Zumindest mehr als 330.000 Habeck-Fans wollen sich nicht damit abfinden, dass „der Robert“ geht. „Du bist für viele ein Hoffnungsträger. Und Hoffnungsträger dürfen nicht gehen, wenn sie am meisten gebraucht werden“, schreiben sie in einer Petition, die man im Internet unterstützen kann. Hoffnungsträger „müssen Führung und Verantwortung übernehmen“. Der Wunsch erfüllt sich, wenn auch nur so halb.
Habeck hätte gerne mehr getan – als starker Minister in der nächsten Bundesregierung. Doch geführt hat er die Grünen in die Opposition. 11,6 Prozent der Stimmen blieben unter dem Strich. Der Vize-Kanzler verfehlte all seine Wahlziele. Regierungsbeteiligung: futsch. Mindestens das Ergebnis von 2021 holen: missglückt. Einen anderen Politikstil etablieren: nicht erreicht.
In der Elefantenrunde knurrt er patzig
Habeck ist die Niederlage auch in diesen Tagen noch anzusehen. In der Elefantenrunde und in der Wahlnachlese knurrte er missmutig auf die Fragen der Journalisten. Bei keinem der Spitzenkandidaten ist die Diskrepanz zwischen den persönlichen Eindrücken im Wahlkampf und der brutalen Schlussabrechnung des amtlichen Endergebnisses größer. Seine Auftritte waren umjubelt, die Hallen viel zu klein und überbucht, die Leute warteten in der Kälte auf der Straße, um einen Blick auf ihn zu erhaschen. Auch Wähler, die nichts mit seiner Partei anfangen können, finden den Mann von der Küste sympathisch.
Wahlkämpfer müssen in den Wochen vor der Wahl in einen emotionalen Tunnel hinein. Nur so lässt sich das brutale Pensum aushalten. Jeden Tag mehrere Städte, dazwischen Interviews und Fernsehauftritte, jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt, jede Geste seziert. Schlaf ist in dieser Zeit so selten wie Zuversicht in Deutschland. „Es ist kein gutes Ergebnis. Ich wollte mehr, wir wollten mehr“, sagte der 55-Jährige am Morgen nach der Wahl zerknirscht. Dabei wollte er genau das verbreiten – Zuversicht. So stand es auf den Plakaten mit seinem Gesicht, die überall im Land hingen. Von diesen blickte er die Wähler ernst an. Bild-Text-Schere würde ein Medienwissenschaftler sagen.
Habeck wollte einen anderen Politikstil vorleben. Das ruhige, suchende Gespräch am Küchentisch auf das Große übertragen. Der Freund-Feind-Logik der politischen Kommunikation etwas Verbindendes entgegensetzen. Die Erzählung auf der Ebene der hohen Luft sollte auch davon ablenken, dass die irdische Bilanz des Wirtschaftsministers mager ist. Die deutsche Wirtschaft hängt im Abschwung fest. Bündniskanzler war noch so ein Schlagwort aus der wolkigen Sphäre, mit dem der Grünen-Kandidat überzeugen wollte. Genau dieser Ansatz war es, der ihm am Ende ein besseres Abschneiden kostete.

Das Merz-Manöver kostet ihn Stimmen
Bevor Friedrich Merz Ende Januar im Bundestag über einen Antrag für eine schärfere Asylpolitik gemeinsam mit FDP und AfD abstimmte, warnte ihn Habeck vor einem historischen Fehler. Doch im Bundestag explodierte Heidi Reichinnek von der Linken und erzeugte durch ihre Abrechnung mit dem CDU-Chef einen Wirbel um ihre Person, der ihre Partei nach oben trug. Der Kampf gegen Rechts bescherte weder den Grünen noch der SPD Stimmengewinne, sondern der politisch totgesagten Linkspartei. Denn Habeck konnte und wollte keine Koalition mit der Union unter Friedrich Merz ausschließen. Sie war seine einzige Option auf das überragende Wahlziel, Teil der nächsten Regierung zu sein. „Da steht meine politische Existenz im Weg“, erklärte er. „Die ganze Geschichte, die ich lebe, die ich fühle, ist, am Ende muss man sprach- und verhandlungsfähig sein.“

Dass Wahlkampf mit Parolen geführt wird, mit Zuspitzung und Verkürzung, mit persönlichen Attacken und nicht als offenes Gespräch, hat Habeck zutiefst frustriert. Nicht einmal sein Direktmandat in Flensburg konnte er verteidigen. Weil Habeck über die Landesliste abgesichert war, ist er dennoch wieder in den Bundestag eingezogen. Doch zum Bündniskanzler passt die Rolle des Oppositionspolitikers eigentlich nicht. Er haderte, ließ sich Zeit mit der Entscheidung. AfD und Linke wollen der laute, harte Widerpart zur kommenden Koalition zu sein. Ein um Ausgleich bemühter Habeck könnte dazwischen leicht zerrieben werden. Habeck will es trotzdem versuchen. Er wird Mitglied des nächsten Bundestages sein. Diese Reise geht weiter“, sagte er in einem eigens dafür aufgenommenen Video.
Habeck ist dennoch kein Karrierepolitiker im klassischen Sinne. Erst mir Anfang 30 trat er bei den Grünen ein, mit Mitte 30 machte er Politik zum Beruf. Habeck war zuvor Schriftseller und Übersetzer, schrieb gemeinsam mit seiner Frau Bücher. Politik war für ihn nur ein Beruf auf Zeit, anders als zum Beispiel für Außenministerin Annalena Baerbock, die stets eine politische Karriere anstrebte. Wenige Wochen vor der Wahl hat Habeck ein Buch vorgelegt. Die schmale Schrift trägt den Titel Den Bach rauf und steht auf der Bestsellerliste Sachbuch auf den vorderen Rängen. Habeck kommt vom Schreiben, gut möglich, dass er dorthin zurückkehrt. Das freie Leben, Wind im Haar, das Meer und Literatur, hat der Minister Habeck immer sehr vermisst. Als einfacher Abgeordneter hat er dafür mehr Zeit.
Baerbock will es noch einmal wissen
Annalena Baerbock hat mit der Schriftstellerei weniger Glück gehabt. Ihr zusammenkopiertes Buch Jetzt ruinierte ihre Kampagne im Jahr 2021, die Grünen blieben bei der Bundestagswahl seinerzeit weit hinter den Erwartungen. Ihre Karriere in der Politik soll dennoch weitergehen. Bis die neue Regierung steht, wird sie sich als Außenministerin um die zahllosen Krisen der Welt kümmern. Danach will sie einen der beiden Posten im Fraktionsvorsitz übernehmen als neue starke Frau der Grünen. Das schwache Wahlergebnis soll mit Habeck nach Hause gehen, so ähnlich wie das der SPD mit Olaf Scholz.

Doch die 44-Jährige stößt dabei auf zwei Probleme. Amtsinhaberin Britta Haßelmann, die den Co-Vorsitz für Baerbocks Realo-Flügel innehat, will erstens nicht einfach zur Seite geschoben werden. Und zweitens ist jener Realo-Flügel in der neuen Fraktion zahlenmäßig schwächer als der linke Fundi-Flügel. Offensiv erhoben hat Baerbock ihren Führungsanspruch noch nicht. Die Grünen sammeln sich noch, man hatte sich an die Macht gewöhnt.

Sehr gute Entscheidung - Robert Habeck - ich bin auch ein Fan von ihm. Er strahlt Ruhe aus, Menschlichkeit und Zuversicht. Alles Gute wünsche ich ihm von ganzem Herzen, liebe Grüße aus Nördlingen im Ries
Das finde echt sehr gut von Herrn Habeck. ich Persönlich denke die Grünen haben eine Gute Zukunft. Eine sehr gute Endscheidung für den Klimawandel und Deutschlands Zukunft. Bitte nicht Aufgeben. Wir brauchen einen Modernen Wandel und weiterhin die Erneuerbaren Energien, aber keine Rückschritte, die zur Zeit glaubenden sie schaffen die Zukunft, ich glaube das auf keinen Fall, auf keinem Fall die AFD.
Gute Entscheidung von Herrn Habeck. Sicher ist er ausgepowert nach dem Ampel-Hickhack und dem Wahlkampf. Aber seine Person wird noch sehr gebraucht und ich bin froh, dass wir ihn mit seiner Ausgeglichenheit und Toleranz wieder auf der politischen Bühne sehen werden.
Super. Er ist gewählt und es steht im frei ob er im Bundestag bleibt oder geht. In der Opposition kann er getrost weiter wirken, aber bitte nicht in Regierungsverantwortung. Gilt für Frau Baerbock ebenfalls- die bereichert mit ihren feministischen Beiträgen die Diskussion über Aussenpolitik.
Na ja, Abgeordneteentschädigung (Diäten) von über 11000€/Monat (steuerpflichtige aber von Rentenbeiträgen befreit (!!)) + etwa 5000€/Monat Aufwandspauschale (steuerfrei) - davon kann man als Oppositionspolitiker ohne Verantwortung doch ganz gut leben.
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