Mohammed bin Salman war noch vor wenigen Jahren ein internationaler Paria – heute ist er Gastgeber der Weltmächte. Der Kronprinz von Saudi-Arabien wurde im Westen jahrelang geschnitten, weil er den Regimekritiker Jamal Khashoggi ermorden ließ, doch nun trafen sich die Außenminister von USA und Russland in seiner Hauptstadt Riad zu Gesprächen über den Ukraine-Krieg. Der 39-jährige saudische Thronfolger hat sein Land geschickt als Vermittler in Stellung gebracht.
Glück und politisches Geschick kamen dem Prinzen dabei zu Hilfe. Saudi-Arabien ist nicht der einzige Staat, der im Ukraine-Krieg als Vermittler infrage kommt, weil er gute Beziehungen zu beiden Konfliktparteien hat. 2022 war es die Türkei, die das Istanbuler Getreideabkommen aushandelte. Präsident Recep Tayyip Erdogan wirbt seitdem für die Türkei als Gastgeber eines Ukraine-Gipfels. Doch anders als die Türkei ist Saudi-Arabien kein Nato-Mitglied und damit aus russischer Sicht vertrauenswürdiger. Zudem hat Riad mehr gemeinsame Interessen mit Moskau, als Ankara. In der Gruppe Opec-Plus der Ölproduzenten arbeitet MBS mit Wladimir Putin zusammen, um die Ölpreise hochzuhalten.
Der saudische Kronprinz achtet darauf, die Sicherheitsallianz mit den USA nicht zu gefährden
Das schmeckte dem Westen nicht, aber der Kronprinz achtete darauf, die Sicherheitsallianz mit den USA nicht zu gefährden. Mit US-Präsident Donald Trump kam MBS schon in dessen erster Amtszeit gut zurecht; er ist auch mit Trumps Schwiegersohn Jared Kushner befreundet. In Trumps Außenpolitik spielen demokratische Werte keine Rolle. Das kommt dem saudischen Thronfolger entgegen. MBS hatte ein frostiges Verhältnis zu Joe Biden, der Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien beklagte. Er duldet keinen innenpolitischen Widerspruch und ließ 2024 nach Zählung von Menschenrechtlern 330 Menschen hinrichten.
Im Ukraine-Konflikt wirkten Saudi-Arabien und die Golf-Staaten Katar und VAE zunächst hinter den Kulissen. Sie boten sich als Vermittler beim Austausch von Kriegsgefangenen an. Ansonsten hielten sich die Golf-Araber alle Türen offen. „Es überrascht daher nicht, dass sich die Saudis wie die anderen Golfstaaten bei allen relevanten UN-Abstimmungen zum Ukraine-Krieg zumeist enthielten“, sagt Thomas Demmelhuber, Nahost-Experte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. „Das vom Westen initiierte Sanktionspaket gegen Russland lehnen die Golfstaaten kategorisch ab“, sagte Demmelhuber unserer Redaktion. Schließlich profitierten die Golf-Staaten von den Konsequenzen der Sanktionen.
Dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verärgert abreist, nimmt Mohammed bin Salman in Kauf
Diese Politik zahlt sich jetzt in der Weltpolitik aus: Amerika und Russland sprachen in Riad über Krieg und Frieden in Europa - anders als die Europäer durften die Araber dabei sein. Dafür nimmt MBS in Kauf, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verärgert seinen für Mittwoch geplanten Besuch in Riad absagte. Zur bloßen Anbiederung an die Großmächte gerät das arabische Streben nach einer weltpolitischen Rolle dabei nicht. „Es gibt auch Grenzen“, sagt Demmelhuber. So zögert Saudi-Arabien damit, die Einladung Russlands in den Staatenverbund Brics anzunehmen. MBS hält Putin also hin. Daraus spreche „die Selbstwahrnehmung einer Regionalmacht, die in den letzten Jahren an geopolitischer Bedeutung gewonnen hat und diese auch selbstbewusst auf regionaler und internationaler Ebene bespielen will“.
Das Treffen der Außenminister von USA und Russland, Mario Rubio und Sergej Lawrow, war der vorläufige Höhepunkt dieser Politik, aber nicht der Abschluss, wenn es nach MBS geht. Riad ist auch als Ort eines Gipfeltreffens von Trump und Putin im Gespräch.
Ich bin zwar kein ausgebildeter Diplomat, aber zum 1x1 der Diplomatie gehört doch sicherlich(schon immer): schlage nie eine Türe zu oder anders ausgedrückt: halte alle Türen offen und laß keinen Gesprächsfaden abreißen. Haut ja in Deutschland nicht mal innenpolitisch hin.
Gehört zum 1x1 der Diplomatie auch, dass man nicht mit Mördern verhandelt? Oder wie war das nochmal mit Jamal Ahmad Khashoggi?
MBS ist nicht als Mörder verurteilt oder überführt - es gibt lediglich Hinweise darauf. Es gehört zur Diplomatie dazu mit Polikern zu sprechen oder zu verhandeln die inmidirekt BVlut an den Fingern haben. Z.B.: Deutschland spricht ja auch mit Netanjahu oder hat mit Obama gesprochen, dem US-Kriegspräsident #1(nebenbeio hat der bin Laden ohne Gerichtsurteil ermorden lassen). Siehe: https://www.spiegel.de/panorama/krieg-barack-obama-ist-der-us-praesident-mit-den-meisten-kriegstagen-a-00000000-0003-0001-0000-000000567071
Sie sehen - erst war empört über den kaltblütigen Mord an Khashoggi, aber bald hat sich Empörung gelegt und der arab. ist ein gefragter Ansprechpartner bei Konfliktlösungen. Geld und Macht rangieren auch heute noch vor den ständig geforderten Werten. Und zur Diplomatie gehörte und gehört auch, dass mit Rechtsbrechern verhandelt.
Dieser Konstellation Saudi Arabien als Vermittler und Verhandlungsort für die USA und Russland die diplomatischen Beziehungen wieder zu normalisieren und ungestört durch Dritte Möglichkeiten den UA Konflikt beizulegen überrascht die werteorientierten und regelbasierten Europäer und entsetzt die UA Führung zutiefst. Und das kurz nach dem nicht gerade harmonischen Zusammentreffen der US Administration mit EU Politikprominenz bei der MSC 2025. Und ob nun der UA Präsident seinen Riad Besuch streicht oder verschiebt dürfte den saudischen Kronprinzen nicht weiter stören.
Scheint Sie sehr zu freuen, dass die Europäer von einem amerikanischen Vizepräsidenten mit krassen Bildungs- und Informationslücken so richtig eins drauf gekriegt haben. Nun ja, Schadenfreude ist auch eine Freude, aber meist ist sie ein eher kurzes Vergnügen. Das werden auch die noch merken, die Trump für einen tollen Präsidenten halten, der so richtig was anpackt. Es wird nicht aus allem Gold werden, sondern neue Konflikte sind vorprogrammiert. Ich bin jedenfalls stolz, dass Europa eine "wertorientierte" und "regelbasierte" Grundausrichtung hat. Damit kann ich gut leben. Ob die Amerikaner dauerhaft an ihrem hyperaktiven Präsidenten Freude haben werden, wird sich zeigen. Und wann der dem spartanischen Putin auf die Nerven geht – auch das wird sich zeigen. Ob Mohammed bin Salman ein guter Vermittler sein wird – ich traue es ihm durchaus zu. Das Blut an seinen Händen wird dadurch nicht blasser, aber vielleicht kann er zumindest den Palästinensern zu mehr Gerechtigkeit verhelfen.
Um Ursache und Wirkung zu begründen, müssen wir lediglich auf die Entscheidungen der EU und seiner Mitgliedsstaaten reflektieren. Wenig bis keine! Wenn man Chancen und Notwendigkeiten nicht erkennt und sein Handeln nicht danach ausrichtet, ist man im Abseits, in der Bedeutungslosigkeit. Und die EU hat dies bravourös geschafft.
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