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Bundeswehr
26.04.2023

In der Kaserne Sanitz ist man dem Ukraine-Krieg sehr nahe

Die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags, Eva Högl, bei ihrem Besuch der Flugabwehrraketengruppe 21 in Sanitz. Hier im Gespräch mit dem Kommandeur, Oberstleutnant Markus König.
Foto: Jane Schmidt/Bundeswehr

Bundeswehr-Soldaten der dort stationierten Flugabwehrraketengruppe 21 haben 70 Ukrainer ausgebildet. Nun kam die Wehrbeauftragte – und erhielt einen Eindruck davon, was die Truppe umtreibt.

Wer sich durchs malerische Mecklenburg-Vorpommern auf die Bundeswehrkaserne in Sanitz zubewegt, kommt auch dem Krieg in der Ukraine immer näher. Denn Soldatinnen und Soldaten der hier stationierten Flugabwehrraketengruppe 21 haben, an einem geheimen Ort, 70 Ukrainer ausgebildet. Die lernten über mehrere Monate elf Stunden am Tag und sechs Tage die Woche die Bedienung des Flugabwehrraketensystems Patriot – und zogen anschließend wieder ins Gefecht gegen die Russen. In Sanitz, 25 Kilometer östlich von Rostock, wird spürbar, was die von Kanzler Olaf Scholz ausgerufene „Zeitenwende“ tatsächlich bedeutet. Es geht um weit mehr als um das sogenannte Sondervermögen von 100 Milliarden Euro. Es geht um das Vertrauen in die Politik und um die Konfrontation mit dem Tod.

Die Wehrbeauftragte Eva Högl hat an diesem Tag drei Printjournalisten und zwei Fernsehteams nach Sanitz eingeladen. Ausnahmsweise. „Normalerweise komme ich ohne Presse“, sagt die SPD-Politikerin. Die gelernte Juristin versteht sich als „Anwältin der Soldatinnen und Soldaten“, sie hat seit Amtsantritt vor knapp drei Jahren Dutzende Standorte im In- und Ausland besucht. Wenn die 54-Jährige wissen will, wo der Truppe der Schuh drückt, erfährt sie das im vertraulichen Rahmen. Presse stört da bloß, doch der Ukraine-Krieg verschiebt die Maßstäbe. Högl will die Öffentlichkeit stärker am Geschehen teilhaben lassen. Es gibt lediglich ein paar, vertretbare, Verhaltensregeln für die Journalisten. Einige Dinge sollen geheim bleiben, zum Schutz der ukrainischen Kämpfer und ihrer deutschen Ausbilder.

Ausbildung für die Ukrainer

Die Siebenbuche-Kaserne in Sanitz ist einer der Vorzeige-Standorte in Deutschland. Die Gebäude sind weiß gestrichen und augenscheinlich in einem guten Zustand. Dazwischen gibt es gepflasterte Plätze mit Zierkirschen, die bei ersten wärmenden Sonnenstrahlen ihre rosa Blüten austreiben. Chef ist Oberstleutnant Markus König, und wer in sein Gesicht schaut, ahnt, dass die Kasernen-Idylle allenfalls schöner Schein ist. Das Gesicht des Kommandeurs ist zerfurcht, scheint schmaler geworden im Vergleich zu offiziellen Pressebildern. Der 47-jährige Familienvater aus Fürstenfeldbruck sieht tatsächlich um einiges älter aus.

Kommandeur Markus König.
Foto: Jane Schmidt/Bundeswehr

König und seine Leute kommen seit Monaten nicht mehr aus dem Stress heraus. Deutsche Patriot-Systeme stehen zur Stärkung der Nato-Ostflanke auch in Polen und der Slowakei, viel Personal aus Sanitz war monatelang weg. Die in der Slowakei stationierten Teams sollten eigentlich bereits vor Weihnachten und dem Jahreswechsel zu ihren Familien zurückkehren. Doch sie mussten zwei Monate länger bleiben, weil die geplante Ablösung nach Polen beordert wurde. Zuhause warteten derweil die Angehörigen, die ohne Ehefrau oder Ehemann, ohne Mutter und Vater auskommen mussten. Die Ausbildung der Ukrainer kam hinzu.

Die Bundeswehr befindet sich im Wandel

Angehörige von Marineleuten sind darauf eingestellt, dass diese wochenlang auf See unterwegs sind. Die Boden- und Luftverbände waren davon bisher größtenteils verschont, die Corona-Pandemie verstärkte diesen Zustand. Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges ist das anders. Kommandeur König sagt, dass es neben der „Zeitenwende“ einen neuen „Zeitgeist“ geben müsse, der den veränderten Umständen Rechnung trage. Gewohnheiten und Gepflogenheiten der Vergangenheit müssten neu durchdacht werden. Was dahintersteckt: Wer sich Sorgen um die Familie macht, kann nicht konzentriert arbeiten. Die Politik, das wird bei Gesprächen in Sanitz deutlich, wird ordentlich nachlegen müssen: Es geht etwa um Finanzielles. Mit 50 Euro Betreuungsgeld pro Tag zum Beispiel lässt sich kaum Unterstützung für die Familienmitglieder daheim bezahlen. Es geht auch um eine größere Verlässlichkeit.

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So wissen die Bundeswehrangehörigen immer noch nicht, wie lange der Einsatz in Polen und der Slowakei andauern soll. Es bestehe eine Verabredung zwischen Polen und Deutschland, „dass die Patriots bis zum Sommer dort bleiben“, sagte SPD-Verteidigungsminister Boris Pistorius Ende vergangener Woche in Ramstein. Darüber hinaus gebe es „Überlegungen, die aber noch nicht abgeschlossen sind, wo die Patriots wann hingehen. Da sind wir in Gesprächen“, ergänzte er. Nicht ausgeschlossen, dass Gerüchte aus Nato-Kreisen zutreffen, wonach deutsche Patriot-Systeme zum Schutz des Nato-Gipfels Mitte Juli im litauischen Vilnius angefordert werden könnten. Über Pistorius sprechen sie in Sanitz mit Hochachtung. Der Minister würde sicherlich gerne präzisere Angaben machen, denn neben Anderem müsste man ja auch dringend mal den Jahresurlaub planen. Doch der Minister muss sich eng mit dem Oberbefehlshaber der Nato-Truppen in Europa, US-General Christopher Cavoli, abstimmen. Und so wird man in Sanitz zum Spielball unterschiedlicher Bündnis-Interessen.

In wirtschaftlich ärmeren Regionen fällt es der Bundeswehr leichter, qualifiziertes Personal zu rekrutieren

Die Wehrbeauftragte Eva Högl beobachtet die Entwicklung seit Ausbruch des Ukraine-Krieges gleichermaßen aufmerksam und besorgt. „Ich setze sehr darauf, dass sich die Zeitenwende im Positiven auch für die Soldatinnen und Soldaten irgendwann im Laufe des Jahres zeigt“, sagt sie. Ihrem Gespräch mit gut zwei Dutzend Soldatinnen und Soldaten dürfen die Pressevertreter zuhören, zitieren sollen sie aus Vertraulichkeitsgründen nicht. Man kann sagen: Deutlich wird, dass der Druck auf dem Kessel enorm hoch ist. „Wir. Dienen. Deutschland“: Die Truppe würde das Motto und ihren Auftrag bereitwillig erfüllen – wenn man sie denn ließe.

In den wirtschaftlich ärmeren Regionen Deutschlands fällt es der Bundeswehr dabei etwas leichter, qualifiziertes Personal zu rekrutieren, weil der Konkurrenzkampf mit der Privatwirtschaft nicht ganz so hart ist. Doch auch in der Siebenbuche-Kaserne fehlt es an Personal, von etwa 600 Dienstposten sind rund 100 nicht besetzt. Über den Fachkräftemangel hinaus haben alle Standorte mit Ausrüstungsproblemen zu kämpfen. Es fehlt an Munition und schweren Waffen. Sanitz macht deutlich, worum es geht: Die Luftwaffe hat auf dem Papier zwölf Patriot-Systeme. Drei sind in Polen, zwei in der Slowakei stationiert. Eines ist seit kurzem in der Ukraine im Einsatz. Fünf weitere werden von der Industrie instandgesetzt – bleibt ein einsatzfähiges System übrig. Auf die Frage, ob eine Landesverteidigung derzeit überhaupt möglich sei, zögert Kommandeur König nicht eine Sekunde mit der Antwort, und die lautet: „Ein klares Nein.“

Zu Zeiten des Kalten Krieges war das "System Bundeswehr" vergleichsweise einfach aufgebaut

Mehrfach betont Högl die Notwendigkeit von „guten Rahmenbedingungen, also den schellen Zulauf von Material, Instandsetzung und neuem Personal“. Noch spüre die Truppe „nicht viel von dem“, was seitens der Politik angekündigt worden sei, sagt die Norddeutsche. Högl war viele Jahre lang Abgeordnete, jetzt unterstützt sie den Bundestag bei der parlamentarischen Kontrolle der Streitkräfte. Sie weiß um schier ewig lange Beschaffungswege und um die Beharrungskräfte in der Politik.

Soldaten der Bundeswehr stehen auf einem Anhänger mit Abschussrampen für Lenkflugkörper des Patriot-Luftabwehrsystems.
Foto: Sebastian Kahnert, dpa

Zu Zeiten des Kalten Krieges war das "System Bundeswehr" vergleichsweise einfach aufgebaut. Und die Truppe bestand fast ausschließlich aus Männern. Heute bildet sie mehr denn je die gesamte Gesellschaft ab, hat Alleinerziehende und Trans-Menschen in ihren Reihen. Die Ansprüche sind gewachsen, es gibt eine Arbeitszeitordnung, und selbst im Einsatz ist die Mülltrennung zu beachten. Mit den Herausforderungen des Krieges muss das alles in Einklang gebracht werden. Innerhalb der Armee, aber auch außerhalb. 

Spielt die Gesellschaft mit?

Aber: Ist die neue Bundeswehr denn in die Gesellschaft eingebunden? Eva Högl sagt, sie nehme wahr, dass seit dem Beginn der russischen Invasion der Ukraine, dem 24. Februar 2022, "viele Menschen in Deutschland wissen, wofür wir die Bundeswehr haben und wofür wir sie brauchen. Dieses Bewusstsein war etwas verloren gegangen“. Es gebe ein „gesellschaftliches Bewusstsein, es gibt gesellschaftliche Unterstützung und es gibt eine parlamentarische Mehrheit“. Das seien die besten Voraussetzungen, um mehr für die Bundeswehr zu erreichen.

Zur Zeitenwende gehört auch, dass womöglich vermehrt Menschen bei Einsätzen ihr Leben lassen. Mehr als 3.300 Bundeswehrangehörige sind seit der Gründung der Armee 1955 in Ausübung ihres Dienstes ums Leben gekommen. Davon starben 116 Menschen im Auslandseinsatz oder in anerkannten Missionen. Ob sich seine Einsatzkräfte verstärkt mit dem Thema Tod befassen müssten? Er wisse nicht, sagt Oberstleutnant König, ob sie es müssten. Er rate aber jedem und jeder, es zu tun.

Um das Waffensystem bedienen zu können, wurden die ukrainischen Soldaten geschult

Zurück zum Flugabwehrraketensystem Patriot. Das kann Flugzeuge, Raketen und Marschflugkörper bekämpfen. Es besteht in der Hauptsache aus einem Radargerät, der Feuerleitstelle mit zwei Arbeitsplätzen, einem Startgerät zum Abschuss der Abwehrraketen und einem Stromgenerator. Ein System kostet rund 200 Millionen Euro, die Geschosse gehen extra. Patriot kann bis zu 50 Ziele gleichzeitig kontrollieren und bis zu fünf Ziele zeitgleich bekämpfen. Nachdem die USA kurz vor Weihnachten verkündeten, dass sie Patriot-Waffensysteme an die Ukraine liefern wollten, entschied sich im Januar auch die Bundesregierung zu diesem Schritt. 

Um das hochkomplexe Waffensystem bedienen und warten zu können, wurden dann die ukrainischen Soldaten geschult. Diese und die deutschen Ausbilder und Ausbilderinnen der in Sanitz beheimateten Flugabwehrraketengruppe 21 sind sich persönlich näher gekommen. Zum Abschluss der Ausbildung erklärte Kommandeur Markus König: „Es war für uns alle ein äußerst emotionaler Moment, als wir den ukrainischen Soldaten im Rahmen einer Abschlusszeremonie ihre Zertifikate ausgehändigt haben.“ Er habe, ergänzte der Kommandeur, „höchsten Respekt vor der Aufgabe, die nun vor den Ukrainern liegt.“

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