus Brüssel ein moralischer Tiefpunkt. Seit nunmehr zehn Jahren bauen Regierungschefs in einigen Ost-Ländern systematisch demokratische Grundrechte ab. Pressefreiheit, Unabhängigkeit der Justiz, Schutz von Minderheiten, ja sogar persönliche Bereicherung werden hingenommen. Die EU reagiert, aber nur hilflos, weil die notwendigen Mehrheiten fehlen. Bei der Alternative „Moneten oder Moral?“ hat Letztere offenbar keine Chance.
Lesen Sie dazu auch:
- Streit um Corona-Hilfen: Noch keine Einigung bei EU-Gipfeltreffen
- Von der Leyen im Elfenbeinturm: Erstes Jahr als EU-Kommissionschefin
- Corona: Auch EU-Kompromissvorschlag trifft auf Kritik
- So soll die deutsche EU-Ratspräsidentschaft aussehen
Die Diskussion ist geschlossen.
"Seit nunmehr zehn Jahren bauen Regierungschefs in einigen Ost-Ländern systematisch demokratische Grundrechte ab."
Schwere Vorwürfe sind das. Da hätte ich schon gerne ein paar Belege genannt bekommen.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-01/eu-beitritt-tuerkei-finanzhilfen-kuerzungen-75-prozent
>> 2020 will die Europäische Union der Türkei nur 168 Millionen Euro Beitrittshilfe gewähren. Gründe sind der Gasstreit im Mittelmeer und Ankaras Militäroffensive in Syrien. <<
Und Ungarn würde man das gar das EU Stimmrecht entziehen, während Erdogan noch Geld bekommt?
Also um was geht es denn eigentlich bei Merkel & Asselborn?
Um die Moral in der EU?
Ich will es ja gar nicht groß ändern - selbst wenn ich wollte: man muß doch Realist und kein Utopist sein. Nach Niehbur: "Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. "
Moralischer Tiefpunkt? Geld regiert die Welt - nicht Menschenrechte.
Sie haben es verstanden. Es wird Zeit dies zu ändern, helfen Sie doch mit.