Zwölf Jahre nach ihrer Gründung muss die AfD einen schweren Schlag hinnehmen. „Wir sind zu der Überzeugung gelangt, dass es sich bei der Alternative für Deutschland um eine gesichert rechtsextremistische Bestrebung handelt“, verkündeten die kommissarischen Präsidentinnen des Bundesamts für Verfassungsschutz am Freitag. Zuvor hatte das nur für die Landesverbände in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt gegolten.
Von der Partei gingen „Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung“ aus, begründete die Behörde diesen Schritt. Maßgeblich für die Einstufung sei das „prägende ethnisch-abstammungsmäßige Volksverständnis, das ganze Bevölkerungsgruppen in Deutschland abwertet“. In einem mehr als 1000-seitigen Dossier hat der Inlandsgeheimdienst über Jahre hinweg Beweise für diese Einstufung gesammelt.
AfD will gegen die Beurteilung des Verfassungsschutzes juristisch vorgehen
Das hat unmittelbare Folgen für die Partei. Bisher galt die AfD als rechtsextremer Verdachtsfall. Schon damit konnte der Verfassungsschutz die Partei überwachen, Informanten anwerben, Tonaufnahmen erstellen, in Einzelfällen sogar E-Mails mitlesen. Dabei musste jedoch die „Verhältnismäßigkeit“ gewahrt werden, eine mitunter hohe Hürde. Mit der Einstufung als „gesichert rechtsextrem“ wird das einfacher.
Entsprechend deutlich fällt die Reaktion der Partei aus. Die AfD werde durch das Urteil „diskreditiert und kriminalisiert“, sagten die Parteichefs Alice Weidel und Tino Chrupalla am Freitag. „Die AfD wird sich gegen diese demokratiegefährdenden Diffamierungen weiter juristisch zur Wehr setzen.“ Ähnlich äußerte sich der Günzburger Landtagsabgeordnete Gerd Mannes. Die Einstufung sei „ein Versuch, die Opposition mit geheimdienstlichen Mitteln zu behindern oder auszuschalten“.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) wies Anschuldigungen der AfD zurück: „Es hat keinerlei politischen Einfluss auf das neue Gutachten gegeben.“ Angesichts einer Klage gegen das Urteil zeigte sie sich gelassen. Auch frühere Einstufungen hätten einer gerichtlichen Prüfung standgehalten. Ähnlich äußerte sich ihr designierter Nachfolger, Alexander Dobrindt (CSU): „Ich gehe davon aus, dass es zu einer gerichtlichen Überprüfung der Einstufung kommen wird. Unabhängig davon führt das Gutachten zwingend dazu, dass eine weitere Beobachtung der AfD stattfinden wird.“
Die Folgen der neuen Beurteilung reichen über die erleichterte Beobachtung hinaus. Mit ihr entbrennt eine neue Debatte um ein mögliches Verbotsverfahren. Beantragen können es nur die Bundesregierung, der Bundesrat oder der Bundestag. Anfang des Jahres war ein entsprechender Antrag im Parlament noch gescheitert. Initiiert wurde er damals unter anderem von Marco Wanderwitz. Der CDU-Politiker sagt nun auf Nachfrage unserer Redaktion: „Das Offensichtliche hat man nun höchstbehördlich testiert sozusagen.“ Ein Verbotsverfahren müsse nun zeitnah kommen. „Eine wehrhafte Demokratie muss eine wirkmächtige rechtsextreme Partei vom Spielfeld nehmen, ohne Wenn und Aber.“ Carmen Wegge (SPD), Bundestagsabgeordnete unter anderem für Landsberg, sagte unserer Redaktion: „Als Abgeordnete sind wir meiner Meinung nach nun umso mehr verpflichtet darauf hinzuwirken, dass die AfD vom Bundesverfassungsgericht überprüft wird. Ich erwarte, dass sich nun alle dafür antragsberechtigten Gremien mit genau dieser Frage beschäftigen.“
Olaf Scholz warnt mit Blick auf ein AfD-Verbot vor „Schnellschüssen“
Ähnlich äußerten sich die Spitze der Linkspartei sowie Teile der Grünen. Andere sind skeptischer. Der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) warnte vor „Schnellschüssen“. Der CDU-Innenpolitiker Alexander Throm sagte, man müsse zunächst „genau analysieren, welche Konsequenzen das im Umgang mit dieser Partei haben kann“.
Der Grünen-Abgeordnete Konstantin von Notz wiederum wandte sich mit einer Mahnung in Richtung der Union: „Die heutige Entscheidung ist auch ein deutlicher Wink in Richtung derjenigen, die zuletzt für eine Normalisierung der Partei plädierten.“ Auch CSU-Chef Markus Söder sprach sich gegen jede Form der Zusammenarbeit aus. Zuletzt hatte der designierte Fraktionschef Jens Spahn dafür geworben, der AfD nicht grundsätzlich Posten zu verwehren.
Quintessenz aus einem 1000-seitigen Dossier des Verfassungsschutzes ist also: Wer "Volk" als etwas definiert, das primär auf Abstammung beruht, ist rechtsextrem? Wer nach Definitionen für "Volk" von Soziologen oder Historikern sucht, stellt fest, daß es keine verbindliche gibt. "Volk" wird in 3 Bedeutungen genutzt: 1. Staatsvolk, 2. ethnisches Volk, sowie 3. einfache Mitlieder einer Gesellschaft. Wobei bei zweiterer neben "Gemeinsamkeiten von Kultur und Geschichte, ein bestimmtes Identitäts- und Zusammengehörigkeitsbewußtsein" selbstverständlich auch die "gemeinsame Herkunft" eine große Rolle spielt (Friedrich Heckmann, Soziologe und Migrationsforscher). Und nun stellt der Verfassungsschutz fest, daß Nr. 1 die einzig legitime Defininition darstellt und die Nr. 2 andere Bevölkerungsgruppen abwertet? Wenn er sonst "über Jahre hinweg" keine handfesteren Belege für "Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung" finden konnte, ist das meiner Ansicht nach ziemlich dünn.
Das ist doch alles ein Drumherumreden, Herr Ruga. Schauen Sie sich doch einfach an, was Vertreter der AfD von sich geben. Machen Sie sich einfach mal die Mühe, bevor Sie hier mit Definitionen nicht einma entfernt ins Schwarze treffen. Lesen Sie, was Krah und Höcke schreiben, recherchieren Sie die rechtsextremen Netzwerke, mit denen die führenden Köpfe dieser Partei verwoben sind, denken Sie scharf darüber nach, was eine Machtergreifung dieser Partei für unser aller Leben bedeuten würde – dann können wir weiterreden. Der Focus ist wahrlich kein linkes Blatt, aber selbst dort findet man Höcke grenzwertig. https://www.focus.de/politik/deutschland/bjoern-hoecke-sieben-zitate-zeigen-wie-gefaehrlich-der-afd-rechtsaussen-wirklich-ist_id_6536746.html Und das ist nur ein Beispiel. Manchen Sie sich kundig, was diese Partei tatsächlich von sich gibt, dann können Sie sich das Volks-Rumgeschwurbel sparen.
Ungünstiges Timing, kurz nachdem Noch-Gesundheitsminister Lauterbach in Berlin zum 1. Mai inmitten von bunt eingerahmten Linken angegangen und als "Faschistenschwein" beleidigt wurde. >> www.augsburger-allgemeine.de/politik/aggressionen-gegen-politiker-lauterbach-am-1-mai-von-demonstranten-angepoebelt-108992808
Wen interessiert das wirklich? Viele werden wohl sagen oder denken: ist halt so - und zum nächsten Thema übergehen.
Die AfD ist gegen die mit einer 1/2 Billionn Euro beschlossene Aufrüstung von Deutschland, wo wir doch kriegstüchtig werden sollten und gegen eine Wehrpflicht unserer Kinder, die das Geld mal wieder zurück zahlen müßen. Das ist natürlich extrem rechts. Ca 6 % der Bundestagsabgeordneten der AfD haben Migrationshintergrund also auch extrem Rechts Auch Interessant Wikipedia: Rechtsextremismus
Das heißt weil man zwei Themen findet, die eben eher moderater sind, macht es das besser? Die Einstufung hätte schon vor 3 Jahren stattfinden können, da gab es genug Beweise. Heute sind es eben noch mehr, jeder der das leugnet lügt sich entweder selbst an oder hat kein Verständnis von Politik. Und ja, warum es da Mitglieder mit Migrationshintergrund gibt oder gar eine lesbische Spitzenkandidatin frage ich mich auch. Nichtsdestotrotz ist die Einstufung so richtig, und lange überfällig.
Wenn man will kann man überall Themen finden bei allen Parteien.Aber meine Themen von Aufrüstung in einer halben Billion Euro und Wehrpflicht sind für mich sehr wichtige Themen.Ich will absolut keinen krieg.Habe in meiner Familie auch 2 männliche Personen die mit Wehrpflicht rechnen müssen.War auch in keinem Wahlprogramm von Union,SPD oder Grünen. Parteien die so etwas beschließen sind für mich eher etwas rechter.Jede Partei hat Mitglieder mit Migration oder Schwule oder lesbische. Mir fehlt halt noch die Begündung für die Einstufung von Frau Nancy Faeser.die ja irgendwan noch kommen soll.
Was da abläuft ist blamabel, zeigt die politische Hilflosigkeit und weit und breit keine kompetenten deutsche Politiker, die durch Leistung die AfD bekämpfen können.
Was da abläuft, ist ein ganz normaler Prozess, wenn eine Partei am Fundament der Dekokratie sägen möchte, sich rassistisch und völkisch präsentiert. Dann muss sie es sich schon gefallen lassm, dass man ihr besser auf die Finger schaut. Dafür ist der Verfassungsschutz da, auch wenn es Ihnen persönlich missfällt, Herr Kraus.
@Frau Maria Reichenauer wir hatten überwiegend unfähige und unqualifizierte Politiker in der Ampel und es ist zu befürchten, dass sich bei der derzeitigen Konstellation sich nichts ändern wird. Ex-Nachrichtendienstchef August Hanning übt deutliche Kritik an der Faeser-Verkündung zur AfD: „Zeitpunkt und Form der Bekanntmachung durch die geschäftsführende Ministerin in den letzten Tagen ihrer Amtszeit begründen das Misstrauen, dass eine konkurrierende Partei durch eine scheinbar objektiv urteilende Behörde diskreditiert werden soll. Das Bundesamt für Verfassungsschutz ist eine Verwaltungsbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums des Innern und unterliegt den Weisungen des Ministeriums und der Ministerin.“ Nach der brisanten Bewertung des Bundesverfassungsschutzes, das die gesamte AfD als „gesichert rechtsextrem“ einstuft, meldet sich die US-Regierung zu Wort – und wirft der deutschen Noch-Regierung „Tyrannei im Verborgenen“ vor.
Der Verfassungsschutz ist in erster Linie dem Gesetz verpflichtet, also was wollen Sie damit sagen? Dass Rubio recht hat und wir in einer Tyrannei leben? Machen Sie sich nicht lächerlich – Rubio soll vor seiner eigenen Tür kehren. Und den äußerst dubiosen Hanning hier einzubringen macht es auch nicht besser.
Was machen wir dann mit den 10 Millionen Wählern, die AFD gewählt haben? Werden die dann in Umerziehungslager gesteckt?
Genau das ist der Unterschied: den 10 Millionen Wählern passiert nichts. AfD-Funktionäre wie Höcke aber haben schon angekündigt, wenn sie Macht haben werden sie mit „wohltemperierter Grausamkeit„ in Deutschland die „Unwilligen“ beseitigen oder was auch immer. Sie als AfD Wähler brauchen vor den anderen Parteien keine Angst haben. Die politischen Gegner sollen nach Höcke „ausgeschwitzt“ werden, also behandelt werden, wie in Auschwitz. Davor habe ich Angst.
Herr Storr, Wie kommen Sie darauf das ich AFD Wähler bin? Ich habe das mit keinem Wort geschrieben.
Sollte die AfD verboten werden, werden die Straßen beben vor lauter Demonstranten..............................
Grundgesetz Artikel 20, Absatz 4.
Die AfD könnte ja auch ihre Faschisten rauswerfen und sich zu einer normalen rechtskonservativen Partei mit gewissen Vorbehalten gegen zu viele Ausländer wandeln. Das wäre doch eine "Alternative". Aber die AfD möchte halt die Stimmen der überzeugten Faschisten und Rassisten nicht verlieren.
Sehr geehrter Herr Miele-Huang, sehr löblich von ihnen dass sie zum Widerstand ausfrufen gegen die AFD von der ein Teil ja tatsächlich "die freiheitlich-demokratische Grundordnung beseitigen will". Hoffen wir aber mal dass der Spuk bald ein Ende hat, ggf. dank eines Verbots, so dass dies nicht nötig sein wird.
Herr Faßnacht, wer für Faschisten demonstriert, ist selber einer. Keinen Zentimeter denen, keinen einzigen! Wie Herr Storr bereits ganz richtig bemerkte, soll die AfD doch erst mal ihre Faschisten rauswerfen!
Herr Miehle-Huang, genau so ist es. Auch wer nur mitläuft, hat Schuld. Aber wissen Sie, wenn die AfD ihre Faschisten rauswirft, dann bleibt wahrscheinlich nicht mehr viel übrig. Das Problem ist, dass viele Wähler nicht erkennen, was hinter dieser Partei steckt. Denn das Gesicht ist nett und freundlich – der Pferdefuß lauert dahinter.
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